Dialog statt weiterer Konfrontation: Der DFB will nach den Vorkommnissen am vergangenen Wochenende zeitnah den Austausch mit den Fans suchen. Der Verband gab auf seiner Internetseite bekannt, dass es "noch vor dem kommenden Bundesliga-Wochenende ein Treffen mit der AG Fankulturen geben" werde, um den "konstruktiven Dialog mit den Fanorganisationen auch in dieser emotionalen Thematik aufzunehmen".
Dabei möchte der DFB auch in einen Diskurs starten, welche Formen der Kritik gangbar sind und wo eine rote Linie verläuft. "Nicht tolerieren können wir personifizierte Gewaltandrohungen und erst recht kein diskriminierendes Verhalten", heißt es weiter.
DFB-Präsident Fritz Keller betonte: "Aus der besonderen Verantwortung des Fußballs heraus müssen wir bei Diskriminierungen oder personalisierten Gewaltandrohungen handeln und können nicht länger wegschauen."
Man müsse gemeinsam mit allen relevanten Akteuren diskutieren, "wo bei Kritik, die selbstverständlich zulässig ist, auch wenn sie überzeichnet daherkommt, künftig die rote Linie verläuft. Wir begrüßen es sehr, dass auch die Fanorganisationen im Dialog mit den Verbänden ihren Beitrag leisten wollen", so Keller.
DFB gibt vorschnelle Spielunterbrechungen zu
In diesem Zusammenhang gab der Verband auch zu, dass der sogenannte Drei-Stufen-Plan von den Beteiligten am vergangenen Wochenende vereinzelt zu schnell angewandt worden war: "Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass bei einzelnen Partien zu sensibel reagiert wurde. Wenn in Berlin Fangruppen ihren Unmut gegenüber Entscheidungen des DFB mit einer harten Wortwahl zum Ausdruck bringen, muss das der DFB selbstverständlich aushalten. Und auch gegen kreative Spruchbänder, wie sie von Fans des MSV Duisburg zu sehen waren, ist nichts einzuwenden."
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte allerdings auf dem UEFA-Kongress in Amsterdam am Dienstagmorgen nochmals klargemacht: "Wir dürfen keine Angst davor haben, die Regel anzuwenden, und wir müssen sie überall anwenden", äußerte der 52-jährige Slowene: "Es ist ein ernsthaftes Problem, und wir müssen noch mehr tun. Nur dann können wir stolz auf uns sein."
Die Drei-Stufen-Regel (zweimalige Unterbrechung vor dem Abbruch) war beispielsweise am vergangenen Wochenende auch in der Bundesliga nach Schmähungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp umgesetzt worden. Generell wünschte sich Ceferin eine rasche Besserung der Situation.
"Wir müssen kommenden Generationen zeigen, dass Fußball gleichzusetzen ist mit Offenheit und Toleranz", sagte er: "Fußball ist eine Feier des Lebens, von Gemeinsamkeit und Austausch. Das Problem ist in unserer Gesellschaft, das muss aufhören."
Für den DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch bleiben indes Kollektivstrafen für Fans bei einem Fehlverhalten weiter eine mögliche Art der Sanktionierung. Dies sei zwar "das letzte Mittel", sagte Koch im Interview mit dem Portal Legal Tribune Online, aber "es wurde immer klar kommuniziert, dass Zuschauerausschlüsse nicht gänzlich abgeschafft sind".
DFB-Vize Rainer Koch: "Weitere Eskalationen verhindern"
Am vergangenen Wochenende war es in mehreren Stadien zu Beleidigungen gegen Dietmar Hopp, den Mehrheitseigner der TSG Hoffenheim, gekommen. Auslöser war vermutlich ein Urteil das DFB-Sportgerichts, das Fans von Borussia Dortmund wegen wiederholter Schmähungen für zwei Spielzeiten von den BVB-Partien in Sinsheim ausschloss.
"Es muss jetzt das Ziel sein, weitere Eskalationen zu verhindern. Dafür muss im Dialog aufeinanderzugegangen werden", sagte Koch, der Unmutsbekundungen in Richtung der Verbände durchaus dulden würde: "DFB und DFL müssen klar kommunizieren, dass einerseits Kritik, auch harte Kritik an Vereinen und Verbänden von diesen hinzunehmen und deshalb auch nicht verboten ist, dass andererseits aber eine rote Linie überschritten wird, wenn einzelne Personen in menschenverachtender Weise verunglimpft oder beleidigt werden."