Franca bei Bayer Leverkusen: Der Magier, der den FC Bayern zerlegte und dann in Japan seinen Frieden fand

Von Lukas Schranner
Franca spielte von 2002 bis 2005 bei Bayer Leverkusen.
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Franca hatte in Leverkusen große private Probleme

Der Südamerikaner verfiel zurück in alte Muster, Unzufriedenheit machte sich breit. Er fühlte sich unwohl, sich in seiner Ehre gekränkt und pochte auf Einsatzminuten. Zudem blieb die Kommunikation weiter schwierig. Der Brasilianer konnte noch immer kein richtiges Deutsch und auch nur teilweise Englisch, neben dem Platz war er ohnehin ein Einzelgänger. "Franca war sicherlich kein Spieler, der sich in der Umgebung von vielen Spielern bewegt hat. Er war nicht der Typ, der von sich aus versucht hat, in die Gemeinschaft einzutauchen. Und er war sehr introvertiert, wenn es um Privates ging", sagte Wolfgang Holzhäuser, der damals den Posten als Sprecher der Geschäftsführung von Bayer 04 bekleidete, auf Nachfrage von SPOX und Goal .

Franca war nicht immer in der Lage, seinen vollen Fokus auf den Fußball zu legen. Den neunfachen brasilianischen Nationalspieler beschäftigte seine private Situation auch abseits des Rasens. "Ich habe oft mit ihm gesprochen, auch weil ich seine private Situation kannte. Sein Kind und seine Frau, die in der Finanzbranche tätig war, waren aufgrund privater Probleme für eine Zeit in Brasilien. Da merkte man dann auch bei ihm, dass die Leistungen nachlassen. Stimmte es privat, dann stimmte es auch auf dem Platz", so Ex-Leverkusen-Coach Augenthaler zu SPOX und Goal .

Franca verlässt Bayer Leverkusen als Problemkind

"Er hat in wichtigen Spielen große Klasse gezeigt und konnte auftrumpfen. Letztendlich fehlte unter dem Strich die Konstanz. Ich glaube aber, dass er unter der ganzen privaten Situation gelitten hat und Heimweh hatte", sagte Calmund über Francas letzte Wochen in Leverkusen. Auch innerhalb der Mannschaft war seine Situation abseits des Rasens bekannt. "Man hat das natürlich mitbekommen. Das sind Dinge, mit denen man natürlich vieles entschuldigen kann und erklären kann, auch leistungstechnisch", erklärt Jens Nowotny.

Doch die Beziehung zwischen Franca und Bayer Leverkusen neigte sich langsam, aber sicher dem Ende entgegen. Der Unzufriedene gab seinen Unmut dann sogar öffentlich zu bekennen. "Als ich in Leverkusen unterschrieb, war ich ganz oben. Ich war neben Ronaldo in der Nationalelf gesetzt, das ganze Land schwärmte von mir. Jetzt habe ich alles verloren. Den Respekt meines Landes, die Liebe der Fans. Jetzt bin ich ganz unten. Wenn ich sage, ich bin glücklich, wäre ich ein Lügner. Mein Herz ist gebrochen. Ich will nur noch weg", sagte er im Juli 2005 dem Sunday Express.

Bayer 04 zögerte zunächst, beschloss aber dann doch, dem Wechselwunsch des verzweifelten Brasilianers zu entsprechen. Für nur mehr 2,5 Millionen Euro verkaufte Leverkusen Franca schließlich an Kashiwa Reysol nach Japan. "Ich habe es mit Samthandschuhen probiert, ich habe es mit der Peitsche probiert, aber warum soll ich ein 29-jähriges Problemkind weiter behalten, wenn das Problem lösbar ist und man Geld für ihn bekommt", lautet die heutige Analyse von Klaus Augenthaler. "Ich habe mich wirklich lange um ihn gekümmert. Irgendwann muss ein Profi aber auch mal auf seinen eigenen Beinen stehen", so Augenthaler.

Franca ließ seine Karriere in Japan ausklingen.
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Franca ließ seine Karriere in Japan ausklingen.

Franca findet seinen Frieden in Japan

Durch das Aus in Leverkusen verschwand Franca plötzlich von der europäischen Bühne, auf die er sich zumindest in der Saison 2003/04 mit seinem brasilianischen Flair und seiner Torgefahr katapultiert hatte. In Japan blieb er Kashiwa Reysol ganze fünf Jahre treu, traf in 113 Pflichtspielen gar 32-mal ins Schwarze. Doch in Europa war er schnell kein Thema mehr. "Wir haben ihn noch eine gewisse Zeit weiterverfolgt. Aber da über den japanischen Fußball kaum etwas berichtet wird, haben wir nichts mehr mitbekommen", erklärt Wolfgang Holzhäuser.

Im Jahr 2010 hängte Franca dann mit 34 Jahren erstmals seine Schuhe an den Nagel. Zwar beging er von Sommer 2011 bis Anfang 2012 noch ein kurzes Intermezzo beim Yokohama FC, dann aber war endgültig Schluss. Mittlerweile ist er in Japan sesshaft geworden, hat dort seine zweite Heimat gefunden. "Dass ich nach Japan gegangen bin, war das Schlimmste, was ich je getan habe, weil ich mich in die Kultur verliebt und beschlossen habe, nie wieder von hier weg zu gehen. Es ist ein sehr ordentliches Land mit einem hohen Maß an Bildung und einem Respekt untereinander, den man so in anderen Ländern nicht vorfindet", sagte Franca im März 2020 in einem Interview mit der brasilianischen Sportzeitschrift Placar .

Sein rapider Aufstieg zum Unterschiedsspieler in Leverkusen ging ebenso schnell vonstatten wie sein Name hierzulande in Vergessenheit geriet. "Mein Eindruck war, dass er als Mensch nie so richtig in Leverkusen angekommen ist. Er fühlte sich ab und zu missverstanden und war unzufrieden, wenn das Spiel nicht für ihn gelaufen ist. Seine Vorstellung war, dass man ihn in erster Linie auch so behandelt, wie er auch eingekauft wurde - als Goalgetter", so Wolfgang Holzhäuser über Francas Zeit in Deutschland. "Seine persönliche Eitelkeit, von wegen 'Ich bin Franca und ich bin Brasilianer'", war für Klaus Augenthaler das Problem. Ein Problem, dass sich über drei Jahre nicht vollends lösen ließ und den Namen eines Magiers von der Landkarte radiert hat.

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