Bevor Olmo in Zagreb zum Profi reifte, durchlief er bis zur U18 die Jugendakademie des FC Barcelona: La Masia. Er spricht über seinen Weggang nach Kroatien und verrät, an welchen Stars er sich orientiert.
Herr Olmo, die Coronakrise hat insbesondere Ihre Heimat Spanien erschüttert. Wie haben Sie die Quarantäne in Deutschland verbracht?
Dani Olmo: Zu Beginn war es ziemlich hart und komisch, aber die Situation in Deutschland war natürlich zu keiner Zeit mit der in Spanien vergleichbar. Hier gab es keine Ausgangssperre, man konnte sein Haus immerhin für Spaziergänge verlassen. Mein Vater wohnt bei mir und wir sind nicht oft rausgegangen, und wenn dann nur unter Berücksichtigung der Auflagen des Klubs und der Gesundheitsämter. Ich habe zu Hause trainiert und freue mich jetzt auf den Neustart.
Sind Sie überrascht, dass es im Vergleich zu anderen Ligen schon wieder so früh losgeht?
Olmo: Wenn wieder gespielt wird, dann weil wieder gespielt werden kann. Man hat uns über alle Vorsichtsmaßnahmen informiert. Ich denke nicht, dass die Entscheidung zu voreilig oder aus Verzweiflung getroffen wurde, sondern einvernehmlich. Ich denke daher nicht, dass es irgendein Problem gibt.
Seit Ihrem Wechsel von Dinamo Zagreb nach Leipzig haben Sie ein Tor erzielt. Welche persönlichen Ziele haben Sie für die restliche Saison noch?
Olmo: Es wäre auch wegen der Olympischen Spiele und der Europameisterschaft eine sehr wichtige Rückrunde für mich gewesen, aber beide Turniere wurden auf das nächste Jahr verschoben. An meinem persönlichen Ziel, an beiden Turnieren teilzunehmen, hat sich nichts geändert. Ich muss mich fußballerisch weiter verbessern, aber jetzt kann ich mich erst einmal voll darauf konzentrieren, hier anzukommen und Leipzig weiterzuhelfen.
Dani Olmo: Habe Barca-Abschied "nie" bereut
Ihre positive Entwicklung in den vergangenen Jahren begann mit Ihrem Wechsel vom FC Barcelona zu Dinamo Zagreb im Jahr 2014. Warum fiel Ihre Wahl damals ausgerechnet auf die Kroaten?
Olmo: Ich habe an meine Zukunft gedacht. Dinamo ist für seine gute Jugendarbeit bekannt. In Zagreb haben sie mir die Möglichkeit geboten, schon als 16-Jähriger mit den Profis der ersten Mannschaft zu trainieren. Das kann für einen jungen Spieler sehr hilfreich sein. Kein anderer Verein konnte mir das bieten. Also entschieden meine Familie und ich uns dafür.
Haben Sie diesen Schritt in irgendeiner Phase bereut?
Olmo: Nie. Als ich nach Kroatien gegangen bin, habe ich den Traum verfolgt, Profi zu werden. Das habe ich wahr gemacht, auch wenn mir noch viel fehlt, um auf dem höchsten Niveau zu bestehen. Zum Glück ist in Zagreb alles gut gelaufen.
Was war die härteste Phase in Ihrer bisherigen Karriere?
Olmo: Das Leben eines Fußballers ist kurz und natürlich gibt es hin und wieder harte Phasen. In Kroatien war auch nicht alles gut. Zu Beginn schon, als ich sehr oft bei den Profis eingebunden wurde. Im zweiten Jahr aber zum Beispiel weniger, was mental hart für mich war. Aber mir war immer klar, dass ich es schaffen würde, wenn ich weiter an mir arbeite.
Sie stammen aus La Masia, der Talentschmiede des FC Barcelona. Von wem haben Sie dort am meisten gelernt?
Olmo: Von sehr vielen Leuten, ich hatte sehr gute Trainer. Sergi Mila zum Beispiel, unter dem ich in der U12 zum ersten Mal der beste Torschütze der Mannschaft war. Außerdem haben wir damals das Torneo de Brunete (ein berühmtes Jugendturnier in der Nähe von Madrid, Anm. d. Red.) gewonnen. Ich erinnere mich auch noch an meine letzte Saison mit der U16 von Barca, in der ich so gut war, dass ich erstmals zur Jugendnationalmannschaft eingeladen wurde. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, war ich damals sogar der beste Torschütze in meinem Jahrgang. Ich durfte auch für die katalanische Nationalmannschaft spielen, leider schieden wir im Halbfinale der spanischen Meisterschaft gegen Andalusien aus. Generell habe ich sehr gute Erinnerungen an meine sechs Jahre bei Barca.
Dani Olmo: Deshalb bin ich zu RB Leipzig gewechselt
Bevor Sie sich für einen Wechsel nach Leipzig entschieden, soll auch Barca bei Ihnen angeklopft haben. Warum wurde nichts aus einer Rückkehr?
Olmo: Das ist keine Frage für mich. Ich weiß nicht einmal, ob eine Rückkehr nach Barcelona eine echte Option war. Es wurden viele Dinge geschrieben. Fakt ist: Ich hatte eine gute Zeit bei Barca, wusste aber irgendwann, dass ich den Schritt woandershin machen musste. Leipzig zählte im Januar zu den Vereinen, die am meisten an mir interessiert waren und das auch unter Beweis stellten. Deshalb traf ich am Ende die Entscheidung, dorthin zu wechseln.
Auch andere Vereine aus Spanien, darunter Atletico Madrid, sollen sich um Sie bemüht haben. Würden Sie eines Tages gerne nach Spanien zurückkehren?
Olmo: Ja. Das habe ich schon früher gesagt und daran wird sich nichts ändern. Es wäre natürlich eine schöne Sache, in der Liga meines Landes zu spielen. Sie zählt zu den besten der Welt und zieht viele Menschen in ihren Bann. Warum also nicht?
Warum fiel Ihre Wahl aber auf Leipzig? Starkes Interesse allein kann Sie ja nicht überzeugt haben ...
Olmo: In erster Linie wegen des Projekts und der Arbeit mit Talenten. Wenn man sich den Kader ansieht, sind wir sehr viele junge, entwicklungsfähige Spieler, die aber auch schon oben mitspielen können, was sich ja sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League zeigt. Wenn wir so weitermachen wie bisher, können wir in der Meisterschaft vielleicht sogar noch um den Titel mitspielen.
Fünf Punkte beträgt der Rückstand auf den Tabellenführer Bayern München. Fällt bei Ihnen in der Kabine denn das Wort Meisterschaft?
Olmo: Nein, im Moment sprechen wir darüber, dass es endlich wieder losgeht. Und wie Sie sagen: Wir sind fünf Punkte von der Spitze entfernt. Die Bayern sind sehr stark und werden sicherlich nicht mehr viele Punkte liegen lassen. Wir konzentrieren uns darauf, jedes Jahr besser zu werden und um so viele Titel mitzuspielen wie möglich.
Dani Olmo: Spielerstatistiken bei Zagreb und Leipzig
Verein | Spiele | Tore | Torvorlagen |
Dinamo Zagreb | 124 | 34 | 28 |
RB Leipzig | 5 | 1 | 1 |
Dani Olmo: Timo Werner passt am besten nach Leipzig
Wie ist die Zusammenarbeit mit Julian Nagelsmann?
Olmo: Er weiß genau, was er von jedem einzelnen Spieler will und wie seine Mannschaft spielen soll. Das vermittelt er. Wir arbeiten viel im taktischen Bereich und stellen Spielsituationen im Training nach. Keine surrealen Situationen, sondern welche, mit denen wir häufig konfrontiert werden oder mit denen wir unsere Gegner konfrontieren. Eins-gegen-Eins-Konter, Zwei-Gegen-Eins-Konter, Ballbesitz-Situationen auf engem Raum. Seit meiner Ankunft in Leipzig habe ich schon sehr viel von Nagelsmann gelernt.
Sie spielen mit Timo Werner zusammen, einem der besten Stürmer der Bundesliga. Was zeichnet ihn als Spieler aus?
Olmo: Er verschafft einem viel Raum, weil er viel unterwegs ist. Er ist kein klassischer Neuner, sondern ein Stürmer, der auch über die Außenbahnen kommt, sich weiter hinten Bälle holt und einem wegen seiner Beweglichkeit und Schnelligkeit viel Tiefe im Spiel gibt. Er bietet uns und unserem Spiel viele Möglichkeiten.
Werner wird mit dem FC Liverpool und anderen Topklubs wie Real oder Barca in Verbindung gebracht. Wohin würde er am besten passen?
Olmo: Hierher. In die Bundesliga. Nach Leipzig. Ich denke, Timo ist bei uns gut aufgehoben.
Ähnlich begehrt wie Werner ist auch Dayot Upamecano. Was halten Sie von ihm?
Olmo: Ich kenne ihn schon länger, wir sind schon im Halbfinale der U21-EM aufeinander getroffen. Er ist stark, schnell und aggressiv. Es ist extrem schwierig, sich gegen ihn durchzusetzen. Und er ist jung, wie ich Jahrgang 1998. Ein Spieler mit Zukunft, der aber auch schon in der Gegenwart sehr wichtig für Leipzig ist.
Wer hat Ihnen nach Ihrem Wechsel nach Leipzig am meisten geholfen?
Olmo: Yussuf Poulsen. Er ist einer der Kapitäne und hat mir vom ersten Tag an gesagt, dass er für mich da ist, wenn ich etwas brauche. Ein großartiger Kerl - auf und neben dem Platz.
Wer ist Ihr fußballerisches Vorbild?
Olmo: Ich habe früher immer zu Andres Iniesta und Xavi, der auch aus meiner Heimatstadt Tarrasa kommt, aufgeschaut. Mittlerweile orientiere ich mich sehr an Leo Messi.