Fritz Keller saß konzentriert vor einer Bücherwand in der DFB-Zentrale, als er die überraschende Wende im Zwist mit Karl-Heinz Rummenigge verkündete. "Ich habe am Dienstagmorgen mit ihm gesprochen", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, "und die Sache ist ausgeräumt. Ich freue mich, dass ich mit ihm einer Meinung bin". Das mächtige Duo, ließ Keller durchblicken, werde künftig sogar gemeinsame Sache machen.
Beim Kampf gegen ausufernde Gehälter wollen Keller und Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Rummenigge so schnell wie nur möglich zu Pionieren aufsteigen. "Deshalb werden wir einen Brief an den UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin schreiben", kündigte Keller in der Medienrunde an, bei der selbstverständlich auch der verbale Angriff von Rummenigge auf den DFB-Boss noch einmal thematisiert wurde.
Am Sonntag hatte sich Rummenigge am Sky-Mikrofon "irritiert über die populistische Wortwahl" von Keller gezeigt. So kenne er ihn nicht, ergänzte der mächtige Bayern-Boss, "weil er ein Mann ist, der sehr genau überlegt, was er sagt". Zuvor hatte Keller in einem Spiegel-Interview die "Großkotzigkeit" neureicher Fußballmillionäre beklagt und für die Zeit nach der Coronakrise "mehr Demut" eingefordert.
Am Dienstag bekräftigte der 63-Jährige, dass er "keinen speziellen Spieler aus München gemeint" habe und auch deshalb "etwas verwundert" war von Rummenigges Angriff. Zudem seien Nationalspieler wie die Münchner Leon Goretzka und Joshua Kimmich mit ihren Aktionen in der Coronakrise "ja auch hervorragend" aufgetreten.
Gehaltsobergrenze: Keller sieht "sehr gute Chancen"
Kein Grund also für weitere Scharmützel - zumal die Kritik von Rummenigge ja auch helfen könnte. "Obwohl er keinen Posten mehr hat, hat er internationales Gewicht. Wenn er sich dafür einsetzt, hat das Ganze sehr gute Chancen", schwärmte Keller auf eine mögliche Rolle Rummenigges im Kampf um Gehaltsobergrenzen. "Es gibt unsinnige Gehälter und Ablösesummen, die nicht mehr glaubhaft sind. Die sind teilweise von einer anderen Welt", kritisierte Keller weiter.
Gerade vor dem Hintergrund dieser Meinung war es unverständlich, dass der kurze Streit zwischen den beiden Funktionären überhaupt entbrannt war. Schließlich ist Rummenigge jemand, der sich seit Jahren intensiv für solche Veränderungen einsetzt. Jemand, der genau dies fordert, um den deutschen Fußball im Kampf mit von Scheichs oder Oligarchen alimentierten Klubs wieder konkurrenzfähig(er) zu machen.
Eine Reform des Financial Fair Play für den gesamten Fußball steht ebenfalls auf Kellers Agenda, die fünf Punkte umfasst und letztlich das große Ziel verfolgt, "den Profifußball wieder näher zu den Menschen zu bringen". Dafür muss der DFB aber auch seine Glaubwürdigkeitskrise überwinden - und Skandale wie jenen um das Sommermärchen künftig vermeiden.
Mithilfe einer Berliner Detektei will der Verband jedenfalls schonmal neue Erkenntnisse in der Affäre sammeln. Einen entsprechenden Bericht der Süddeutschen Zeitung bestätigte der DFB, der damit vermutlich auch Rummenigge besänftigte. Der hatte dem DFB nämlich auch geraten, "mal einen Besen zu kaufen, um vor der eigenen Türe zu fegen".