Giovanni Reyna und sein erstes Halbjahr beim BVB: Spieler der nächsten Saison

Jochen Tittmar
29. Juni 202023:28
Giovanni Reyna und Erling Haaland - das Traumpaar von morgen beim BVB?imago images
Werbung

Giovanni Reyna legte bei Borussia Dortmund im vergangenen halben Jahr eine atemberaubende Entwicklung hin und war bei seinen Debüts in drei verschiedenen Wettbewerben jeweils an einem Tor beteiligt. Da der 17-Jährige der gemachte Spieler für Trainer Lucien Favre ist, wird Reyna in der nächsten Saison eine noch gewichtigere Rolle beim BVB spielen.

"Der ist gut. Der ist wirklich gut", sagt jemand, der nah dran ist und Bescheid weiß. Bereits Anfang des vergangenen Jahres wurden Jude Bellingham und seine Familie am Trainingsgelände von Borussia Dortmund herumgeführt. Der Transfer des 16-jährigen englischen Top-Talents, für das der BVB wohl die erstaunliche Ausbildungsentschädigung von knapp über 20 Millionen Euro hinblättern wird, ist bereits seit längerem vorbereitet. Die offizielle Vollzugsmeldung wird in Bälde erwartet.

Es sollte nicht überraschen, dass der Transfer von Bellingham dann erst einmal ein paar Tage lang die Schlagzeilen rund um die Schwarzgelben bestimmen wird. Wie sich ein solches Szenario anfühlt, davon können viele der talentierten Jungspunde im Profikader des BVB ein Lied singen. Allen voran der aktuell Jüngste unter ihnen, Giovanni Reyna.

Doch bei Reyna ist das Loblieb anhaltend und alternativlos, zu atemberaubend ist seine Entwicklung im vergangenen halben Jahr. Und es ist keine allzu kühne Prognose: Reyna wird in der kommenden Saison eine noch gewichtigere Rolle in Dortmund einnehmen und regelmäßig in der Startelf vertreten sein. Weil er wirklich gut ist, um es mit den Worten des zitierten BVB-Insiders zu sagen.

Giovanni Reyna beim BVB: Torbeteiligung bei jedem Debüt

Dreieinhalb Wochen nach seinem 17. Geburtstag, ab dem er schließlich spielberechtigt für die Profis war, saß Reyna bereits das erste Mal bei einem Bundesligaspiel auf der Bank. Genau sechs Wochen später feierte er beim Rückrundenauftakt in Augsburg sein Debüt - und kam seitdem in jeder einzelnen ihm möglichen Partie zum Einsatz.

Die Zwischenbilanz liest sich so: Bei seinem DFB-Pokaldebüt in Bremen schoss Reyna ein sensationelles Tor und wurde zum jüngsten Torschützen der Pokalhistorie. In seinem ersten Champions-League-Spiel gegen PSG legte er Erling Haalands Siegtreffer auf. Diesem assistierte er auch am vergangenen Wochenende in Leipzig, als er erstmals im Oberhaus in der Startelf stand. Reynas Ballberührung vor dem 1:0 war schlicht genial.

Die Leistungen des US-Amerikaners sind erstaunlich, wenn man bedenkt, dass er gerade erst im Seniorenbereich angekommen ist und es deutschlandweit kaum einen Spieler gibt, der in diesem Alter schon eine solche spielerische Reife und Selbstverständlichkeit mitbringt. Dass Reynas zurückliegendes halbes Jahr beim BVB so ergiebig für ihn war, hat vor allem einen Grund: Er ist der gemachte Spieler für Lucien Favre.

Reynas Portfolio an Stärken enorm ausgeprägt

"Er bewegt sich sehr, sehr gut. Er ist ein Riesentalent und kann fast alles machen. Ich freue mich, mit ihm zu arbeiten. Er versteht Fußball. Er ist sehr clever, läuft richtig, verteidigt richtig. Was er mit 17 hat, ist fantastisch", sagt der Dortmunder Trainer über ihn. "In sehr guten Gesprächen", befindet sich der BVB, um das Talent "so lange wie möglich" an den Verein zu binden und den bis 2021 laufenden Vertrag auszuweiten, bestätigte Michael Zorc. Reynas Zeit in Dortmund empfindet der Sportdirektor als "absolute Erfolgsgeschichte".

Reyna hat bislang mehr als angedeutet, ein unheimlich vielseitiger Offensivspieler zu sein. Sein Portfolio an Stärken ist enorm ausgeprägt: Er hat Tempo, zeigt gute Dribblings, ist technisch beschlagen, wird torgefährlich, bringt eine ordentliche Physis und tolle Übersicht mit, kann sowohl kombinieren, als auch direkt spielen und findet dank seiner leichtfüßigen Bewegungen immer wieder die richtigen Räume im Zwischenlinienbereich.

Eine Statistik von opta ist besonders beeindruckend: Reyna ist der Dribbelkönig der Bundesliga. Nur Düsseldorfs Nana Ampomah (8,5 Dribblings pro 90 Minuten) geht häufiger ins Dribbling als Reyna (6,6-mal). Jedoch: Niemand gewinnt so viele wie er. Reyna kommt auf 4,4 erfolgreiche Dribblings pro Spiel.

All dies kombiniert mit der Tatsache, dass Reyna im vorderen Drittel auf den Außen, im Halbraum oder als Zehner und Neuneinhalber agieren kann, macht ihn für Favre enorm wertvoll - auch ungeachtet möglicher Kaderveränderungen, die in Dortmund nach der laufenden Saison allerdings wohl gering ausfallen werden. Reynas bisher vollzogene Anpassung an den Profifußball sowie seine körperliche und spielerische Entwicklung werden ihn künftig immer häufiger in Favres Anfangsformationen spülen.

Giovanni Reyna will bald Stammspieler werden

Das Gesamtpaket des 17-Jährigen, in den sich Favre bereits auf der USA-Tour im vergangenen Juli verliebte, ist damit auch vielversprechender, als es jenes von Ex-Dortmunder Christian Pulisic in vergleichbarem Alter war. Wie Reyna war auch Pulisic U19-Spieler, als er erstmals bei den Profis trainieren durfte, nur um bereits ein halbes Jahr später zu seinem Senioren-Debüt zu kommen. Vor allem aber Reynas Qualitäten beim letzten und vorletzten Pass sowie im Abschluss sind höher.

"Je näher er dem gegnerischen Tor kommt, desto gefährlicher und besser wird er. Gio versucht immer, in den Abschlussbereich zu kommen. Er macht oft intuitiv das Richtige", sagt Zorc. "Gio hat den ersten Schritt gemacht, ja. Aber nur weil er seine Einsätze hat, heißt das nicht, dass er sich entspannen sollte", schränkt Talente-Trainer Otto Addo ein, der mit Reyna zwar unregelmäßiger, aber immer noch Extraschichten schiebt. "Er muss weiter an seinen Defiziten arbeiten. Gio macht bereits viele gute Dinge, aber es gibt noch Raum für Verbesserungen."

Das ist angesichts seines jungen Alters zwar keine bahnbrechende Erkenntnis, doch in Dortmund glaubt niemand, dass Reyna nicht tut wie ihm befohlen. Das Frühreife betrifft nämlich auch seinen Charakter. Reyna gilt in seiner Persönlichkeit als weit entwickelt und stabil genug, um weiter die nötige Wissbegierde mitzubringen - auch dank seiner Eltern, die beide Leistungssportler waren, ihm aber schon früh die größtmögliche Entscheidungsfreiheit einräumten.

Exemplarisch dafür das kurze Interview nach seinem gelungenen Startelfdebüt am Samstag. "Ich will in der nächsten Saison hart arbeiten, um hoffentlich ins Team zu kommen und Stammspieler zu werden", sagte er.

Giovanni Reyna: Seine Statistiken beim BVB 2019/20

KategorieWert (Quelle: opta)
Pflichtspiele18
Startelf2
Einwechslungen16
Tore1
Assists2
Minuten pro Torbeteiligung137
Dribblings pro 90 Min.6,59
erfolgreiche Dribblings pro 90 Min.4,39
Pässe pro 90 Min.56,63
Passquote86%
Ballaktionen pro 90 Min.81
Zweikämpfe pro 90 Min.18
Zweikampfquote58%