Das erste Türchen an ihrem ganz eigenen Adventskalender dürfen die Klubs schon am Samstag öffnen. Die 24 Tage bis zur "Bescherung" des zerstrittenen Profifußballs am Tag nach Nikolaus dürften allerdings eher von weiterem Zank als von Vorfreude geprägt sein.
Schließlich soll den 36 Erst- und Zweitligisten am 7. Dezember offenbart werden, wie groß die zukünftigen Geldgeschenke ausfallen. Wenn der Zoff darum bis zur Versammlung anhält, könnte nach der Bekanntgabe durch das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) der Baum brennen.
Dass der seit Monaten anhaltende Streit um die Verteilung der Medieneinnahmen innerhalb der kommenden Wochen beigelegt wird, erscheint nach der jüngsten Eskalation unwahrscheinlich.
Auf das Positionspapier der "Kleinen 14" folgte die Retourkutsche der "Großen 15" - von der propagierten Solidarität in Zeiten der Coronakrise ist weit und breit nichts zu sehen. Wieder einmal zeigt sich, dass die "Freundschaft" der Vereine beim Thema Geld aufhört.
Rummenigge: "Sind bereit, die Gruppe zu vergrößern"
Jedenfalls bestand das Angebot zur Annäherung lediglich aus einem kurzen Satz zwischen all den Tiraden. "Wir sind immer bereit, diese Gruppe zu vergrößern - wenn gewünscht", sagte Initiator Karl-Heinz Rummenigge nach dem Treffen der "G15".
Davor und danach schimpfte der Vorstandsboss von Branchenführer Bayern München minutenlang auf die Andersdenkenden. Dieser Auftritt, mit dem die "K14" für ihr vorhergegangenes Plädoyer zur Umverteilung von oben nach unten abgestraft werden sollten, trug sicher nicht zur Befriedung der Lage bei.
Das machte bereits die Reaktion von einem "Kleinen" deutlich. "Dass Vereine untereinander diskutieren und gemeinsame Interessen zusammenfassen, ist normal und auch gelebte Praxis. So gehört auch Fortuna Düsseldorf zu den Urhebern des Impulspapiers, das kürzlich an das DFL-Präsidium als Denkanstoß versendet wurde", sagte Vorstandsboss Thomas Röttgermann von Fortuna Düsseldorf der Rheinischen Post: "Dass sich aber Klubs zu einem organisierten Treffen verabreden, entspricht nicht dem Solidargedanken der Bundesliga."
Lager scheinen sich unversöhnlich gegenüber zu stehen
Die Lager scheinen sich also unversöhnlich gegenüber zu stehen - obwohl die Vereine formell gar nichts zu bestimmen haben. Die Entscheidung über die Verteilung der Medienerlöse liegt in den Händen des DFL-Präsidiums um den scheidenden Boss Christian Seifert.
Nach Informationen des kicker wird sich das neunköpfige Gremium, in dem die kleinen und mittleren Klubs seit dem vergangenen Jahr die Mehrheit stellen, bis zur Versammlung der Klubs noch dreimal beraten.
Die Mediengelder sind die mit Abstand größte Einnahmequelle der Vereine. Es geht um die Verteilung der Erlöse ab der kommenden Spielzeit. Für die Rechte im deutschsprachigen Raum hat die DFL 1,1 Milliarden Euro pro Saison erzielt, die internationalen Einnahmen werden wohl bei 250 Millionen Euro liegen.
Eine Menge Vereine brauchen dringend Geld
Das Gezänk um die Art der Ausschüttung war in der Vergangenheit schon immer heftig, doch die Existenznöte zahlreicher Klubs haben die derzeitige Auseinandersetzung noch einmal kräftig verschärft.
Vieles deutet daraufhin, dass eine Menge Vereine dringend Geld brauchen, weil sie ihr unseriöses Wirtschaften aus der Vergangenheit inklusive der hochdotierten Verträge mit den Spielern kurzfristig nicht in andere Bahnen lenken können.
Eine Rolle scheint auch der Autoritätsverlust Seiferts als Folge seines angekündigten Abschieds in eineinhalb Jahren zu spielen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass der 51-Jährige bereits vom mächtigen Boss zur "lahmen Ente" degradiert wurde. Es ist jedenfalls schwer vorstellbar, dass sich eine Interessengruppe wie die "K15" unter einem starken Seifert derart in die Öffentlichkeit getraut hätte.
Seifert nennt das Kind beim Namen
Dabei ist Seifert immer noch einer der Wenigen, der das Kind beim Namen nennt. Er wies bei der Umverteilungs-Debatte zuletzt immer wieder darauf hin, dass das Argumente "spannendere Liga" nur vorgeschoben ist. Laut Seifert sollten die Klubs offen sagen, dass sie einfach nur ihre Einnahmesituation verbessern wollen.
Die Zahlen geben Seifert Recht, wenn er behauptet, dass das Problem der Langeweile an der Spitze sowie die Spaltung zwischen Arm und Reich kaum national zu lösen ist.
Dazu genügend ein Blick auf die Bayern: Die Münchner haben als Titelgewinner in der abgelaufenen Saison der Champions League über 130 Millionen Euro kassiert. In der laufenden Spielzeit der Bundesliga wird der Meister "nur" 71 Millionen von den nationalen Mediengeldern erhalten.