"Die letzten 48 Stunden waren nicht normal", sagte Edin Terzic bei seiner Vorstellung als Interimstrainer von Borussia Dortmund am Montag. Der BVB benötigte nach dem Ausfall aller Systeme gegen den VfB Stuttgart eine schnelle Lösung. Terzic hatte nicht viel Zeit, das Angebot der Vereinsführung anzunehmen.
In der Kürze dieser Zeit musste nicht nur ein Übergangscoach installiert werden, auch ein neues Team an Co-Trainern wird Terzic bis Saisonende zur Hand gehen. Sebastian Geppert und Otto Addo sind die beiden Männer hinter Terzic - das ist das neue Trainerteam.
Neues BVB-Trainerteam: Das ist Sebastian Geppert
"Sebastian Geppert ist ein Dortmunder Junge, ein Borusse. Wir haben zusammen gespielt, studiert und auch hier gearbeitet", sagte der gebürtige Sauerländer Terzic bei der PK, auf der er sich auch selbst als Fan des Vereins bezeichnete.
Terzic dürfte es bei seiner Feuertaufe als Chefcoach zweifelsfrei wichtig gewesen sein, im Trainerteam mit Menschen zusammenzuarbeiten, denen er seit langer Zeit vertraut. Auf Geppert trifft das zu, beide sind langjährige Freunde. Der bisherige U17-Trainer, der meist nur "Geppi" genannt wird und seit 2013 für den BVB arbeitet, genießt dazu intern einen ausgezeichneten Ruf.
Terzic und Geppert studierten gemeinsam an der Ruhr-Universität Bochum Sportwissenschaften, Letzterer mit Schwerpunkt Diagnostik und Training. Zusammen kickten beide für das Uni-Team, der heute 36-jährige Geppert spielte als Jugendlicher sogar für den BVB. Nach Stationen im Ruhrpott bei der SG Wattenscheid 09, Wanne-Eickel und dem ASC 09 Dortmund musste er aufgrund einer schweren Knieverletzung vorzeitig aufhören.
Beim SV Sodingen stieg er 2012 als Co-Trainer ein, nach einer Saison schloss er sich im Juli 2013 dem BVB an - auf Geheiß des damals gerade installierten U16-Trainers Terzic. Geppert wurde Co-Trainer, arbeitete nebenbei aber auch als Scout und Analyst für die Profis.
Sebastian Geppert: "Er hat eine klare Idee vom Fußball"
Die gemeinsame Zeit mit Terzic endete aber abrupt, nachdem dieser über den Bruder von Slaven Bilic das Angebot bekam, dem ehemaligen Bundesligaprofi bei Besiktas in Istanbul zu assistieren. Nach nur zwei Wochen als Trainer der U16 des BVB zog es Terzic in die Türkei, an seine Stelle trat Christian Flüthmann.
Ein Jahr später ging Geppert mit dem damaligen Jahrgang mit nach oben zur U17. Der langjährige Dortmunder Nachwuchscoach Benjamin Hoffmann machte ihn dort zum Co-Trainer. Gemeinsam wurden sie 2015/16 Meister der B-Junioren Bundesliga West, im Finale der Endrunde unterlag man jedoch Bayer Leverkusen um Kai Havertz.
Hoffmann und Geppert sind heute noch befreundet, beide betonen eine enge und gute Zusammenarbeit. "Er ist ein lustiger Geselle", sagt Hoffmann, der aktuell als U19-Trainer beim 1. FSV Mainz 05 arbeitet, im Gespräch mit SPOX und Goal. "Als Trainer ist er sehr akribisch und hat eine klare Idee vom Fußball."
Geppert wäre beim BVB fast Scout unter Mislintat geworden
Es werden diese Eigenschaften gewesen sein, die die Dortmunder Nachwuchsführung um Lars Ricken dazu veranlasst haben, Geppert die U17 zu geben. Hannes Wolf verließ die Borussia damals nämlich Richtung VfB Stuttgart, so dass Hoffmann dessen U19 übernahm und Geppert nach zwei Spielzeiten als Co-Trainer erstmals Chef an der Seitenlinie wurde. Ein schneller Weg.
"Ich genieße das große Privileg, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben - und das bei dem Verein, für den schon immer mein Herz schlägt", wird Geppert auf der BVB-Homepage zitiert. Damals, im Sommer 2016, liebäugelte er jedoch auch mit einem Posten unter Chefscout Sven Mislintat. Die Offerte, alleinverantwortlicher Trainer der U17 zu werden, war aber verlockender.
Und seitdem, man kann es kaum anders sagen, steht Geppert für Erfolg. 107 Ligaspiele coachte er bislang, der Punkteschnitt von 2,36 ist beachtlich. Im ersten Jahr qualifizierte sich seine Mannschaft als Zweite für die Endrunde und schied im Halbfinale gegen Favorit Werder Bremen aus. Im Folgejahr, der ersten Saison mit Torjäger Youssoufa Moukoko im Kader, holte Gepperts Team nach einem 3:2 beim FC Bayern die Meisterschaft.
BVB-Trainerteam mit Geppert: "Guter Draht zu Spielern"
Beinahe wäre es zu einer Wiederholung gekommen. 2018/19 spielte sich die U17 gar ungeschlagen in die Endrunde, räumte den VfL Wolfsburg aus dem Weg, vergeigte dann aber das Endspiel mit 2:3 gegen den 1. FC Köln - Wochen zuvor bezwang man die Geißböcke in der Liga noch mit 3:0.
Diese beiden Mannschaften lieferten sich auch in der Corona-Saison ein heißes Duell um die Tabellenspitze. Als die Spielzeit aufgrund der Pandemie nach 21 Partien abgebrochen wurde, lag Gepperts Truppe als Zweiter zwei Punkte hinter Köln.
Moukoko, Tobias Raschl, Ansgar Knauff, Nnamdi Collins, Immanuel Pherai - das ist nur ein Auszug an BVB-Talenten, die Geppert unter seinen Fittichen hatte und denen er bei der Weiterentwicklung half. "Er vermittelt viel über Mentalität und Einstellung und kann auch den unbedingten Siegeswillen bei den Spielern sehr gut implementieren. Geppi hatte immer einen guten Draht zu den Spielern", sagt Hoffmann. Auch das wird ein Grund gewesen sein, weshalb Geppert nun zum teils blutjungen Profiteam stoßen wird.
Sebastian Geppert: Seine bisherige Trainerkarriere im Überblick
Verein | Zeitraum | Funktion |
SV Sodingen | 2012-2013 | Co-Trainer |
Borussia Dortmund U16 | 2013-2015 | Co-Trainer |
Borussia Dortmund U17 | 2015-2016 | Co-Trainer |
Borussia Dortmund U17 | 2016-2020 | Cheftrainer |