BVB - Ansgar Knauff von Borussia Dortmund im Interview: "Das alles habe ich mir schon zugetraut"

Ansgar Knauff wechselte 2016 in die Jugend des BVB.
© getty
Cookie-Einstellungen

 

Mussten Sie im Trainingslager dann irgendetwas zum Einstand machen, meist wird ja gesungen?

Knauff: Zum Glück noch nicht. Hoffentlich bleibt es so und wird vergessen.

Gibt es unter den gestandenen Profis einen Spieler, zu dem Sie mittlerweile eine besondere Beziehung aufgebaut haben?

Knauff: Einen bestimmten Spieler kann ich nicht herauspicken. Ich finde es vielmehr auffällig, wie sehr vor allem die Etablierten den Jungen helfen, damit sie sich wohlfühlen und man schnell Sicherheit in diesem anfangs ja vollkommen ungewohnten Umfeld bekommt. Da geht es auch um teils banale Hinweise, die einen gerade auf Dauer gesehen letztlich besser machen. Die wissen ja auch alle, wovon sie reden und haben einst dasselbe durchgemacht. Es ist erstaunlich, wie einen solche vermeintlichen Kleinigkeiten weiterbringen.

Auch mal irgendein Fauxpas unterlaufen?

Knauff: Ein grober Patzer war glaube ich nicht dabei. Ich war aber anfangs enorm zurückhaltend. Es war schon komisch, auf einmal so nah und oft mit Menschen zusammen zu sein oder mit ihnen an einem Tisch zu sitzen, wenn man sie zuvor im Grunde nur aus dem Fernsehen kannte. Das hat sich aber relativ schnell gelegt, weil es zur Gewöhnung wird und man feststellt, dass es eben auch nur Menschen sind.

Gab es am Ende der Profi-Vorbereitung eine Art Gespräch, bei dem man sich zusammensetzte und erörterte, wie das jetzt für beide Seiten gelaufen ist?

Knauff: Das nicht, es ist eher ein fortlaufender Prozess. Es gab Rückmeldungen vom Verein an meinen Berater und natürlich auch ständig an mich. Das war insgesamt gut. Ich durfte dann direkt in die U23, da die Saison in der U19 coronabedingt schnell ausgesetzt wurde. Das war ein wichtiger Schritt, die Regionalliga hat mich fußballerisch reifen lassen. Es ist einfach etwas anderes, im Herrenbereich zu spielen. Fast eine ganz neue Art von Fußball.

In der U23 spielten Sie stark auf. Am 4. Spieltag berief man Sie in Hoffenheim erstmals in den Profikader, bis zu den ersten Einsatzminuten in der Bundesliga dauerte es aber noch ein halbes Jahr. In der Champions League in St. Petersburg gaben Sie im Dezember 2020 Ihr Profidebüt, später folgten zwei Kurzeinsätze in der Bundesliga. Mit nur 44 Minuten Profierfahrung standen Sie schließlich sehr überraschend in der Startelf im CL-Viertelfinale bei Manchester City. Wie blicken Sie mittlerweile darauf zurück?

Knauff: Ich war in der Phase in einem guten Flow. Ich hatte meine ersten Bundesligaminuten gesammelt, in Köln nach meiner Einwechslung ein Tor vorbereitet und habe mich auch im Training gut gefühlt. Dann hat sich Jadon Sancho verletzt und die Tür für mich ging auf. In diesem Spiel plötzlich in der Startelf zu stehen, das werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen.

Hatte sich Ihr Einsatz im Vorfeld angedeutet und wie hat Edin Terzic das Ihnen gegenüber begründet?

Knauff: Es hatte sich ein wenig angebahnt. Edin hat mich zuvor im Training beiseite genommen und mir viele taktische Dinge erklärt. Nach einer Videobesprechung zeigte er mir dann noch einmal, wo genau die Räume sind oder sein könnten. Am Ende hat es damit begründet, dass wir gegen eine solch hoch pressende Mannschaft wie ManCity über mein Tempo ins Konterspiel gelangen und idealerweise Torchancen kreieren können. Erfahren habe ich es dann vormittags am Spieltag.

Da blieb also noch Zeit, um Familie und Kumpels zu informieren.

Knauff: Klar. Die wussten alle Bescheid und waren aus dem Häuschen. Auf meinem Handy war viel los, ich habe zahlreiche Nachrichten bekommen. Ich habe mich auf das ganze Erlebnis natürlich sehr gefreut, aber auch versucht, meine Nervosität zu unterdrücken. Gänzlich abstellen kann man das in einer solchen Situation allerdings wohl nie. Als das Spiel dann lief, war es so, wie man es schon häufiger hörte: Da war ich voll drin in der Partie und habe nicht mehr groß darüber nachgedacht.

Sie haben auf diesem Niveau noch nie von Anfang an gespielt. Was hat Sie in diesem Spiel am meisten beeindruckt?

Knauff: Wie extrem stark ManCity als Team ist. Auch die Ballsicherheit von Kevin de Bruyne oder Ilkay Gündogan war unglaublich. Welche Pässe die mit Leichtigkeit im Zentrum spielen, das ist schon herausragend. Trotzdem haben wir uns gegen sie echt gut geschlagen und beide Spiele nur knapp verloren. Mit ein bisschen mehr Glück wäre wirklich mehr für uns drin gewesen.

Ansgar Knauff schoss in Stuttgart sein erstes Tor für den BVB.
© imago images
Ansgar Knauff schoss in Stuttgart sein erstes Tor für den BVB.

Wenn man bedenkt, dass es noch im vergangenen Sommer der Plan war, bei den Profis zu trainieren und bei der U19 zu spielen, haben Sie in diesem Jahr einen gehörigen Sprung in Ihrer Entwicklung gemacht. Erstaunt Sie das auch selbst?

Knauff: Nein, das alles habe ich mir schon zugetraut - sonst wäre ich beim BVB auch fehl am Platz. Es freut mich einfach, dass es so gut läuft und ich mich schnell dem Niveau angepasst habe. Andere U19-Spieler hatte leider Pech und konnten nur drei oder vier Saisonspiele machen. Ich bin daher froh, dass ich gut im Spielrhythmus bin und viel Praxis im Seniorenbereich bekommen habe.

Zur neuen Saison werden Sie vollwertiges Kadermitglied der Profis sein. Welche Erwartungen haben Sie nach diesem starken ersten Jahr an sich, schielen Sie insgeheim in Richtung Startelf - wie Sie erfahren haben, hat der BVB ja kein Problem, 18-Jährige von Beginn an ran zu lassen?

Knauff: Ich will in der nächsten Saison so viel wie möglich spielen, aber auf die Startelf schiele ich noch nicht. Ich hoffe einfach, dass es so weiterläuft wie bisher und werde dafür alles in die Waagschale werfen. Es wäre toll, wenn mir dann ein weiterer Sprung in meiner Entwicklung gelingen würde.

Inhalt: