Die Fußball-Bosse haben die Gunst der niedrigen Corona-Inzidenzen genutzt, um vor der politischen Entscheidung zu Großveranstaltungen gemeinsame Lobbyarbeit für eine Zuschauer-Rückkehr in die Stadien zu betreiben. Der Zusammenschluss der "Großen Drei" - Christian Seifert, Karl-Heinz Rummenigge und Hans-Joachim Watzke - will Geisterspiele in der Bundesliga nicht mehr akzeptieren.
"Ich sehe derzeit wenig Gründe, um in der zweiten Jahreshälfte nicht schrittweise zum Normalbetrieb von Großveranstaltungen jeglicher Art zurückzukehren", sagte DFL-Boss Seifert der Bild: "Es geht hier um Grundrechte von Menschen und Unternehmen. Es gab gute Gründe, diese vorübergehend einzuschränken. Aber es gibt zwischenzeitlich mehr Gründe, diese Einschränkungen schrittweise zurückzunehmen."
Die neue Saison der Bundesliga beginnt am 13. August, die 2. Liga startet schon am 23. Juli. Bei der derzeit laufenden EM dürfen bereits wieder Fans in die Arenen, in München sind beispielsweise 14.500 Zuschauer erlaubt. Dies entspricht einer Auslastung von rund 20 Prozent. Doch dabei soll es nicht bleiben.
"Ich wünsche dem FC Bayern und dem Fußball insgesamt, dass wir alle in unseren Stadien schon sehr bald ohne Risiko mit voller Kapelle, also mit 100 Prozent Zuschauerauslastung, spielen dürfen", sagte der scheidende Bayern-Boss Rummenigge: "Der Fußball braucht wieder seine Kultur, und für diese Kultur sind die Fans das Wichtigste, denn mit ihnen kommen Atmosphäre und Emotionen wieder in die Stadien zurück."
Watzke sucht Gespräch mit Politik und Gesundheitsämtern
Watzke hat bereits die ausstehende Entscheidung hinsichtlich des Umgangs mit Großveranstaltungen im Visier. Eine Arbeitsgruppe auf Ebene der Chefs der Bundesländer-Staatskanzleien befasst sich derzeit damit.
"Es geht uns darum, in Gesprächen mit der Politik, mit den Gesundheitsämtern und allen anderen maßgeblichen Institutionen vor dem Hintergrund der Fahrt aufnehmenden Impfkampagne und sinkender Infektionszahlen darüber zu sprechen, wann und unter welchen Bedingungen zumindest Geimpfte und Genesene ihre Rechte zurückerhalten", äußerte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund: "Zu diesen Rechten gehört natürlich auch der Besuch von Veranstaltungen im privaten Raum, im kulturellen Bereich, Sport, Theater, Konzerte, etc."
Einen Modellversuch mit einem ausverkauften Stadion gegen Bayern beim Supercup am 17. August würde Watzke gerne sehen: "Wir setzen uns gern mit allen maßgeblichen Organisationen an einen Tisch und beraten, was möglich und sinnvoll ist."
Seifert stellte zudem den wirtschaftlichen Aspekt einer Zuschauer-Rückkehr in den Vordergrund. "Die Klubs der DFL sind kleine und mittelständische Unternehmen", sagte der scheidende Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL): "Nach fast eineinhalb Jahren Pandemie ist die Situation, wie in der gesamten Wirtschaft, bei einigen deutlich angespannter als bei anderen."