Der Appell von DFL-Boss Christian Seifert zum Start der Fußball-Bundesliga ist eindringlich: Es geht um die Eigenverantwortung der Klubs und ihrer hochbezahlten Angestellten in der Corona-Pandemie, den Spielbetrieb auf keinen Fall zu gefährden. Impfen sei zwar kein Zwang, aber auch für die Fußballprofis eine überaus wichtige Gewissensentscheidung.
"Es steht jedem frei, sich nicht impfen zu lassen - dann muss damit aber auch die Verpflichtung einhergehen, dafür Sorge zu tragen, dass man sich möglichst nicht mit dem Coronavirus infiziert", hieß es von Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, in einem Rundschreiben, aus dem der kicker zitiert.
Der Ligachef bittet dabei die Klubs weiterhin darum, einen "intensiven Dialog insbesondere mit Ihren Spielern zu suchen, ob und wie mit den pandemiebedingten Herausforderungen umzugehen ist". Schließlich gehe es um "die Leistungsfähigkeit der Klubs als Arbeitgeber", diese dürfe nicht gefährdet werden. Coronafälle wie zuletzt in Mainz, in Dortmund, in Stuttgart, Hoffenheim und München zeigen deutlich, dass die Durchsetzung der erfolgreichen Hygienekonzepte alternativlos ist.
1. FC Köln will nur noch "G2"-Gruppe ins Stadion lassen
Gleichzeitig wollen die Klubs aber so viele Fans wie möglich auch in Coronazeiten in den Stadien begrüßen, selbst wenn die Inzidenzzahlen bundesweit zuletzt stetig gestiegen sind. Dabei geht es um Privilegien für Geimpfte und Genesene gegenüber "nur" Getesteten.
Der 1. FC Köln will beim zweiten Heimspiel gegen den VfL Bochum am 28. August nur noch Fans aus dem Kreis der sogenannten "G2"-Gruppe ins Stadion lassen. Getestete kämen nur in Ausnahmefällen noch zum Zuge.
"Wir benötigen Lösungen für unsere Gesellschaft, denn wir fürchten, dass der komplette professionelle Sport in Deutschland ohne eine signifikante Impfquote große Schwierigkeiten bekommen würde", erläuterte Kölns Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle im Kölner Stadt-Anzeiger. Impfen sei eine ganz persönliche Entscheidung, die es zu respektieren gelte. Allerdings, "wir haben aber auch eine Verantwortung für die vielen, vielen FC-Fans, die geimpft sind", betonte Wehrle.
BVB-Boss Watzke sieht Impfen als Schlüssel
Auch DFB-Pokalsieger Borussia Dortmund sieht die Situation ähnlich. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist zwar gegen eine Impflicht, "auf der anderen Seite haben aber auch die Veranstalter von Großereignissen, auch vom Fußball, das Recht zu sagen, dass dann eben nur Geimpfte reinkommen. Das halte ich für legitim, weil wir uns in einem schwierigen Kampf befinden", sagte der BVB-Boss der Sportschau.
Am Montag appellierte er außerdem an die Politik: "Jetzt ist die Zeit gekommen, mutige Entscheidungen zu treffen. Man kann nicht mehr alles damit lösen, indem man den Laden abschließt."
Allerdings ist die Diskussion in der Bundesliga, die am Freitag (20.30 Uhr live auf DAZN) mit dem Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und Meister Bayern München in die 59. Saison startet, in dieser Thematik genauso uneinheitlich wie in der Politik, die am Dienstag über das weitere Vorgehen während der Pandemie beraten wird.
Diffuses Bild bei Sportschau-Umfrage
Eine Umfrage der ARD-Sportschau unter den 18 Erstligisten bezüglich möglicher Privilegien für geimpfte und genesene Zuschauer in der kommenden Saison ergab kein eindeutiges Bild. Vizemeister RB Leipzig will den Immunisierten "vorerst" keine Vorzüge gewähren. Bayer Leverkusen ("aktuell nicht geplant") und der SC Freiburg ("bislang nicht der Fall") legten sich auch noch nicht fest.
Privilegien für immunisierte Personen will der VfL Wolfsburg nicht einräumen. "Nein. Es gilt die 3G-Regel", antwortete der Klub auf die Frage der Sportschau. Negativ Getestete sollen beim Champions-League-Starter den immunisierten Zuschauern gleichgestellt werden. Auch Hertha BSC und der FSV Mainz 05 antworteten mit einem "Nein", genau wie die Gladbacher, die allerdings hinzufügten: "Es sei denn, die Coronaschutzverordnung schreibt dies vor."
Es bleibt also dabei: Das einzig Einheitliche in der Corona-Diskussion im Profifußball ist die Uneinheitlichkeit.