Thesen zum 8. Bundesliga-Spieltag: Marsch verwässert Leipzigs Identität - Neuhaus ist ein Opfer des Wandels

Von Stefan Rommel
marsch
© getty

RB Leipzig bleibt weiter hinter den Erwartungen und langsam rückt der Trainer dabei in den Fokus. In Gladbach sitzt ein Nationalspieler nur noch auf der Bank, während der Bayern-Bezwinger-Fluch schon wieder Eintracht Frankfurt trifft.

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Jesse Marsch verwässert Leipzigs Identität

Eigentlich wurde Jesse Marsch aus der Dependance in Salzburg ja auch deshalb geholt, weil der Trainer dort den ureigenen Red-Bull-Fußball spielen ließ. Mit Viererkette, zwei Sechsern, mal zwei Zehnern und zwei Angreifern davor, mal auch in der Raute im Mittelfeld. Aber immer stringent, immer aktiv, immer aggressiv im Spiel gegen den Ball.

Im Spiel gegen eine zugegeben wieder einmal bärenstarke Freiburger Mannschaft wich Marschs Mannschaft aber immer noch weiter von ihren Grundprinzipien ab und wartete am Ende förmlich auf das zweite Gegentor und damit die nächste Niederlage. Ein guter Peter Gulasci und jede Menge Glück verhinderten die vierte Pleite im achten Spiel.

So langsam zeichnet sich ab, dass Leipzig mehr als nur ein paar Anlaufschwierigkeiten hat. Wozu auch der Trainer einen großen Teil beiträgt. Marsch probiert immer mal wieder etwas Neues, geht bisweilen weg von der heiligen Viererkette. Das bringt im besten Fall Variabilität und eine gewisse Unberechenbarkeit.

Die einzigen, die tatsächlich damit wenig klarkommen, sind aber Leipzigs Spieler selbst. Denn im besten Fall erscheint zu viel Probieren als Schwäche und als fehlendes Vertrauen in die eigenen Stärken. Eine Halbzeit wie die zweite in Freiburg jedenfalls ist nun schon zu oft passiert, als dass es sich dabei um einen Ausrutscher handeln könnte. Da liegt der Fehler im System.

Union Berlin bleibt ein Mysterium

Abseits des Platzes macht sich der FC Union weiter wenige Freunde, die fragwürdige Rhetorik von Präsident Dirk Zingler in Bezug auf die Anwendung der 3G-Regel vor dem Spiel gegen Wolfsburg goss jedenfalls noch einmal ordentlich Öl ins Feuer.

Auf dem Platz bleibt Union aber eine kaum zu bezwingende Maschine. Dass die Eisernen seit jeher richtig eklig zu bespielen sind, dürfte sich herumgesprochen haben. Dass Union in dieser Saison aber kaum Torchancen benötigt, um Punkte einzufahren und mit einer ungeheuren Effizienz besticht, erreicht eine neue Qualität.

Gegen Wolfsburg schafften es die Berliner eine Halbzeit lang gar nicht, aufs gegnerische Tor zu zielen. Am Ende der Partie waren es drei Schüsse aufs Tor - und zwei davon waren drin. Unions Wert bei den so genannten Expected Goals liegt mit rund 11 im Mittelfeld der Liga, in der wahren Tabelle liegen die Berliner aber schon auf Rang fünf.

Zur fast schon traditionellen Stärke bei Standards kommt nun in Taiwo Awoniyi auch ein echter Torjäger dazu. Der hat nach seinem sechsten Saisontor jetzt schon mehr Treffer erzielt als in der gesamten letzten Saison. Awoniyi führt damit hinter den großen Drei Lewandowski, Haaland und Schick die Torjägerliste des Rests der Liga an.

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