Thesen zum 23. Bundesliga-Spieltag - Borussia Mönchengladbach unter Adi Hütter: Ein willenloser Untergang

Von Stefan Rommel
Dinos Mavropanos und der VfB haben vier Punkte Rückstand auf das rettende Ufer
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Borussia Mönchengladbach bleibt ein Abstiegskandidat, ein Augsburger Routinier verschwindet in der Versenkung. Und: Kann der VfB Stuttgart vom nächsten Tiefschlag vielleicht sogar profitieren? Die Thesen des 23. Spieltags.

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1. Gladbach wird sich unter Hütter nicht mehr entwickeln

Vielleicht ist es ganz gut, dass die Borussia seit Monaten eine Mentalitätsdebatte verfolgt - also die Borussia aus Dortmund. Denn was in Gladbach mittlerweile in schöner Regelmäßigkeit passiert, ist davon nicht nur kaum entfernt - es ist noch schlimmer als die sportlichen Ausfälle beim letzten Gegner.

Eine Halbzeit lang machte Gladbach im Westfalenstadion ein sehr ordentliches Spiel, hatte einige gute Offensivmomente und vorne wie hinten auch jede Menge Pech. Aber wie die Mannschaft dann nach dem dritten Gegentor aus den Fugen geriet, wie sie einmal mehr willenlos unterging und nicht nur ein paar Punkte kampflos abgab, sondern sich auch das ohnehin schon schlechte Torverhältnis versaute, war bemerkenswert.

Und es lässt keine gute Vorahnung zu für den Rest der Saison. Es genügt einfach nicht, ganz gut mitzuspielen, die vermeintliche Wende nach dem Sieg gegen Augsburg in der Vorwoche darf getrost schon wieder in Frage gestellt werden. Denn eine echte Entwicklung in allen Spielphasen ist auch nach zwei Dritteln der Saison nicht zu erkennen, die Flut an Gegentoren bedenklich und es gibt keine Aussicht auf Besserung.

Der Sog, der sich aus diesem schleichenden Niedergang entwickeln kann, ist brandgefährlich. Da helfen dann auch ein paar Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz nichts. Die nächsten Gladbacher Gegner sind mit Wolfsburg, Stuttgart, Hertha und Bochum Chance und Risiko zugleich.

2. Hertha ist auf ein paar Teenager angewiesen

Niklas Stark, Suat Serdar, Lukas Klünter, Marvin Plattenhardt, Maximilian Mittelstädt, Kevin-Prince Boateng, Jurgen Ekkelenkamp und Dongjon Lee: Das war die Liste aller Spieler, die wegen positiver Corona-Befunde Herthas Spiel gegen RB Leipzig verpassten. Und dazu kamen noch die "normal" verletzten Spieler.

Die Ausgangslage war also schon vor der Partie prekär und hat sich nun tatsächlich noch einmal verschärft. Nicht nur wegen des niederschmetternden 1:6, sondern weil den Berlinern langsam die Spieler ausgehen. Gegen Leipzig mussten am Ende Linus Gechter und Lucas Tousart die Innenverteidigung bilden, der eine ist 17 Jahre jung, der andere ein Mittelfeldspieler.

Nach dem ziemlich ungeschickten Platzverweis von Marc-Oliver Kempf kippte nicht nur die Partie, sondern steht Trainer Tayfun Korkut nun schon wieder vor dem nächsten Problem. Dedryck Boyata und Marton Dardai fallen weiter aus, Kempf wird wohl für zwei Spiele gesperrt, wann und wie Stark nach seiner Infektion zurückkehren wird, ist offen. Und das war's dann auch schon mit Innenverteidigern im Berliner Kader.

Bleiben allenfalls noch Christalino Atemona und Cimo Röcker aus der Regionalligamannschaft. Sehr gut möglich, dass Atemona schon bald sein Bundesligadebüt feiern wird - wie Anton Kade gegen Leipzig. Der 18-Jährige wurde 15 Minuten vor dem Ende eingewechselt. Berlin hat Abermillionen für Spieler ausgegeben in den letzten Jahren, nun könnte aber auf ein paar Teenagern aus der eigenen Jugend die Last des Abstiegskampfes liegen.

Für Adi Hütter und Gladbach läuft es aktuell richtig schlecht.
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Für Adi Hütter und Gladbach läuft es aktuell richtig schlecht.

3. Bielefelds Low-Budget-Lebensversicherung

Im Gegensatz zu den Spielzeiten davor hatte sich Arminia Bielefeld für seine Verhältnisse im letzten Sommer sehr weit ins Risiko gewagt. Im Jahr zwei nach dem Aufstieg sollten die nächsten Schritte erfolgen, um aus der Arminia wieder einen dauerhaften Bundesligisten zu machen. Also wurden fast zehn Millionen Euro in Zukäufe investiert, so viel Geld wie noch nie zuvor in der Klubgeschichte.

Einen Bruchteil davon steckte Bielefeld in die Verpflichtung von Masaya Okugawa. Der Japaner spielte schon in der letzten Saison leihweise vor und wusste zu überzeugen. Eine Million Euro floss für Okugawa nach Salzburg, der 25-Jährige sollte eigentlich in die Rolle von Ritsu Doan schlüpfen. Mittlerweile ist Okugawa mit acht Saisontoren der mit weitem Abstand gefährlichste Bielefelder Angreifer und ein echter Experte für wichtige Treffer: Sechs Zähler waren seine Tore schon wert, auch die Partie am Samstag gegen Union entschied Okugawa.

Die Wandlung vom Vorbereiter zum Torjäger hat er erstaunlich schnell vollzogen und als offensiver Mittelfeldspieler jetzt mehr Tore erzielt als der Bielefelder Sturm mit Fabian Klos, Janni Serry, Brian Lasme und Florian Krüger zusammen.

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