Bundesliga-Thesen zum 24. Spieltag: Wolfsburg hat den Klassenerhalt erkauft - das ist der heimliche RB-Star

Stefan Rommel
28. Februar 202210:48
Max Kruse soll den VfL Wolfsburg vor dem Abstieg bewahren.getty
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Wolfsburg erkauft sich den Klassenerhalt, der beste Keeper der Liga steht in Freiburg im Tor. Aber warum passt Niklas Dorsch nicht nach Augsburg - und warum könnte Stevan Jovetic ein Problem für die Hertha werden? Die Thesen des 24. Spieltags klären auf.

1. Warum Wolfsburg den Klassenerhalt schon sicher hat

Die jüngst abgelaufene Transferperiode ist der Wendepunkt einer bis dahin komplett verkorksten Wolfsburger Saison. Nach den vielen Fehlentscheidungen auf allen Ebenen mit der Kader- und der Trainerauswahl haben sich die Wölfe ihr größtes Pfund zu Nutze gemacht und auf dem Transfermarkt noch einmal entscheidend agiert.

Mit Wout Weghorst konnte Wolfsburg seinen unzufriedensten Spieler für ordentliches Geld abgeben und damit das Innenleben der Mannschaft wieder etwas befrieden. Und mit Max Kruse und Jonas Wind konnte Sportchef Jörg Schmadtke die beiden entscheidenden Puzzlestücke für die Offensive finden und auch bezahlen.

Kruse und Wind, der einen sehr starken Eindruck macht und keinerlei Anpassungsprobleme an die Bundesliga zeigt, werden Wolfsburg zum Klassenerhalt schießen. Denn selbst wenn es in fast allen Spielphasen immer noch mal mehr und mal weniger klemmt, wird den Wölfen die pure individuelle Klasse im Angriff helfen, um die weniger gut aufgestellte Konkurrenz im Tabellenkeller hinter sich zu lassen. Den Klassenerhalt wird sich Wolfsburg dank seiner üppig gefüllten Kassen im Wortsinn am Transfermarkt erkauft haben.

Max Kruse soll den VfL Wolfsburg vor dem Abstieg bewahren.getty

2. Dorsch und der FCA? Das passt nicht

Niklas Dorsch galt in der Sommerpause als der Augsburger Königstransfer und tatsächlich sollen am U-21-Europameister sehr viele andere Klubs hinterher gewesen sein. Dorsch aber entschied sich vielleicht auch etwas überraschend für den FCA. Mit Arne Maier kam neben Dorsch noch ein zweiter spielstarker Sechser dazu, Augsburg wollte das Zentrum des Spiels offenbar deutlich kreativer aufstellen.

Aber so, wie der FCA auch nach 24 Spieltagen Fußball spielt, kommen Dorschs Qualitäten gerade im eigenen Ballbesitz kaum zum Tragen. Augsburg schaltete nach Ballgewinnen schnell um, spielt tief oder überspielt im geordneten Aufbau auch gerne das gegnerische Pressing mit einem langen Ball, um dann nachzurücken. Ein echter Aufbau über den oder die Sechser ist allenfalls in tiefen Regionen erwünscht, in der Regel fliegen viele Bälle aber einfach über Dorsch hinweg.

Deshalb findet sich Dorsch immer noch nicht so zu Recht, wie sich das der Spieler und sein Arbeitgeber wohl gedacht hatten und es bleibt das Gefühl, dass diese Beziehung nicht so richtig passt. Denn der Kern der Augsburger Unternehmung bleiben Leidenschaft und Kampf, den die Mannschaft in der zweiten Halbzeit gegen müder werdende Dortmunder voll einbringen konnte. Allerdings ohne Dorsch, der schon ausgewechselt auf der Bank saß, als die Partie plötzlich kippte. Sein Ersatzmann Carlos Gruezo war für diese Spielphase, in der sich Augsburg deutlich wohler fühlt, einfach besser geeignet - was sich nicht nur beim rigorosen Ballgewinn vor dem Ausgleich zeigte.

3. Leipzigs heimlicher Star heißt Konrad Laimer

Das waren anstrengende Tage für RB Leipzig mit drei Spielen in acht Tagen - aber eben auch sehr erfolgreiche mit drei Siegen aus diesen drei Spielen, der Sicherung von Platz vier in der Liga und dem Einzug in die nächste Runde der Europa League. Christopher Nkunku, Dani Olmo und Andre Silva stachen einmal mehr heraus, weil sie die Offensivaktionen und die Tore lieferten zu den Siegen. Und wie Nkunku in Bochum oder Olmo beim 6:1 in Berlin nach ihren Einwechslungen die Partien ohne große Anlaufzeit entschieden.

Wer dabei aber immer wieder ein wenig unter den Tisch fällt, ist Konrad Laimer. Der wurde nämlich auch in Leipzig eingewechselt, in San Sebastian spielte er von Beginn an und in Bochum wurde er wieder eingewechselt. Mit Laimer kamen die Wenden in den Bundesligaspielen, im Europapokal war der Österreicher im Zentrum des Spiels absolut zuverlässig.

Tyler Adams und Amadou Haidara sind Laimers Alternativen, die ebenfalls auch spielen durften - die aber nicht den Einfluss aufs Spiel und die Intensität ins Spiel der Leipziger bringen, wie Laimer das schafft. Der 24-Jährige ist das Metronom der Mannschaft und ihr Stabilisator und deshalb mindestens genau so wichtig wie die oft erwähnten Offensivspieler und Torschützen.

4. Freiburgs Flekken ist der Keeper der Saison

Der SC Freiburg hat in den letzten Jahren immer wieder seine Stammtorhüter verloren. Erst Oliver Baumann, dann Roman Bürki, später Alexander Schwolow und selbst der ausgeliehene Florian Müller gehört ja irgendwie dazu. Man durfte also durchaus gespannt sein, wie die Breisgauer auf den neuerlichen Neubeginn im Tor reagieren würden.

Aber statt einen Zukauf zu tätigen, stellte Christian Streich einfach seine Nummer zwei ins Tor - einen Keeper, der davor ganze 14 Bundesligaspiele gesammelt hatte und bei Klubs wie Aachen, Fürth und Duisburg das Tor der zweiten und dritten Liga gehütet hatte. Aber wieder einmal hatten die Verantwortlichen in Freiburg das richtige Näschen: Flekken zeigt in seiner ersten Saison als Stammkeeper in der Bundesliga teilweise herausragende Leistungen, ist wie am Wochenende gegen die Hertha nicht nur Rückhalt, sondern ein Garant für wichtige Punktgewinne.

Flekken hielt beim Stand von 1:0 zweimal die Führung fest und ebnete auf seine Art den Weg zum elften Saisonsieg. Kein anderer Stammkeeper der Liga hat weniger Gegentore kassiert als der 28-Jährige (19 in 22 Spielen), keiner hat öfter zu Null gespielt (achtmal) und auch bei den Paraden ist Flekken mit knapp 80 Prozent abgewehrter Schüsse die Nummer eins. Und auch deshalb der Torhüter der Saison bisher.

5. Herthas Star Jovetic kann auch zum Problem werden

Stevan Jovetic ist nicht der einzige Spieler mit einem großen Namen in Herthas Kader. Aber er ist nach 24 Spieltagen der einzige, der mit ordentlichen Leistungen zum Hoffnungsträger taugt in einer Mannschaft ohne Gesicht. Jovetic ist der viel zitierte Unterschiedspieler, mit sechs Saisontoren bester Schütze der Berliner und allein der Pass vor Peter Pekariks Ausgleichschance ein Wahnsinn. Aber er kann auch zu einem Risiko werden in der Schlussphase der Saison, wenn sich seinen Auftritt in Freiburg genauer betrachtet.

Jovetic wirkte genervt und gereizt und mit jedem weiteren Fehlpass eines Kollegen schaltete der Routinier immer noch mehr ab und legte am Ende eine sehr bedenkliche Körpersprache an den Tag. Von einem Spieler seiner Klasse und seiner großen Erfahrung sollte gerade für die jungen Spieler im Kader andere Signale erwartbar sein als Kopfschütteln und Abwinken. "Die Spieler müssen mehr in Verantwortung gezogen werden. Die Spieler haben bei Hertha BSC tolle Verträge. Dann müssen sie auch was zeigen. Es geht jetzt ums Überleben in der Bundesliga - und das muss jedem bewusst sein", sagte Sportchef Fredi Bobic im Sport1-Doppelpass.

Denn auch wenn andere Teams (noch) schlechter da stehen als die Hertha: Diese Mannschaften zeigten sich in den letzten Wochen trotz aller Defizite zumindest mannschaftlich komplett geschlossen. Und das wird in der Endphase der Saison noch zu einem ganz entscheidenden Faktor im Abstiegskampf werden. Während ein Spieler, der da nicht voll mitzieht, zu einem Problem werden kann ...

Bundesliga: Die aktuelle Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München2475:264958
2.Borussia Dortmund2464:372750
3.Bayer Leverkusen2463:392444
4.RB Leipzig2450:282240
5.Freiburg2439:261340
6.Hoffenheim2447:361140
7.Union Berlin2432:32037
8.Köln2436:38-236
9.Mainz 052435:29634
10.Eintracht Frankfurt2433:36-331
11.Bochum2425:34-929
12.Wolfsburg2426:37-1128
13.Borussia M'gladbach2432:48-1627
14.Arminia Bielefeld2422:32-1025
15.Augsburg2426:41-1523
16.Hertha BSC2425:54-2923
17.Stuttgart2428:45-1719
18.Greuther Fürth2422:62-4014