BVB-Anführer mit 18: Warum Jude Bellingham eine Ära prägen kann

Jude Bellingham ist beim BVB nicht mehr wegzudenken
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Jude Bellingham ist mit 18 Jahren nicht nur ein Spieler, der seine Mannschaft Borussia Dortmund besser macht, sondern das Potenzial hat, eine eigene Ära zu prägen und zur Stilikone zu werden. Sein NXGN-2022-Titel kommt deshalb auch nicht überraschend.

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Wenn Eltern, Entdecker oder Freunde über die ersten Schritte von später sehr erfolgreichen Fußballern sprechen, hört sich das immer sehr ähnlich an. Dann sagen sie Dinge wie: "Man sah sein Talent sofort." Oder: "Er war besser als die anderen." Oder: "Er kam von der Schule, warf den Schulranzen in die Ecke und ging Fußball spielen."

Bei Jude Bellingham sagen sie das nicht. Da er ohnehin erst 18 Jahre alt ist, können sich seine Wegbegleiter auch noch ganz gut erinnern, wie wenig Lust der kleine Jude auf Fußball hatte. Seine Mutter Denise etwa erzählt, dass ihr Sohn als Kind Ballspiele jeglicher Art verweigerte.

Auch Phil Wooldrige, der später Bellinghams Jugendtrainer wurde, erinnert sich bei der Deutschen Welle daran: "Die Jagdspiele, die lustigen Spiele, hat er absolut geliebt. Aber sobald man einen Fußball hinlegte und wir ein Spiel spielten, nein. Dann saß er auf dem Boden, pflückte Grashalme oder rannte weg. Er war überhaupt nicht interessiert."

Aber irgendwann musste Bellingham halt mitspielen, weil es alle anderen auch taten. Und aus dem Jungen, der lieber Fangen und Verstecken spielte, wurde erst ein Top-Talent, dann der Held einer Stadt - und heute ist er einer der talentiertesten Mittelfeldspieler Europas, dessen nächster Transfer die 100-Millionen-Euro-Marke sicher übertreffen wird.

NXGN 2022: Jude Bellingham triumphiert

Nun gewann Jude Bellingham auch den NXGN 2022. Der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund setzte sich bei der jährlichen Wahl der größten Talente unter Journalisten im weltweiten GOAL-Netzwerk durch. Eine Wahl, die nicht allzu überrascht.

Bellingham hat mit gerade mal 18 Jahren schon 128 Spiele auf Profi-Niveau hinter sich. Er spielte schon Champions League und eine Europameisterschaft. Und das nicht als junger Hüpfer, der im Schatten seiner erfahrenen Teamkollegen Einsätze sammelt, sondern als Anführer.

Nach Dortmund kam er, weil er bei Birmingham City ein überaus begabter Mittelfeldspieler mit Stärken im Defensiv- und Offensivspiel war. Er kann Bälle erobern, sie gewinnbringend weiterverarbeiten, er hat eine extrem gute Spielübersicht und die Torgefahr ist mit der Zeit auch dazugekommen. In Dortmund hat er aber dann auch eine persönliche Entwicklung genommen, die ihn mit 18 zum Anführer machen.

Der Jungstar gibt Anweisungen, zieht Teamkollegen mit und feuert sie an. Zwar gab es auch schon den einen oder anderen Zwischenfall, die man als grenzwertig bezeichnen kann, aber Dortmunds Trainer Marco Rose kann damit gut leben: "Wenn Jude eine Stärke hat, dann ist es, dass er jedes Spiel gewinnen will. Das strahlt er aus. Das kommuniziert er."

Jude Bellingham mag den Rose-Fußball beim BVB

Rose und Bellingham - das passt ohnehin wunderbar zusammen. "Die Art, wie er spielen lässt, passt zu mir wie angegossen. Es ist sehr intensiv. Es ist aggressiv, wenn wir nicht in Ballbesitz sind. Wenn wir den Ball haben, spielen wir direkt und kaltschnäuzig. Das Gegenpressing habe ich als Fußballer schon immer geschätzt", sagt Bellingham.

Intensiv, aggressiv, direkt. Das ist die Art, wie sich Bellingham auf dem Platz definiert. Die Art, wie er Fußball spielt. Beim Publikum - und gerade beim Dortmunder Publikum - kommt das besonders gut an. Schleicht sich im Dortmunder Spiel mal etwas Lethargie ein, was ja hier und da vorkommen soll, ist es Bellingham, der seine Kollegen aufweckt.

Als er im Europa-League-Rückspiel bei den Glasgow Rangers seinen Teamkollegen Nico Schulz mit etwas härterer Sprache anging, kam das nicht bei jedem gut an. Aber Trainer Rose kann es einordnen und sprang seinem jüngsten Startelf-Spieler auch sofort zur Seite: "Dort, wo Jude herkommt, kommuniziert man vielleicht ein bisschen härter. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass etwas hängengeblieben ist. Jude will spielen. Jude ist sauer. Das ist das, was ihn ausmacht - und davon brauchen wir mehr."

Bellingham geht nicht auf den Rasen, um einen Beliebtheitspreis zu gewinnen. Wenn es mal schroffer wird, dann ist es eben so. Geht es zu weit, gibt es ein paar Takte von den Mannschaftskollegen - aber auch damit kann er umgehen.

In England träumen alle Klubs von Jude Bellingham

Er kommt aus Birmingham. Da lag man sich auch nicht jeden Tag in den Armen und versicherte einander, wie lieb man sich hat. "Mein Spiel spiegelt meine Herkunft wider", sagte Bellingham einmal: "Es ist der Stil der Arbeiterklasse, denn mein Spiel basiert auf Energie und harter Arbeit."

Von dieser Sorte hat man dann lieber mehr als weniger. Und bei Borussia Dortmund wird er auch eine große Lücke hinterlassen, wenn er eines Tages den Klub verlassen sollte. Dem Vernehmen nach hat es Bellingham nicht eilig. Er kann sich vorstellen, noch mindestens ein Jahr beim BVB zu spielen und seine Entwicklung fortzusetzen. Vor allem, wenn mit Rose sein Alter Ego an der Seitenlinie steht.

Und danach? In der Premier League träumt quasi fast jeder Klub mit dem nötigen Kleingeld, und davon gibt es bekanntlich viele, von Bellingham. Mal heißt es, dass er perfekt zu Jürgen Klopps FC Liverpool passe, mal gilt er als neuer N'Golo Kante des FC Chelsea. Oder er löst gleich alle Probleme von Manchester United.

Owen Hargreaves, einst beim FC Bayern unterwegs und immer noch Kenner der Bundesliga, würde Bellingham zu United holen. Die Erfolgsformel für seinen Ex-Klub drückt Hargreaves wie folgt aus: "Findet einen Trainer, findet einen Sportdirektor, holt Jude Bellingham und lasst ihn vorweg gehen. Er ist jung und hungrig!"

Verstehen sich gut: Marco Rose und Jude Bellingham.
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Verstehen sich gut: Marco Rose und Jude Bellingham.

So einen wie Bellingham muss man suchen

Ähnliche Visionen haben andere Klubs natürlich auch. Denn Bellingham ist nicht nur ein Spieler, der ein Team besser machen kann. Er hat auch das Potenzial als Stilikone eine Ära zu prägen. Seine Art und Weise, Fußball zu spielen und zu arbeiten, könnte prägend sein. Es gibt wunderbare Offensivkünstler wie Kylian Mbappe, Erling Haaland und Co., aber einen wie Bellingham mit dieser Position und diesen Eigenschaften muss man auf diesem Qualitätsniveau erstmal suchen.

Doch so weit will Bellingham erstmal gar nicht denken. Auch wenn er die Lust auf Fußball erst viel zu spät für sich entdeckte, will er das, was er besonders gut kann, so weitermachen. Auf dem Platz Gas geben, zuhause Reality Shows gucken. Die mag er ganz gern.

Ist er zuhause eigentlich auch so ein Heißsporn? "Nein", sagt Mutter Denise. "Er ist nicht arrogant, sondern sehr rücksichtsvoll und freundlich." Wobei, dann fällt ihr ein: "Es gibt Momente, in denen man sagen muss: 'Nimm eine Beruhigungspille.' Aber ist ein guter Junge."

Der eine oder andere BVB-Kollege hätte das wohl kaum anders formuliert.

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