Nach einem 1:2 gegen Frankfurt im vermeintlichen Endspiel um die CL-Qualifikation am 27. Spieltag hatte der BVB sieben Punkte Rückstand auf die Eintracht. Die Königsklasse schien verspielt. Haben Sie nach diesem Spiel noch daran geglaubt?
Geppert: Ja, selbst da noch, zu 100 Prozent. Es war in dieser Phase allerdings für jeden von uns schwierig, sich weiter bewusst zu sein, dass es noch klappen kann. Da prasselte enorm viel Kritik auf den Verein ein, aber damit mussten und konnten wir umgehen. Es war der herbste Tiefschlag, den wir hatten.
Als das Team das Messer an der Kehle hatte, griff plötzlich ein Rädchen ins andere und man gewann alle sieben restlichen Bundesligapartien, so dass es doch noch zu Platz drei reichte. Wie lässt sich das erklären?
Geppert: So, wie es Mats gesagt hatte: Es braucht zwar Zeit, setzt sich aber irgendwann durch. Es ist schwer, das an konkreten Punkten festzumachen. Wir hatten eine sehr hohe Intensität im Training und auch die Spieler dazu gebracht, dass sie wirklich noch daran glauben - weil sie gemerkt haben, dass auch wir im Trainerteam weiter daran glauben und mit unserer Arbeit weitermachen.
Fünf Wochen nach der Pleite gegen Frankfurt holte der BVB gegen RB Leipzig den DFB-Pokal. Wie blicken Sie darauf zurück?
Geppert: Das waren sehr krasse Tage. Der Schlüssel zum Pokalsieg lag für mich im späten 3:2-Erfolg gegen Leipzig ein paar Tage zuvor in der Bundesliga. Den Moment, als in Berlin abgepfiffen wurde und wir den Pott hatten, werde ich niemals vergessen. Das war unbegreiflich. Irgendwie habe ich mich mehr für alle anderen gefreut als für mich. Für Edin, weil ich wusste, dass er sich das total verdient hatte. Auch wie die Spieler alle gestrahlt und in der Kabine gefeiert haben, sensationell. Wir waren dann relativ lange noch im Stadion, später im Hotel.
Wenn man mit Ihnen spricht, kommt man an Youssoufa Moukoko nicht vorbei. In den zwei Jahren unter Ihnen in der U17 erzielte er in 56 Pflichtspielen 90 Tore und bereitete 21 vor. Waren Sie 2016 an seinem Wechsel von St. Pauli nach Dortmund beteiligt?
Geppert: Nein. Ich kannte ihn aus Videos, hatte ihn zuvor aber nie live spielen sehen.
Er soll Sie am ersten Tag der Zusammenarbeit gefragt haben, ob er denn Chancen auf einen Einsatz habe - und traf dann bei genau diesem nach nur zwei Minuten. Hat man sofort gesehen, dass er so deutlich besser ist als die anderen?
Geppert: Ja. Nachdem er zu uns kam, sah ich ihn in einem Spiel der U15 und dachte nur: Der Junge ist Wahnsinn. So einen Spieler hatte ich bis dahin noch nie gesehen. Das Besondere an ihm war nicht das Körperliche, sondern seine fußballerischen Fähigkeiten.
Damals entstand ein riesiger Hype um Moukoko. Wie haben Sie das beobachtet und wie sehr mussten Sie gewissermaßen auch Papa und Pädagoge sein?
Geppert: Das auf jeden Fall, auch Freund und Lehrer. Wir haben bis heute ein extrem enges Verhältnis. Ich habe mit ihm wahrscheinlich mehr über andere Dinge als über Fußball gesprochen. Der Hype war echt brutal, bei jedem Spiel waren die Kameras nur wegen ihm da. Da haben wir und ich ihn viel betreut und immer wieder geholfen, damit klar zu kommen.
In der laufenden Saison hatte Moukoko bei den Profis mit unterschiedlichen Verletzungen zu kämpfen und fand nicht in den Rhythmus. Wie blicken Sie auf seine Entwicklung?
Geppert: Man muss die Kirche im Dorf lassen und darf nicht nervös werden. Er ist 17 und könnte selbst in der nächsten Saison noch A-Jugend spielen. Man muss ihm einfach Zeit lassen. Die Verletzungen haben ihn sicherlich zurückgeworfen. Ich bin fest davon überzeugt, dass er in Zukunft eine sehr große Rolle spielen wird.
Sie sind nun wieder zurück in Ihrer Rolle als Trainer der U17, von der Sie während Ihrer Abwesenheit aufgrund der Corona-Pandemie und des erneuten Saisonabbruchs kein Pflichtspiel verpasst haben. Wann haben Sie wirklich realisiert, dass die Zeit bei den Profis vorbei ist?
Geppert: Ich bin nach Saisonende zum Trainingsgelände gefahren, habe meine Sachen in einen Karton gepackt und fuhr nach Hause. Das war schon ein komisches Gefühl. Dann war ich den gesamten Juni im Urlaub. Dort sind mir einige Dinge richtig bewusst geworden, auch wenn es schwerfällt, sie einzuordnen. Wie ich mit Edin eines Tages zum Stadion fuhr, wir uns anguckten und sagten: Mensch, schau an - wir beide sind jetzt hier verantwortlich! Oder der Pokalsieg. So etwas habe ich sonst nur zusammen mit 500.000 anderen Leuten als Fan mitgemacht.
Sie sind nun in Ihrer neunten Saison beim BVB. Welche Ambitionen haben Sie mittlerweile in Richtung Profibereich?
Geppert: Es war ein tolles Erlebnis und ich will nicht sagen, dass ich das nicht noch einmal erleben möchte. Ich fühle mich bei der U17 aber total wohl und kann mir gut vorstellen, das noch mehrere Jahre zu machen.