Mit welchen Gefühlen blicken Sie heute darauf zurück?
Thorwart: Damals wie heute bin ich stolz darauf, ansonsten sind meine Gedanken aber dieselben wie gerade beschrieben. Ein paar Minuten wären eine schönere Erinnerung als nur die paar Sekunden.
Wie viele Sekunden waren es denn?
Thorwart: Ich meine, es waren vier.
Sie müssten damit Rekordhalter sein - oder wissen Sie von jemandem, der kürzer gespielt hat?
Thorwart: Nein.
Nach Ihrem Bundesligadebüt folgte in Dortmund jedoch kein weiterer Kaderplatz bei den Profis. Wieso?
Thorwart: Ich muss ganz realistisch sagen, dass ich ja nicht deshalb im Kader stand, weil ich mich besonders nah an die erste Mannschaft gespielt hätte. Das hing auch damals mit einer Verletztenmisere zusammen. Ich hatte insgesamt gesehen kein Bundesligaformat. Dazu fehlte mir etwas in körperlicher Hinsicht und auch vom Instinkt her. Ich musste mir immer alles mit Fleiß und Einsatz erarbeiten. Als ich dann gesehen habe, was die BVB-Profis für Voraussetzungen mitbrachten - davon war ich einfach zu weit entfernt.
Welcher der Dortmunder Profis beeindruckte Sie denn am meisten?
Thorwart: Es ist unmöglich, jemanden in fußballerischer Hinsicht herauszuheben, denn da waren so viele Hochkaräter dabei. Was den Charakter angeht, erinnere ich mich gerne an Jörg Heinrich, der damals ja auch schon eine tolle Karriere hatte. Er war sehr bodenständig, kein bisschen distanziert und total nett. Ein korrekter Kumpeltyp, der auch sofort auf uns junge Spieler zugegangen ist.
Gibt es eine Anekdote, die Sie im Zusammenhang mit Ihrer Zeit bei den Profis gerne erzählen?
Thorwart: Da fiele mir jetzt spontan mein erstes Mal im Trainingslager in Spanien ein. Gleich im ersten Training stieg mir nach ein paar Minuten Jan Koller mit seinen 100 Kilogramm Gewicht und Schuhgröße 50 ordentlich, aber unbeabsichtigt auf den Fuß. Da habe ich schon mit den Ohren geschlackert und gedacht: Wo bist du denn hier gelandet? (lacht) Er hat sich dann ganz lieb entschuldigt und ausgefallen bin ich deshalb auch nicht.
Sie sind nach Ihrer Debüt-Saison und elf Jahren beim BVB im Sommer 2003 zum VfB Lübeck in die 2. Liga gewechselt. Später stiegen Sie noch mit Rot-Weiss Essen in die 2. Liga auf und spielten bei der SSVg Velbert 02 und Schalke II in der Oberliga. Ab wann mussten Sie einsehen, dass das eher Ihr Niveau ist und es für ganz oben nicht reicht?
Thorwart: Ich habe das auch aufgrund der Erfahrungen bei den Profis schon relativ früh so eingeschätzt. In der Bundesliga hatte ich kaum Chancen, um zügig an ausreichend Spielpraxis zu kommen. Der Schritt in die 2. Liga war daher die logische Konsequenz. Ich wollte sehen, wie ich mich dort entwickeln kann, ob eventuell noch einmal ein Schub kommt oder ich damit einfach zufrieden bin. Das war dann auch so. Lübeck war zunächst vor allem eine gute Gelegenheit, um sportlich weiterzukommen und auch einmal etwas außerhalb von Dortmund zu sehen.
Ihre Karriere beenden mussten Sie schließlich im November 2009 mit 27 Jahren. Warum?
Thorwart: Das war notgedrungen. Die Sache bei Schalke war noch einmal ein interessantes Projekt, da ich dort als älterer Spieler ein wenig die Jüngeren anleiten sollte. Damals stand der Fußball aber nicht mehr so sehr in meinem Fokus. Meine Hüfte war für die Dauerbelastung nicht gerade geschaffen, der Verschleiß hatte sich bemerkbar gemacht. Daraus entstand ein sogenanntes Impingement-Syndrom. Durch die Belastung bildete sich zu viel Knochengewebe an Stellen, an denen es eigentlich gar nicht sein soll. Das verursachte mir schon längere Zeit Schmerzen. Es hätte sich nicht gelohnt, auf höherem Niveau weiterzumachen, nur um später eine künstliche Hüfte zu benötigen. Ich bin froh, dass ich heute noch viel Sport treiben kann.
Was machen Sie heute beruflich?
Thorwart: Ich arbeite glücklich und zufrieden bei der Stadt Dortmund als Verwaltungsfachangestellter.
Haben Sie noch Bezug zum Fußball oder Kontakt zu früheren Teamkollegen?
Thorwart: So gut wie gar keinen mehr, weder noch. Ich habe den Sport unheimlich gerne gemacht, aber noch nie besonders gerne Fußball geschaut. Das war mir immer zu langweilig. Ich verfolge den BVB aber natürlich und hoffe, dass man mal wieder vor den Bayern landet.