BVB - Michael Zorc bei Borussia Dortmund vor Abschied: "Rose bräuchte Spieler vom Charakter eines Michael Zorc"

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Am Samstag wird Borussia Dortmund gegen Hertha BSC das letzte Spiel bestreiten, bei dem Michael Zorc eine offizielle Funktion für den BVB ausübt. Anschließend ist nach 20 Jahren als Spieler und 24 als Manager Schluss. Bei SPOX und GOAL erzählen einige von Zorcs Weggefährten ihre liebsten Anekdoten über das Urgestein.

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Frank Mill (von 1986 bis 1994 beim BVB)

"Ich hatte mit Michael viele Streitgespräche, weil wir beide dem Spielerrat angehörten und bei mannschaftsinternen Angelegenheiten nicht immer einer Meinung waren. Zum Schluss haben wir uns aber immer wieder vertragen. Ich weiß noch, wie es einmal um Sergej Gorlukowitsch ging, der aus Weißrussland kam. Da hatten Michael und ich aber denselben Ansatz. Sergej hat vor seinem ersten BVB-Spiel im Hotel die gesamte Minibar leer getrunken. Trainer Horst Köppel wollte ihn deshalb nicht aufstellen, doch wir haben ihn bekniet, dass er es trotzdem tut. Der Kerl wird das schon vertragen haben, dachten wir. Köppel lenkte schließlich ein und siehe da, Sergej hat dann wirklich ein Riesenspiel gemacht! (lacht)

Was mich mit Michael noch verbindet, ist die Geschichte mit der Kapitänsbinde. Unser Trainer Reinhard Saftig wollte nicht, dass ich Kapitän bleibe. Ich war ihm wohl zu mächtig, keine Ahnung. Er wollte Michael zum Kapitän haben. Präsident Gerd Niebaum wollte wiederum, dass ich Kapitän bleibe. Saftig ist wegen des Themas daher ständig in Niebaums Büro aufgelaufen, das ging über Wochen. Durch diesen Ärger hat anfangs auch mein Verhältnis zu Michael etwas gelitten, weil so eine Nummer einfach komisch war. Das war alles vor der Saison 1988/89. Wir fuhren dann ins Sommer-Trainingslager. Bevor wir aufbrachen, gab es noch ein gemeinsames Essen in Dortmund. Dort ging der Streit weiter. Auf einmal ist Saftig während des Essens aufgestanden, hat seine Frau angerufen und sich von dort abholen lassen. Danach war er kein Trainer mehr, er hat hingeschmissen. Wir fuhren dann tatsächlich ohne Trainer ins Trainingslager. Köppel kam erst etwas später - und machte Michael zum Kapitän. Mir war der ganze Zauber irgendwann einfach nur noch zu blöd. Ich hatte ein vernünftiges Gespräch mit Köppel und dann war die Sache für mich erledigt."

Wolfgang de Beer (von 1987 bis 2001 beim BVB)

"Früher war die Kommunikation zwischen Spielern und Schiedsrichtern ja noch eine ganz andere und vor allem entspannter. Ich erinnere mich an ein Spiel im Februar 1991 beim VfB Stuttgart, als wir nach elf Minuten schon 0:3 zurücklagen und am Ende mit 0:7 verloren. Nach dem dritten Gegentor pfiff Schiedsrichter Wolf-Günter Wiesel einen strittigen Freistoß für den VfB. Michael ging daraufhin zum Schiri und sagte: 'Du pfeifst heute aber auch einen Mist!' Wiesel drehte sich um und entgegnete furztrocken: 'Schau' mal auf die Anzeigetafel - ihr spielt vor allem großen Mist!' (lacht) Da stand Michael etwas verdutzt da und wusste nicht mehr weiter. Wiesel hatte ja aber auch Recht."

Michael Meier (von 1989 bis 2005 Manager beim BVB)

"Zu Beginn der 1990er Jahre, ich war noch relativ neu beim BVB, hatte ich ein Gespräch mit Michael. Sein Vertrag sollte verlängert werden. Dass ich einem echten Dortmunder Urgestein einen gerechten und respektvollen Vertrag anbieten muss, empfand ich als eine alles andere als einfache Aufgabe. Es sollte ja auch nicht gepokert werden. Michael hat seine Verträge weitestgehend alleine ausgehandelt. Ich habe dann zu einem Blatt Papier gegriffen, es ihm herübergeschoben und gesagt: 'Du kannst hier drei Dinge ausfüllen - Laufzeit, Grundgehalt und die sogenannte Jahresleistungsprämie.' Ich bin anschließend aus dem Raum gegangen. Das habe ich in all meiner Zeit im Fußball nur dieses eine Mal mit Michael gemacht. Ich tat das, um einfach das Dilemma für mich zu lösen und nicht in Gefahr zu geraten, ihm eine falsche Wertschätzung gegenüber zu bringen. Als ich zurückkehrte, sagte Michael: 'Ich brauche noch einen Tag Bedenkzeit.' (lacht) Ich denke, dass er die Sache zu Hause noch einmal besprochen hat. Am nächsten Tag kam er an, präsentierte mir die Zahlen und unterschrieb letztlich den Vertrag. Es war natürlich eine Steigerung im Vergleich zu vorher, aber mir war sehr klar, dass er diese Großzügigkeit nicht über Gebühr strapaziert. Michael ist ein Mann mit Haltung. Wenn der heutige BVB-Trainer Marco Rose oftmals von der nötigen Haltung spricht, dann bräuchte er Spieler vom Charakter eines Michael Zorc."

Andreas Möller (von 1988 - 1990 und 1994 - 2000 beim BVB)

"Mir fallen bei ihm leider keine anekdotischen Ausreißer ein. Michael war ein seriöser Sportsmann mit einem unglaublichen Siegeswillen, dazu sehr kollegial. Er hat als Kapitän oft gut vermittelt zwischen Vereinsinteressen und denen der Spieler, zum Beispiel bei Vertragsverhandlungen. Er konnte auch sehr gut zwischen Privatleben und Beruf trennen. Privat hatte er eine Lockerheit, auf jeden Fall auch Feierlaune und er konnte gut Party machen. Er blieb auch immer bis zum Schluss. (lacht) Wenn es aber Richtung Kabine und Trainingsgelände ging, war er schon sehr ehrgeizig und es war ein deutlicher Unterschied zum Privatmann zu sehen."

Fritz Lünschermann (von 2008 - 2018 Teammanager beim BVB)

"Eine Seite, die man in der Öffentlichkeit von Michael gar nicht so kennt, ist, dass er sehr lustig sein kann. Gegenüber den Medien ist er eher reserviert. Wenn wir gerade in den Jahren mit Jürgen Klopp abends vor den Auswärtsspielen im internen Kreis zusammensaßen, da wurde über Gott und die Welt gesprochen und auch dank Michael extrem viel gelacht. An der Seite von Jürgen ist er noch einmal so ein richtig fröhlicher Mensch geworden. Ich will nicht sagen, dass er das nicht auch vorher schon war, aber dieser Trainer hat ihm einfach richtig gutgetan. Dazu verfügt er über ein unglaubliches Allgemeinwissen, das mich immer wieder fasziniert hat. Michael ist wirklich ein sehr, sehr intelligenter Mensch. Ich fand es auch bemerkenswert, dass er trotz der manchmal längeren Abende am nächsten Morgen immer den inneren Schweinehund überwunden hat und früh aufgestanden ist, um Laufen zu gehen und den Körper wieder in ein gutes Gleichgewicht zu bringen. (lacht)"