PRO: Qualität ist keine Frage des Alters - Moukoko ist WM-reif
Von Filippo Cataldo
Am 20. November 2022 wird Youssoufa Moukoko 18 Jahre alt. Was kann einem jungen Fußballprofi Besseres passieren, als seine Volljährigkeit am Tag des WM-Eröffnungsspiels garantiert rausch- und eskalationsfrei im Kreis der DFB-Elf im WM-Quartier in Katar zu feiern?
Im Ernst: Moukoko hat spätestens am Samstag bewiesen, dass er bereit ist für die WM und dass er der DFB-Elf in Katar auch helfen könnte. Mit seinen zwei herrlichen Toren beim 3:0 des BVB gegen den VfL Bochum im kleinen Revier-Derby, klar. Vor allem aber hat er es mit seinem Verhalten nach dem Spiel gezeigt.
"Ehrlich gesagt, ist mir das so egal. Ich schaue einfach von Spiel zu Spiel, wenn ich so Leistungen bringe. Am Ende werden wir es am Donnerstag sehen, wer dabei ist", sagte Moukoko unmittelbar nach dem Spiel bei Sky auf die Frage nach seiner Nominierungseinschätzung. Jemand, der mit nicht einmal 18 Jahren die Floskeln aus dem Lehrbuch für professionelle Fußballerantworten so cool ad absurdum führt, der ist sowas von reif für eine Weltmeisterschaft.
DFB-Elf: Spielertyp wie Youssoufa Moukoko fehlt Hansi Flick
Später in der Mixed Zone gab das Schlitzohr zu, dass er "natürlich gerne dabei" wäre bei der WM und dass er am Donnerstag Kontakt zu Hansi Flick gehabt habe. Am gleichen Tag hatte RB Leipzig bekannt gegeben, dass Timo Werner wegen einer Fußverletzung das restliche Jahr kein Fußball mehr spielen könne.
Ob zwischen Werners Verletzung und Flicks Kontaktaufnahme ein direkter Zusammenhang besteht, ist offen.
Doch der DFB-Elf fehlte auch vor dem WM-Aus des Leipziger Stürmers ein robuster wie resoluter und noch dazu antrittsstarker Dribbler mit Lust auf den spektakulären Abschluss. Moukoko ist im Gegensatz zu Werner nicht vor allem ein Umschaltspieler, er agiert lieber zwischen den Gegenspielern als zwischen den Linien.
Es ist zumindest vorstellbar, dass Moukoko angesichts seiner Entwicklung in dieser Saison und speziell seiner Formstärke der letzten Wochen so oder so reelle Chancen auf eine Nominierung gehabt hätte. Die größeren WM-Kader für Katar (26 statt 23 Spieler) geben dem Bundestrainer ja ein bisschen mehr Raum für Experimente und auch etwas gewagtere Manöver. Darum muss es nach Werners Verletzung nun auch nicht unbedingt Niclas Füllkrug oder Youssoufa Moukoko heißen, sondern womöglich auch: Füllkrug UND Moukoko.
Im mutmaßlich schwersten Gruppenspiel gegen Spanien am 27. November könnte ein Spielertyp wie Moukoko womöglich mehr helfen als ein eher klassischer Brechertyp wie Füllkrug - dessen Kopfbälle aber womöglich gegen Costa Rica helfen könnten.
WM in Katar: Moukoko hat jedes Versprechen gehalten
Dass Moukoko in dieser Saison bereits auch gegen Dortmunds Spezialgegner FC Schalke 04 und Bayern München traf, muss ihm ebenso angerechnet werden wie die Tatsache, dass er die womöglich unvermeidbar komplizierte erste komplette Bundesligasaison 2021/2022 zum Wachsen nutzte. Als der BVB auf die Krebserkrankung Sébastien Hallers mit der Not-Verpflichtung von Anthony Modeste reagierte, schmollte er nicht, sondern schoss Tore.
Klar, Moukoko ist noch nicht 18 und er macht die normalen Entwicklungsschritte und die normalen Aufs und Abs eines jeden Jungprofis durch. Doch bisher hat Moukoko jedes Versprechen gehalten und nie den Anschein gemacht, mental nicht auf das Profileben vorbereitet zu sein. Und ganz generell: Dass Qualität keine Frage des Alters ist, gilt in jede Richtung.
Wieso sollte der jüngste Bundesliga- und jüngste Champions-League-Spieler der Geschichte, wieso sollte der jüngste Bundesligatorschütze, der jüngste U21-Nationalmannschafts-Debütant und der jüngste U21-Torschütze der Geschichte nicht auch bei der WM helfen können?