Zwei Torhüter auf dem Feld! Als Felix Magath und der HSV Bundesligageschichte schrieben

Von Andreas Koenigl
Felix Magath
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Felix Magath und der HSV schreiben 1996 Bundesligageschichte, als gegen Rostock zwei Torhüter auf dem Feld stehen und Richard Golz als Stürmer spielt.

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Holger Hiemann hat nicht viel Zeit an jenem Aprilmittwoch 1996 im Ostseestadion zu Rostock. Eigentlich soll der Ersatzkeeper des Hamburger SV gegen die Hansa einen entspannten Abend auf der Bank verbringen, doch in der 80. Minute wird es plötzlich hektisch: Trainingsjacke ausziehen, noch ein paar letzte Worte von Trainer Felix Magath - Einwechslung!

Doch was ist passiert? Torhüter Richard Golz macht seine Sache - mal abgesehen von Gegentoren durch Jonathan Akpoborie und Stefan Beinlich - ordentlich, ist auch nicht verletzt. Oder liegt es etwa daran, dass der HSV seit 30 Minuten in Unterzahl ist, nachdem Carsten Kober nach zwei Fouls innerhalb von einer Minute mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war?

Nein, auch das nicht. Umso verwunderter schauen die 24.900 Zuschauer im weiten Rund, als auf der Anzeigetafel nicht etwa die Nummer 1 von Golz aufleuchtet, sondern die Nummer von Daniel Stendel - Nachwuchstürmer der Hamburger und heutiger Trainer in Hannover, für den damit sein erst viertes Bundesligaspiel beendet ist. Nun stellt sich die Frage: ein Torhüter für einen Stürmer? Und was ist eigentlich mit Golz?

Die Antwort ist einfach und verrückt zugleich: Golz streift sich ein Feldspielertrikot über, der Name wird provisorisch überklebt und Magath beordert seinen Schlussmann beim Stand von 0:2 einfach in den Angriff, Hiemann wandert zwischen die Pfosten. Doch warum dieser ungewöhnliche und einzigartige Schritt, der Bundesligageschichte geschrieben hat?

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HSV gehen gegen Rostock die Spieler aus

"Wir haben keine Stürmer und der DFB hat nicht mehr Amateure zugelassen", erklärt Magath seinen Wechsel anschließend, nachdem er zuvor schon Dirk Wojewsky, der im Ostseestadion sein einziges Pflichtspiel für den HSV bestreitet, eingewechselt hat - die etatmäßigen Offensivkräfte wie André Breitenreiter, Valdas Ivanauskas und Uwe Jähnig stehen alle nicht zur Verfügung.

Und so soll der Zwei-Meter-Hüne Golz neben Jörg 'Ali' Albertz und Karsten Bäron für den offensiven Umschwung sorgen, nachdem auch der erst 19-jährige Hasan Salihamidzic schon nicht mehr auf dem Feld steht. Für den HSV geht es im direkten Duell mit Rostock immerhin um einen Platz im Europapokal.

"Das war kurios, aber nicht ganz spontan", erinnert sich Golz einige Zeit später beim NDR. "Magath hatte vorher schon angekündigt, dass es dazu kommen könnte, weil uns die Alternativen ausgegangen sind. Ich habe zehn Minuten als Stürmer gespielt und hatte noch zwei Viertelchancen. Hätte ich getroffen, wäre ich mit der Nummer in die Annalen der Bundesliga eingegangen."

Am Ende verliert der HSV nicht nur die Partie mit 0:2, sondern auch den Europapokalplatz. Das Happy End folgt aber am letzten Spieltag, als die Hamburger nach Doppelpacks von Bäron und Salihamidzic mit 4:1 in Frankfurt gewinnen und sich nach dem 0:1 von Rostock um Steffen Baumgart gegen den 1. FC Köln im letzten Moment am direkten Konkurrenten vorbei auf den UEFA-Cup-Platz schieben.

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