Das Sommer-Transferfenster 2023 hat in den meisten Top-Ligen noch nicht einmal einen Monat geöffnet. Doch es gab natürlich trotzdem schon einige Wechsel in die Bundesliga, die es in sich haben.
Ein Verein hat zum Beispiel bereits über 120 Millionen Euro ausgegeben. Auch zwischen den beiden deutschen Topklubs Borussia Dortmund und Bayern München gab es schon einen aufsehenerregenden Transfer, als Raphael Guerreiro ablösefrei das Lager wechselte. Womöglich revanchiert sich der BVB sogar.
Doch welcher der sieben deutschen Klubs, die sich in der vergangenen Saison für einen europäischen Wettbewerb qualifizierten, hat bislang den besten Start in den Transfersommer hingelegt? SPOX hat ein Power Ranking dazu erstellt.
Platz 7: BVB (zuvor Platz 7)
- Neuzugänge 2023/24: Ramy Bensebaini (Borussia Mönchengladbach, ablösefrei), Felix Nmecha (VfL Wolfsburg, 30 Millionen Euro)
- Abgänge 2023/24: Raphael Guerreiro (FC Bayern München, ablösefrei), Jude Bellingham (Real Madrid, 103 Millionen Euro), Ansgar Knauff (Eintracht Frankfurt, fünf Millionen Euro), Mahmoud Dahoud (Brighton & Hove Albion, ablösefrei), Felix Passlack (VfL Bochum, ablösefrei), Luca Unbehaun (SC Verl, ablösefrei), Tom Rothe (Holstein Kiel, Leihe), Anthony Modeste (noch offen, ablösefrei), Nico Schulz (noch offen, ablösefrei)
- Gerüchte um Zugänge: Iván Fresneda (Real Valladolid), Sergio Arribas (Real Madrid), Marcel Sabitzer (FC Bayern München)
Dortmund hat bislang nur zwei Transfers bewerkstelligt. Während Bensebaini als Eins-zu-Eins-Ersatz von Guerreiro gilt, ist der Verlust von Bellingham durch die umstrittene Verpflichtung von Nmecha keineswegs aufgefangen. Nun könnte in Sabitzer ausgerechnet ein Spieler aus München das Mittelfeld verstärken.
Beim Kampf um die gehandelten Talente Fresneda oder Arribas wird der BVB wohl einen längeren Atem benötigen. Doch gerade der Spanier aus Valladolid wäre als Außenverteidiger eine gute Alternative zu Julian Ryerson, zumal Thomas Meunier abgegeben werden soll.
Vielmehr bahnt sich aktuell nicht an. Der Kader hat sich nach aktuellem Stand eindeutig verschlechtert im Vergleich zum Vorjahr. Die Ambitionen, die Dominanz der Bayern zu durchbrechen, spiegeln sich nicht in den Transfer-Aktivitäten des BVB wieder. Ein Sabitzer-Transfer würden diesen Eindruck zwar etwas ändern, mehr als um ein loses Gerücht handelt es sich jedoch auch nicht.
Intern sieht man das aber offenbar anders. Laut Sportdirekor Sebastian Kehl ist die Mannschaft "gut aufgestellt". Doch ist das der Anspruch eines Vereins, der in der Vorsaison eine historische Chance verpasst hat? Wohl eher nicht. So scheinen andere Vereine, dazu gleich mehr, derzeit näher an den Bayern dran zu sein.
Platz 6: SC Freiburg (zuvor Platz 6)
- Neuzugänge 2023/24: Junior Adamu (RB Salzburg, sechs Millionen Euro), Florian Müller (VfB Stuttgart, 1,5 Millionen Euro)
- Abgänge 2023/24: Kevin Schade (FC Brentford. 25 Millionen Euro), Mark Flekken (FC Brentford, 13 Millionen Euro), Woo-yeong Jeong (2,8 Millionen Euro), Lino Tempelmann (0,7 Millionen Euro), Nishan Burkart (FC Winterthur), Robert Wagner (SpVgg Greuther Fürth, Leihe), Kimberly Ezekwem (SC Paderborn 07, Leihe), Nils Petersen (Karriereende), Jonathan Schmid (noch offen, ablösefrei)
- Gerüchte um Zugänge: Han-Noah Massengo (AJ Auxerre), Lucas Beltrán (River Plate)
Mit dem 22-jährigen Stürmer Adamu haben die Breisgauer einen Mann verpflichtet, der in seinen zwei Jahren in Salzburg häufiger von der Bank kam. Im Vorjahr wurde er dennoch in 40 Pflichtspielen eingesetzt und steuerte 20 Torbeteiligungen bei. Einen weiteren Angreifer von mindestens gleichwertiger Qualität will man noch verpflichten.
Mit der Rückkehr von Torwart Müller hat man eine erprobte Alternative, sollte der Sprung von Noah Atubolu zur neuen Nummer eins nicht so gelingen wie erhofft. Doch reicht dieser Kader, um in der Europa League zu bestehen?
Platz 5: 1. FC Union Berlin (zuvor Platz 5)
- Neuzugänge 2023/24: Diogo Leite (FC Porto, 7,5 Millionen Euro), Lucas Tousart (Hertha BSC, 3 Millionen Euro), Mikkel Kaufmann (FC Kopenhagen, 2,7 Millionen Euro), Lennart Grill (Bayer Leverkusen), Alex Kral (Spartak Moskau, Leihe), Brendan Aaronson (Leeds United, Leihe), David Datro Fofana (FC Chelsea, Leihe)
- Abgänge 2023/24: Sven Michel (FC Augsburg, 950.000 Euro), Paul Seguin (FC Schalke 04, 750.000 Euro), Levin Öztunali (Hamburger SV, ablösefrei), Tim Maciejewski (SV Sandhausen, ablösefrei), Kevin Möhwald (KAS Eupen), Tymoteusz Puchacz (1. FC Kaiserslautern, Leihe), David Preu (VfR Aalen, Leihe), Jamie Leweling (VfB Stuttgart, Leihe mit Kaufoption), Niko Gießelmann (noch offen, ablösefrei)
- Gerüchte um Zugänge: Robin Gosens (Inter Mailand), Kevin Volland (AS Monaco)
Neben der festen Verpflichtung von Abwehrchef Leite wurde der Kader durch Tousart, die Leihen von Kral und den Talenten Aaaronson sowie Fofana ordentlich verstärkt. Schlagen die beiden Youngster, die ihre Qualitäten in der jüngeren Vergangenheit schon zum Vorschein gebracht hatten, ein, ist Union tatsächlich eine erneute Platzierung unter den ersten Vier zuzutrauen.
Sollte es ihnen auch noch gelingen, Nationalspieler Gosens und Volland nach Köpenick zu lotsen, führt eigentlich kein Weg daran vorbei, dass die Ambitionen der Eisernen nur Europa bedeuten können.
Platz 4: Bayer Leverkusen (zuvor Platz 3)
- Neuzugänge 2023/24: Granit Xhaka (FC Arsenal, 25 Millionen Euro), Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach, zehn Millionen Euro), Arthur (América FC, sieben Millionen Euro), Alejandro Grimaldo (Benfica, ablösefrei)
- Abgänge 2023/24: Mitchell Bakker (Atalanta Bergamo, 10 Millionen Euro), Lennart Grill (1. FC Union Berlin), Daley Sinkgraven (UD Las Palmas, ablösefrei), Karim Bellarabi (noch offen, ablösefrei), Andrey Lunev (noch offen, ablösefrei), Ayman Azhil (noch offen, ablösefrei), Callum Hudson-Odoi (FC Chelsea, Leih-Ende)
- Gerüchte um Zugänge: Robin Gosens (Inter Mailand), Niclas Füllkrug (Bayer Leverkusen), Zakaria Aboukhlal (FC Toulouse), Jaouen Hadjam (FC Nantes)
Durch die Transfers von Xhaka und Hofmann setzte Bayer zwei klare Ausrufezeichen in Richtung der Konkurrenz. Die beiden 30-Jährigen kosteten die Werkself zusammen stolze 35 Millionen Euro. Es steht außer Frage, dass die beiden Routiniers das Team von Xabi Alonso sofort verstärken können. Und das war es ja auch noch nicht in Sachen Zugängen.
Zehn Länderspiele für Brasilien hat der rechte Schienenspieler Arthur bereits auf dem Buckel, dem Bayer einen Sechsjahresvertrag gab und ihn als "Transfer mit Weitblick" bezeichnete. Der 20-Jährige besticht vor allem durch sein Tempo und könnte auf Anhieb wichtig werden, sollten Jeremie Frimpong oder Timothy Fosu-Mensah noch gehen.
Mit Linksverteidiger Grimaldo kommt ein Spieler mit enormer Erfahrung unters Bayer-Kreuz. Der 27-Jährige, in der Jugend für Valencia und Barca aktiv, spielte zuletzt sieben Jahre für Benfica und riss dort 303 Pflichtspiele ab.
Außerdem gibt es Gerüchte um Gosens und Füllkrug, die sowohl die Lücke hinten links (Bakker ist weg) als auch im Sturm (zuletzt kein Torjäger) schließen würden. Spätestens dann muss Leverkusen in diesem Ranking wieder in die Top 3. Ein Dämpfer könnte jedoch ein Abgang von Moussa Diaby sein, der Angebote aus England und Saudi-Arabien vorliegen hat.
Platz 3: Eintracht Frankfurt (zuvor Platz 4)
- Neuzugänge 2023/24: Willian Pacho (FC Royal Antwerpen, neun Millionen Euro), Hugo Larsson (Malmö FF, neun Millionen Euro), Junior Dina Ebimbe (Paris Saint-Germain, 6,5 Millionen Euro), Ansgar Knauff (Borussia Dortmund, fünf Millionen Euro), Jessic Ngankam (Hertha BSC, vier Millionen Euro), Philipp Max (PSV Eindhoven, 1,9 Millionen Euro), Ellyes Skhiri (1. FC Köln, ablösefrei), Omar Marmoush (VfL Wolfsburg, ablösefrei), Davis Bautista (SD Aucas U20), Robin Koch (Leeds United, Leihe)
- Abgänge 2023/24: Evan Ndicka (AS Rom, ablösefrei), Daichi Kamada (noch offen, ablösefrei), Almamy Touré (noch offen, ablösefrei), Jan Schröder (noch offen, ablösefrei)
- Gerüchte um Zugänge: Yann Aurel Bisseck (Aarhus GF), Kristzian Lisztes (Ferencváros Budapest), Keito Nakamura (Linzer ASK)
Knapp über 35 Millionen Euro hat die Eintracht bislang für Neuzugänge hingelegt. Das ist bereits jetzt mehr als in den jeweiligen Sommer-Transferperioden der vergangenen drei Jahre. Doch die zwei teuersten Spieler müssen sich erst einmal auf dem höheren Niveau der Bundesliga beweisen.
Innenverteidiger Pacho ist als Ersatz für N'Dicka gedacht, kam in der vergangenen Saison auf 50 Pflichtspiele und sammelte bereits internationale Minuten. Kurios: Während er für Antwerpen nicht ein Tor schoss, traf er in seinen drei Länderspielen für Ecuador bereits zweimal.
Der 19-jährige Larsson verlässt dagegen nach sieben Jahren in Malmö sein Heimatland und unterschrieb bei der SGE bis 2028. Der Mittelfeldspieler gilt als enorm talentiert, auch der BVB soll an ihm dran gewesen sein.
Der Königstransfer kam aber zum Nulltarif. Skhiri gehörte in der vergangenen Saison zu den besten defensiven Mittelfeldspielern der Liga. Dass die SGE den Zuschlag bekam, ist nicht weniger als ein Statement. Er hätte zum Beispiel auch dem BVB gut zu Gesicht gestanden.
Mit Ebimbe, Knauff und Max bleiben drei etablierte Kräfte erhalten. In Marmoush hat man kostenfrei einen entwicklungsfähigen Offensivakteur dazu bekommen, der 18-jährige Innenverteidiger Bautista gilt als Perspektivspieler. Dazu können Ngankam und Koch den Kader erheblich verstärken, wenn sie ihr Niveau abrufen.
Platz 2: FC Bayern München (zuvor Platz 2)
- Neuzugänge 2023/24: Min-jae Kim (SSC Neapel, 50 Millionen Euro), Konrad Laimer (RB Leipzig, ablösefrei), Raphael Guerreiro (Borussia Dortmund, ablösefrei)
- Abgänge 2023/24: Lucas Hernández (PSG, 45 Millionen Euro), Bright Arrey-Mbi (Hannover 96, ablösefrei), Daley Blind (noch offen, ablösefrei), Joao Cancelo (noch offen, ablösefrei), Alexander Nübel (noch offen)
- Gerüchte um Zugänge: Harry Kane (Tottenham Hotspur), Kyle Walker (Manchester City), Pau Torres (FC Villarreal), Sofyan Amrabat (AC Florenz)
Durch den Transfer von Kim hat der FC Bayern in dieser Periode das erste Mal Geld in die Hand genommen, er ist der erhoffte Eins-zu-Einsatz-Ersatz für Hernández. Mit dem feinen Unterschied, dass die Krankenakte des Koreaners deutlich dünner ist.
Mit Laimer und Guerreiro hatte man schon früh zwei hochkarätige Spieler verpflichtet. In Walker befindet sich die nächste Verstärkung für die Verteidigung wohl auf der Zielgeraden. Dafür scheint es so, als ob der Münchner Geldbeutel für Wunschstürmer Kane noch weiter geöffnet werden muss. Klappt der Transfer, wackelt der Erstplatzierte in diesem Ranking gehörig.
Doch aktuell ist somit noch einiges unklar, was den Kader für die kommende Saison betrifft. Mit Benjamin Pavard könnten die Bayern noch ihr Schweizer Taschenmesser verlieren. Und die Baustelle im defensiven Mittelfeld ist auch noch nicht geschlossen. Zumal es Abwanderungsgerüchte um Goretzka und sogar Kimmich gibt.
Auch auf der Torhüter-Position könnte sich noch einiges tun. Nübel hat wohl keine Zukunft mehr, auch Sommer könnte gehen. Dann braucht es eine neue Nummer zwei, die auch den noch immer nicht fitten Manuel Neuer ersetzen kann.
Platz 1: RB Leipzig (zuvor Platz 1)
- Neuzugänge 2023/24: Loïs Openda (RC Lens, 43 Millionen Euro), Christoph Baumgartner (TSG 1899 Hoffenheim, 24 Millionen Euro), Benjamin Sesko (RB Salzburg, 24 Millionen Euro), Nicolas Seiwald (RB Salzburg, 20 Millionen Euro), El Chadaille Bitshiabu (PSG, 15 Millionen Euro), Leopold Zingerle (SC Paderborn 07, ablösefrei), Fábio Carvalho (FC Liverpool, Leihe), Xavi Simons (PSG, Leihe)
- Abgänge 2023/24: Dominik Szoboszlai (FC Liverpool, 70 Millionen Euro), Christopher Nkunku (FC Chelsea, 60 Millionen Euro), Tom Krauß (FSV Mainz 05, 5 Millionen Euro), Josep Martínez (FC Genua, 3,5 Millionen Euro), Marcel Halstenberg (Hannover 96, 0,7 Millionen Euro), Konrad Laimer (FC Bayern München, ablösefrei), Angelino (Galatasaray Istanbul, Leihe), Tim Schreiber (1. FC Saarbrücken, Leihe), Sanoussy Ba (Linzer ASK, Leihe), Örjan Nyland (noch offen, ablösefrei), Abdou Diallo (Paris Saint-Germain, Leih-Ende)
- Gerüchte um Zugänge: Anthony Elanga (Manchester United), Folarin Balogun (FC Arsenal)
Mehr Umbruch geht eigentlich nicht! 126 Millionen Euro hat der Pokalsieger bislang an andere Vereine überwiesen und mit diesen fünf Transfers seine Abwehr, das Mittelfeld sowie den Sturm verstärkt.
Der österreichische Nationalspieler Baumgartner gehörte in Hoffenheim zu den Leistungsträgern. Angreifer Sesko gilt als enorm talentiert, schoss in 123 Profi-Pflichtspielen bislang 51 Tore (17 Vorlagen) und stand auch bei europäischen Top-Klubs auf dem Zettel. Sechser Seiwald wurde zum besten Spieler der vergangenen Saison in Österreich gekürt. Bei Openda, der Nkunku beerben soll und in der Vorsaison 21 Treffer erzielte, erhielt man nach zähen Verhandlungen den Zuschlag. Zudem sicherte man sich mit dem 18-jährigen El Chadaille Bitshiabu ein vielversprechendes Talent für die Innenverteidigung.
Darüber hinaus haben zwei Leihgeschäfte eine enorme Strahlkraft. Mit dem 20 Jahre alten Offensivspieler Carvalho, der im Vorjahr als Top-Talent nach Liverpool kam, aber dort kaum spielte, wird die Offensive gut ergänzt. In Simons holte man sich einen weiteren offensiven Spieler, der vielseitig einsetzbar ist und eine große Zukunft vor sich hat. Ein Transfer eines Talent, der in der Vergangenheit eigentlich immer nach dem BVB geschrien hatte.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber, dass neben Nkunku auch Szoboszlai den Weg nach England gefunden hat. Die jungen Nachkömmlinge müssen erst noch beweisen, dass sie die Leistungsträger in Leipzig ersetzen können. Zudem ist Josko Gvardiol auf dem Sprung zu Manchester City. Geht der Verteidiger auch noch, muss für Ersatz gesorgt werden. Andernfalls rutschen die Sachsen nicht nur in diesem Ranking, sondern womöglich auch in der Bundesliga ab.