"Haben auch arrogant gespielt": Ärger beim BVB über mangelnde Wucht und zu viele Tennisbälle beim nächsten Strauchler gegen den VfL Wolfsburg

Von Oliver Maywurm
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Wie schon in Heidenheim kreiert der BVB auch beim Remis in Wolfsburg zu wenig Torgefahr. Der Punch fehlt, der Sportdirektor erkennt mitunter Arroganz - und die Tennisbälle sorgen für Ärger.

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Es ist natürlich müßig, darüber zu spekulieren, wie die Partie zwischen dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund verlaufen wäre, hätte es die Fan-Proteste gegen den Investoren-Einstieg bei der DFL nicht gegeben. Zuweilen hatte man das Gefühl, die Anhänger spielten Katz' und Maus mit den Akteuren da unten auf dem Rasen: Mehrmals hatte Schiedsrichter Martin Petersen gerade erst wieder angepfiffen, dann landeten schon wieder Tennisbälle auf dem Platz und das Spiel stoppte erneut.

Keine Spekulation, weil deutlich spürbar: Mit dem Werfen der Filzkugeln nahmen die Fans ganz sicher Einfluss auf die sportliche Entwicklung dieses Spiels. Und man hatte das Gefühl, dass es den BVB-Stars etwas schwerer fiel, immer wieder den Neustart-Knopf drücken zu müssen. Spielfluss konnte jedenfalls zu keinem Zeitpunkt so wirklich aufkommen.

"Es ist als Spieler total schwer, weil man immer wieder diese Unterbrechungen hat. Es muss so schnell wie möglich eine Lösung gefunden werden, denn so kann es nicht weitergehen", betonte BVB-Torschütze Niclas Füllkrug nach der Partie. "Welche Lösungen es gibt, dazu möchte ich mich nicht äußern. Aber es muss in der nächsten Woche eine Lösung gefunden werden und nicht erst später."

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Der BVB kommt nie in einen Flow - und entwickelt wieder keine Wucht

Dass Dortmund nie in einen Flow kam, lag sicherlich auch an den zahlreichen Spielunterbrechungen. Trotz des Ärgers darüber können die Tennisbälle für den BVB aber natürlich keine Ausrede sein, dass es gegen zwar beherzt auftretende, aber nicht gerade vor Leichtigkeit strotzende Wölfe nicht zum Sieg reichte, sondern am Ende nur ein 1:1 auf der Anzeigetafel stand. "Es hat uns nicht geholfen, aber es ist nicht der Grund dafür, dass wir heute nur mit einem Punkt nach Hause fahren", sagte auch BVB-Trainer Edin Terzic zu den protestbedingten Unterbrechungen.

Besonders auffällig war dabei, dass es Dortmund erst in der Schlussphase gelang, mal über etwas längere Zeit so etwas wie Druck auf das Tor des Gegners aufzubauen. Schon nach dem 0:0 in Heidenheim vor zwei Wochen hatte Terzic bemängelt, dass seine Stars es nicht vermochten, Wucht im Offensivspiel zu entwickeln. So ähnlich sah es über sehr weite Strecken auch in Wolfsburg aus.

Obwohl mit Marco Reus, Julian Brandt, Jadon Sancho und Füllkrug viel Potenzial in der Offensive aufgeboten wurde, um gewünschte Wucht auf den Platz zu bringen, war Marcel Sabitzer nicht nur bester, sondern auch torgefährlichster Dortmunder Feldspieler. Abgesehen von Füllkrugs Führungstreffer waren die Distanzschüsse des österreichischen Mittelfeldspielers bis zur Schlussphase das Gefährlichste, was vom BVB kam.

Füllkrug war nur sehr selten - und wenn, dann fast immer unsauber - ins Kombinationsspiel eingebunden. Und für ihn verwertbare Anspiele in den Strafraum blieben beinahe komplett aus. Auch Brandt fand kaum Anschluss ans Spiel und kam so gut wie nie dazu, seine Stärken in den Zwischenräumen auszuspielen.

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BVB enttäuscht in Wolfsburg: Sebastian Kehl wirft Dortmund-Stars Arroganz vor

Reus war indes noch der Auffälligste des Offensiv-Quartetts, immer mal wieder blitzte sein gutes Verständnis mit Sancho auf. Doch sowohl Reus als auch dem Engländer fehlte dabei der Zug zum Tor: Im Ansatz hin und wieder gefällig, der Punch ging dem Dortmunder Offensivspiel aber so gut wie immer ab.

Sportdirektor Sebastian Kehl ging nach der Partie sogar so weit, bei seinen Stars Arroganz erkannt zu haben. "Man muss der Mannschaft heute ein Stück weit vorwerfen, dass wir in manchen Phasen das Spiel nicht weiter kontrolliert haben und dass wir auch arrogant gespielt haben", sagte Kehl und führte aus: "Mir war an der einen oder anderen Stelle einfach zu viel Hacke dabei und Spitze."

Terzic analysierte derweil nüchterner, was dem Vizemeister am Samstagnachmittag fehlte. "Was uns heute nicht gefallen hat, ist, dass wir es nicht geschafft haben, aus über 60 Prozent Ballbesitz Gefahr im letzten Drittel zu erzeugen", betonte er. Eigentlich, so der BVB-Coach, sei es der Plan gewesen, über die Außen mit Flanken oder Rückpässen bei guter Strafraumbesetzung gefährlich zu werden. Dazu kam es jedoch beinahe gar nicht.

Möglicherweise hätte der zuletzt gut aufgelegte Donyell Malen für mehr Durchschlagskraft sorgen können, der Niederländer musste in Wolfsburg aber angeschlagen passen. Gut für den BVB: Bis zum schweren Champions-League-Achtelfinalhinspiel bei der PSV Eindhoven am Dienstag könnte Malen wieder einsatzbereit sein.

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