Er hoffe, beim VfL Bochum "den nächsten sportlichen Schritt machen zu können", sagte Felix Passlack, als im vergangenen Mai sein Wechsel von Borussia Dortmund in die Nachbarstadt verkündet wurde. Schon damals hätte man fragen können, welcher Schritt denn der vorherige gewesen sein soll. Schließlich war Passlack, der seit der U16 für den BVB spielte, im Profikader der Borussia zu einem reinen Nebendarsteller verkommen.
Weder bei Marco Rose, noch zuletzt unter Edin Terzic kam Passlack voran. In den beiden Spielzeiten unter diesen Trainern reichte es für ihn zu lediglich 20 Pflichtspielen, in denen er achtmal von Beginn an ran durfte.
Nach bereits vorherigen, letztlich aber gescheiterten Versuchen war es also dringend nötig, sich nach einem neuen Verein umzusehen, der Passlack endlich ausreichend Spielpraxis garantiert. Das sah in Bochum zunächst auch danach aus.
"Das ist genau der Spieler, den wir haben wollten auf der Seite", sagte VfL-Coach Thomas Letsch nach der Verkündung des Deals. Passlack freute sich auf die Aussicht, in Letschs anvisiertem System mit Dreierkette "als Schienenspieler die Außenbahn" zu beackern. "Ich glaube, dass das für mich meine beste Position ist", sagte er.
Felix Passlack in der Dreierkette beim VfL Bochum: Es funktionierte nicht
Dort ließ ihn Letsch wie beabsichtigt zum Saisonstart auch ran, Passlack stand in den ersten sieben Pflichtspielen jeweils in der Startformation. Das Problem: Es funktionierte schlichtweg nicht. Nach sechs Bundesligaspieltagen stand Bochum auf Platz 16 und hatte noch keine Partie gewonnen, aber 19 Gegentore kassiert.
Daran hatte Passlack auch seinen Anteil. Als rechter Schienenspieler misslang ihm die Balance aus Stabilität in der Defensive und Kreativität in der Offensive. Oft machten die Gegner seine Seite als Schwachstelle aus und ließen darüber ihre Angriffe laufen. Passlack zeigte dabei Probleme im Stellungsspiel und kam in den Zweikämpfen häufig zu spät.
Der Anfang vom Ende waren für den 25-Jährigen die beiden Pleiten gegen den FC Bayern und Gladbach. Beim 0:7 in München am 5. Spieltag nahm ihn Letsch nach 36 Minuten beim Stand von 0:3 raus. Eine Woche später gegen die Borussia durfte Passlack neun Minuten länger spielen, ehe er - ebenfalls beim Stand von 0:3 - zur Pause in der Kabine blieb. Vom kicker setzte es für ihn in drei seiner ersten sechs Spielen die Note 6.
Felix Passlack wurde beim VfL Bochum zum Opfer der Systemumstellung
Letsch hatte ein Einsehen, sein Experiment mit der Dreierkette war deutlich in die Hose gegangen. Der Trainer stellte auf Viererkette um. Um die Abwehr zu stabilisieren, ließ er einen Innenverteidiger wie Bernardo links ran. Rechts wählte er Dauerbrenner Cristian Gamboa aus. Diese Maßnahmen fruchteten.
Passlack allerdings wurde dadurch zum Opfer des Systems. Nach der Umstellung kam er bis Mitte März, also fünfeinhalb Monate lang, nur noch auf drei Einsatzminuten gegen Union Berlin im Dezember. Sieben Mal schaffte es Passlack gar nicht erst in den Kader, elfmal saß er 90 Minuten auf der Bank.
"Als er im Sommer zu uns kam, hatte er vorher lange nicht gespielt. Unterm Strich hat er bisher bei uns keinesfalls enttäuscht", beschwichtigte Letsch im November Passlacks Lage. Wie schon beim BVB lässt sich der viermalige U21-Nationalspieler aber nicht hängen, sondern beweist eine tolle Einstellung. Passlack wirft sich in den Trainingseinheiten mit voller Aufopferung rein und ist ein Sympathieträger, innerhalb der Mannschaft wie bei den Fans.
Hat Felix Passlack das Niveau zum Stammspieler in der Bundesliga?
Doch seine Situation ist eben längst der in Dortmund nicht unähnlich geworden. Mit bald 26 Jahren ist Passlack dem jahrelang an ihm haftenden Status des Talents weit entwachsen und es muss erlaubt sein, die Frage aufzuwerfen, ob er auf Dauer wirklich das Niveau besitzt, um Stammspieler in der Bundesliga zu sein.
Beim BVB war er von diesem Status weit entfernt. Auch bei seinen Leihen nach Hoffenheim und zu Norwich City gelang es Passlack nicht, sich konstant durchzusetzen. Lediglich das Jahr bei Fortuna Sittard im Abstiegskampf der Eredivisie war für ihn mit Blick auf die Spielpraxis erfolgreich.
Immerhin: Am vergangenen Wochenende kam Passlack zu seinem längsten Einsatz seit Mitte September. Beim 2:2 gegen Darmstadt ließ ihn Letsch von Beginn an ran und 72 Minuten auf dem Feld. Passlack lieferte dabei sein bestes Spiel im VfL-Dress ab: Defensiv ließ er wenig anbrennen und kam vorne zu ordentlichen Abschlussgelegenheiten.
Felix Passlack: Frühzeitiger Abgang vom VfL Bochum ist vorstellbar
Dennoch ist aufgrund der Rückkehr von Tim Oermann, der zuletzt wegen einer Oberschenkelverletzung ausfiel und mittlerweile die Nummer eins als Rechtsverteidiger ist, davon auszugehen, dass Passlack im Duell gegen den 1. FC Köln wieder von draußen zuschauen muss.
Passlacks Vertrag läuft noch bis 2025 und gilt auch für die 2. Liga. In Bochum gehört er nicht zu den Spitzenverdienern. Nach SPOX-Informationen würde ihm der VfL keine Steine in den Weg legen, sollte er bereits im Sommer einen Wechsel anstreben und einen Verein finden, der ihm dauerhafte Spielpraxis gewährt.
Auf 600 Einsatzminuten kommt Passlack bislang bei seinem neuen Klub. Das sind exakt zweieinhalbmal so viele wie in der vergangenen Saison beim BVB. Zufrieden kann er mit dieser Zwischenbilanz aber natürlich nicht sein. Vielleicht lohnt es sich für ihn, doch einmal den Umweg zu gehen, den er sich auch mit dem VfL hätte vorstellen können. "Ich wäre auch mit in die 2. Liga gegangen", hatte er nach seinem Transfer bekannt.
Felix Passlack: Seine Karriere als Profi im Überblick
Zeitraum | Verein | Pflichtspiele | Tore | Vorlagen |
2016-2023 | Borussia Dortmund | 55 | 3 | 3 |
2021-2023 | Borussia Dortmund II | 2 | - | 1 |
2017-2018 | TSG 1899 Hoffenheim (Leihe) | 4 | - | - |
2018-2019 | Norwich City (Leihe) | 6 | - | - |
2019-2020 | Fortuna Sittard (Leihe) | 28 | 3 | 4 |
seit 2023 | VfL Bochum | 10 | - | - |