Hat das Formtief von Niclas Füllkrug schwerwiegende Folgen? Die größte Baustelle des BVB befindet sich im Sturm

Von Tim Ursinus
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Borussia Dortmund hat in den entscheidenden Wochen noch alle Chancen, die Saisonziele zu erreichen und kann in der Champions League mit dem Einzug ins Halbfinale sogar für eine faustdicke Überraschung sorgen. Dennoch gibt es eine Baustelle, die schnellstmöglich geschlossen werden muss - und zwar im Sturm.

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Nach dem 2:1-Sieg in Gladbach sprach Niklas Süle durchaus berechtigt von einer "Weiterentwicklung" und "Erwachsenheit" seiner Mannschaft. Borussia Dortmund gewann nach Karim Adeyemis Aussetzer gegen zugegeben erschreckend harmlose Fohlen in Unterzahl.

Dennoch lief bei weitem nicht alles gut beim BVB, wie auch Süle bemängelte. Erneut wurde deutlich, dass es dem Team von Trainer Edin Terzic derzeit nicht gelingt, die alleinige Spitze im 4-2-3-1- respektive 4-3-3-System einzubinden. In diesem Fall kann nicht von Weiter-, sondern mehr von Rückentwicklung die Rede sein.

Das macht sich seit mehreren Wochen vor allem bei Niclas Füllkrug bemerkbar. Nach elf Toren an den ersten 22 Spieltagen wartet der Nationalspieler seit wettbewerbsübergreifend neun Partien auf einen Treffer. Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Atlético Madrid erlebte er nicht zum ersten Mal einen Abend zum Vergessen. Gerüchten zufolge soll sich Terzic sogar intern beschwert haben, dass ihm kein Top-Stürmer zur Verfügung stehen würde.

Bezeichnend war die Tatsache, dass der erst zur 73. Minute eingewechselte Jamie Bynoe-Gittens mehr Ballaktionen (15) als Füllkrug vorzuweisen hatte. Mal wieder ging beinahe das komplette Spiel an dem 31-Jährigen vorbei. Die Konsequenzen für sein Formtief könnten drastisch werden.

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Stürmer-Debatte beim BVB: Edin Terzic nicht verwundert

Daher zeigte sich Terzic ob der Stürmer-Debatte rund um den BVB auch nicht verwundert. "Wenn du Stürmer von Borussia Dortmund bist und neun Spiele nicht getroffen hast, ist das natürlich ein Thema in der Öffentlichkeit", erklärte er auf einer Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel in Gladbach. Am Samstag gab er deshalb wenig überraschend Sébastien Haller den Vorzug.

Der Ivorer hatte nach zuletzt aufsteigender Form in Madrid den so wichtigen Anschlusstreffer erzielt und sich den Platz in der Startelf verdient. Doch nach nur zwei Minuten tat er sich derart weh, dass sein Arbeitstag auch schon wieder beendet war. Wie Terzic am Montag erklärte, fällt der Ivorer mindestens bis zum Wochenende aus, womöglich ist anschließend weitere "zwei bis drei Wochen" außer Gefecht.

Anstelle von Füllkrug ließ der Dortmund-Coach jedoch umgehend Youssoufa Moukoko das Aufwärm-Leibchen anziehen. Füllkrug schmorte hingegen erstmals in dieser Bundesliga-Saison für 90 Minuten auf der Bank. Einen Konkurrenzkampf mit dem 19-Jährigen muss er nach dessen Leistung aber nicht befürchten.

Das Talent offenbarte ein weiteres Mal, wie groß Dortmunds Sturmproblematik derzeit ist. Kein Abschluss, zwölf Ballaktionen und vier Ballverluste lautete die Ausbeute von Moukoko, ehe er zur 71. Minute für Mats Hummels wieder ausgewechselt wurde. Eine Höchststrafe, die mit der völlig unnötigen Gelb-Roten Karte für Karim Adeyemi zu begründen ist.

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BVB: Überraschung im Sturm gegen Atlético Madrid

Somit sind die Alternativen für das Rückspiel gegen die Madrilenen begrenzt, sollte Haller nicht rechtzeitig fit werden. "Er konnte gerade schon wieder leicht auftreten und ist der Meinung, dass es nicht ganz so schlimm ist. Wir haben die Hoffnung, dass er nicht allzu lange ausfällt", sagte Terzic nach dem Spiel.

Das Risiko auf eine noch größere Verletzung dürfte Terzic aber zu groß sein. Zumal Hallers Vorgeschichte freilich nicht zu unterschätzen ist. Somit könnte Füllkrug wohl eine weitere Chance bekommen, sich zu beweisen.

"Das eine sind die Tore, das andere, dass man sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt. Wenn man das macht, wird das mit dem Toreschießen schnell wieder funktionieren", sagte der Coach. Füllkrug sei "extrem fleißig", betonte Terzic: "Wenn er so weiterarbeitet, wird es nicht lange dauern, bis er die Phase übersteht."

Allerdings verfügt Terzic über eine weitere Option, die sich gegen die alternde Atlético-Defensive aus Ex-Dortmunder Axel Witsel (35), José Gimenez (29) und César Azpilicueta (34) anbieten würde: Donyell Malen.

Der Niederländer, eigentlich auf den Flügeln zuhause, feierte nach überstandener Verletzung und Krankheit sein Comeback gegen Gladbach. Für die Schlussminuten gab er sogar den alleinigen Stürmer. Ihn könnten Bynoe-Gittens, Jadon Sancho oder Adeyemi - sofern sie fit sind - flankieren, um für maximale Flexibilität gegen das nicht allzu bewegliche Bollwerk der Rojiblancos zu sorgen.

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Wackelt die EM-Nominierung von Niclas Füllkrug?

Eine Maßnahme, die für Füllkrug einem Nackenschlag gleichzusetzen wäre. Sollte er rund zwei Monate vor der EM auch bei den wichtigen Spielen nicht mehr zur Stammbesetzung gehören, wackelt eventuell auch seine Kader-Nominierung.

Schon bei den Testspielen gegen Frankreich und die Niederlande hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann zu Beginn auf Kai Havertz gesetzt. Dahinter scharrt Deniz Undav vom VfB Stuttgart mit den Hufen. Wobei erwähnt werden muss, dass Füllkrugs Statur und Spielweise der Nationalmannschaft bei einer Nichtberücksichtigung durchaus fehlen würde.

Ob das Argument allein genügt, darf aber zumindest bezweifelt werden. Füllkrug muss also tunlichst zusehen, dass wieder weitere Pluspunkte hinzukommen - für sich und den BVB.

BVB: Das Restprogramm von Borussia Dortmund

SpieltagDatumUhrzeitHeimGast
ViertelfinaleDi. 16.04.2421:00Borussia DortmundAtlético Madrid
30So. 21.04.2417:30Borussia DortmundBayer Leverkusen
31Sa. 27.04.2415:30RB LeipzigBorussia Dortmund
32Sa. 04.05.2415:30Borussia DortmundFC Augsburg
33Sa. 11.05.2418:301.FSV Mainz 05Borussia Dortmund
34Sa. 18.05.2415:30Borussia DortmundDarmstadt 98