Marco Reus hatte sich vor die "Süd" gestellt, wohin auch sonst. Allerdings: Die Gelbe Wand war leer, und so bildete der graue Beton im Hintergrund die eher triste, aber auch irgendwie passende Kulisse für die Botschaft, die der langjährige Kapitän von Borussia Dortmund dann in einem Video verkündete.
"Ja, wie soll ich anfangen", begann er, um dann auf den Punkt zu kommen: "Der Klub und ich sind zu dem Entschluss gekommen, den Vertrag nicht zu verlängern."
Nicht zu verlängern heißt: Im Sommer ist für Reus nach insgesamt mehr als 21 Jahren bei seinem Herzensverein die Zeit des Abschieds gekommen.
"Es fällt mir schwer, die passenden Worte zu finden", sagte Reus. In seinem gut 80 Sekunden langen, spontan wirkenden Gruß an die Fans erwähnte er dann vor allem, wie "unglaublich dankbar" er sei, dass er für diesen Klub und "in diesem wunderschönen Stadion" habe spielen dürfen. Die Gelegenheit dazu wird er nicht mehr oft bekommen.
Marco Reus sucht "ein neues Abenteuer"
"Eine außergewöhnliche Zeit endet im Sommer", betitelte der Verein seine eigene Mitteilung, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke würdigte Reus als einen der "größten Spieler dieses Klubs" - und äußerte zugleich die Hoffnung, dass dieser "im Anschluss an seine Profikarriere" zurückkehren werde, "denn hier in Dortmund warten genug spannende Aufgaben auf ihn".
Zunächst aber, so schrieb der BVB, suche der 34-Jährige "zum Ende seiner beeindruckenden Karriere (...) jetzt nochmal ein neues Abenteuer."
Der Abschied hatte sich abgezeichnet, doch wohin die Reise des zweimaligen Fußballers des Jahres im Sommer geht, das blieb vorerst offen - ein Gastspiel in den USA soll ein Thema sein, auch Klubs aus der Türkei haben angeblich Interesse.
Für die kommenden Wochen hat Reus immerhin klare Vorstellungen. "Wir haben noch ein riesiges Ziel vor Augen", betonte er: "Wir wollen nach Wembley, wir wollen den Henkelpott wieder nach Dortmund holen." Damit auch nichts von diesem Ziel ablenke, sei sein Abschied nun schon kommuniziert worden.
Marco Reus häufig durch Verletzungen ausgebremst
Für den BVB hatte Reus zunächst von 1995 bis Anfang 2005 in der Jugend gespielt, aus Mönchengladbach kehrte er 2012 als "Fußballer des Jahres" zurück - den Titel erhielt er 2019 ein weiteres Mal.
Der häufig durch schwere Verletzungen ausgebremste Reus gehörte zu jener Mannschaft des BVB, die dem FC Bayern im Finale der Champions League unterlag. Titel für ihn blieben tatsächlich rar: Zweimal wurde der gebürtige Dortmunder mit Schwarz-Gelb DFB-Pokalsieger, 2017 und 2021.
Reus bestritt laut Vereinsangaben bislang 424 Spiele für den BVB (168 Tore/128 Vorlagen), 48-mal lief er für Nationalmannschaft auf (15 Tore). Der größte Erfolg seiner Karriere blieb Reus allerdings verwehrt - wie so oft, weil ihm sein Körper einen Streich spielte: Im letzten Testspiel vor der WM 2014 verletzte er sich schwer.
Marco Reus: Die Videobotschaft im Wortlaut
"Ja, wie soll ich anfangen? Liebe BVB-Fans, zwölf Jahre durfte ich in diesem wunderschönen Stadion spielen. Mein halbes Leben habe ich diesem Klub gewidmet, eine Menge Höhen und Tiefen erlebt, aber mehr Höhen meiner Meinung nach. Der Klub und ich sind zu dem Entschluss gekommen, den Vertrag nicht zu verlängern. Es hat mich unglaublich stolz gemacht, ich bin unglaublich dankbar, so viele Jahre für diesen Klub gespielt haben zu dürfen. Es fällt mir gerade auch sehr, sehr schwer, die passenden Worte zu finden. Trotzdem ist es mir einfach wichtig, euch Fans das als erstes mitzuteilen. Und zweitens einfach, weil wir noch ein riesiges Ziel vor Augen haben. Wir wollen nach Wembley, wir wollen den Henkelpott wieder nach Dortmund holen. Und deshalb ist es einfach wichtig, dass die Entscheidung gefallen ist und dass das Thema dann auch damit beendet ist. Und dass wir uns alle auf dieses große Ziel konzentrieren. Wir sehen uns noch ein paar Mal hier in diesem wunderschönen Stadion. Jetzt am Samstag schon. Von daher volle Fokussierung auf die nächsten Spiele. Wir sehen uns."