Ein Maximilian-Beier-Trikot hat Julian Brandt schon zu Hause hängen, die Erinnerungen an seinen künftigen Mitspieler hingegen sind nicht die allerbesten. "Er ist uns oft auf den Sack gegangen", sagte Brandt nach der erfolgreichen Saison-Eröffnung mit Borussia Dortmund gegen Aston Villa. Lächelnd schob er hinterher: "Er ist ein guter Junge."
Am frühen Montagabend machte der BVB den Transfer, der sich bereits abgezeichnet hatte, perfekt. Beier kommt von der TSG Hoffenheim und erhält einen Vertrag bis 2029 - nach SID-Informationen beträgt die Ablösesumme etwa 30 Millionen Euro plus Boni. Die TSG hatte Beier am Samstag für "konkrete Verhandlungen" freigestellt - mit Dortmund, das war bereits zu diesem Zeitpunkt ein offenes Geheimnis.
"Maxi war nach dem Abgang von Niclas Füllkrug unser absoluter Wunschspieler", sagte Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl und pries Beiers Qualitäten: "Er ist trotz seines jungen Alters schon sehr abgeklärt auf dem Platz und besticht durch sein Tempo, seine Laufbereitschaft und seine Torgefahr."
Beier, geboren in Brandenburg an der Havel, spielte bereits seit 2018 in Hoffenheim, allerdings war er von 2021 bis 2023 an Hannover 96 ausgeliehen. Spätestens mit seiner Berufung in die Nationalmannschaft wirkte er mehr als bereit für den vielzitierten nächsten Schritt: Einen Wechsel zu einem Topverein mit hohen Ambitionen. 16 Tore und drei Torvorlagen in der vergangenen Saison waren eine exzellente Empfehlung dafür.
Beier stürmte in einem Jahr aus der 2. Liga in den deutschen EM-Kader. "Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich heute EM spiele, dann hätte ich ihn ausgelacht", sagte er nach seinem Turnierdebüt gegen die Schweiz: "Und jetzt stehe ich hier und habe mein erstes EM-Spiel gemacht. Das ist unglaublich."
Der BVB hofft, das perfekte Gegenstück für Serhou Guirassy gefunden zu haben, der vom VfB Stuttgart verpflichtet wurde. Guirassy ist der Abschließer, der Killer - Beier könnte der pfeilschnelle, trickreiche und ebenso gefährliche Drumherumwusler sein. Beim BVB ist er der Ersatz für Füllkrug, der für eine ähnliche Summe zu West Ham United gewechselt war. Der 21-Jährige ist jedoch ein ganz anderer Spielertyp als Füllkrug, der ähnliche Stärken mitbringt wie Guirassy. "Um Maximilian haben mehrere europäische Top-Vereine gekämpft", sagte Geschäftsführer Lars Ricken. Beier bezeichnete den BVB als "eine der besten Mannschaften Europas", er sei "stolz" und habe große Ziele.
Weitere Dominosteine könnten fallen. So steht Paris Brunner vor einem Wechsel zur AS Monaco, der Verein ist der Allüren des U17-Weltmeisters längst überdrüssig. Er könnte fünf Millionen Euro einbringen. Youssoufa Moukoko will weg - Olympique Marseille und der OSC Lille zeigen Interesse. Beide wären sportlich kein großer Verlust.
Ein Gewinn ist Maximilian Beier, nicht nur, wenn man Julian Brandt fragt. Der eingangs erwähnte Trikottausch war im Februar: Der BVB hatte zu Hause 2:3 verloren und Beier für Hoffenheim doppelt getroffen. "Er hat also auch mein Trikot", sagte Brandt: "Wenn er es nicht verschenkt hat.