Um die deutsche Disziplin zu verinnerlichen, musste Kaua Santos Küchendienst schieben - um fünf Uhr morgens. So hatte es ihm Torwarttrainer Jan Zimmermann verordnet, nachdem Santos vor gut einem Jahr als Nachwuchskeeper aus Rio zu Eintracht Frankfurt gewechselt war. "Ich musste ihn mal aufs Leben außerhalb des Sports vorbereiten", sagte Zimmermann kürzlich im klubeigenen Podcast. Monate später ist Santos plötzlich die große Hoffnung im Eintracht-Tor.
Weil Kapitän Kevin Trapp am vorigen Wochenende beim Gastspiel in Wolfsburg mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel raus musste, kam Santos zu seinem Bundesligadebüt. Und da Trapp für mehrere Wochen ausfällt, wird der Brasilianer auch in den kommenden Spielen das SGE-Tor hüten. Am Samstag steht beim Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr/Sky) der erste Startelfeinsatz an.
Alle Augen sind auf Santos gerichtet. Mit seinen 1,96 m Körpergröße ist der 21-Jährige eine Erscheinung - und nach dem ehemaligen Hoffenheimer Heurelho Gomes der erst zweite brasilianische Torwart in der Bundesliga. "Wir sehen uns in unserer Zielregion weltweit um. Warum sollten in anderen Ländern nicht auch gut Bälle gefangen werden?", erklärte Zimmermann die eher unkonventionelle, 1,6 Millionen Euro teure Verpflichtung von Flamengo Rio de Janeiro im vorigen Sommer.
Seine brasilianische Mentalität helfe Santos, meint Zimmermann - "sie könnte ihm aber auch gefährlich werden." Zum Beispiel in Sachen Pünktlichkeit. Deshalb der Küchendienst. Mit Schicksalsschlägen hingegen weiß Santos seit seiner Kindheit umzugehen. Als er neun war, starb seine Mutter. Zwölf Jahre später will er als Fußballprofi in Deutschland durchstarten.
"Er hat es sehr, sehr gut gemacht und Ruhe ausgestrahlt", sagte Sportvorstand Markus Krösche nach Santos Debüt. "Er hat halt brasilianisches Selbstvertrauen." Das soll Santos nun auch in seiner Rolle als vorübergehende Nummer eins von Eintracht Frankfurt helfen.