Die Offensiven enttäuschen bislang! So schlagen sich die Leihspieler und Abgänge des BVB

Paris Brunner
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Zwölf Spieler, die fest zu Borussia Dortmund gehörten, haben den BVB im Sommer verlassen. Ein erstes Zwischenfazit der Abgänge.

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Borussia Dortmund hat einen betriebsamen Transfersommer hinter sich. Vier Spieler verlieh der BVB, acht Profis kehrten den Westfalen den Rücken - die in der vergangenen Rückrunde ausgeliehenen Ian Maatsen und Jadon Sancho sind dabei nicht berücksichtigt.

Wie schlagen sich diese zwölf Spieler bei ihren neuen Vereinen bislang? SPOX beleuchtet die einzelnen Situationen der ehemaligen Dortmunder.

Salih Özcan
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Salih Özcan (per Leihe zum VfL Wolfsburg)

Der türkische Nationalspieler schaffte es in Dortmund nie zur Stammkraft und hatte daher zum Start in die neue Saison den Auftrag, sich einen neuen Verein zu suchen. Den fand er mit den Wölfen erst spät, entsprechend läuft der Anpassungsprozess noch.

Erst einmal gab es für Özcan in Wolfsburg einen Platz in der Anfangsformation, doch da wurde er bereits zur Pause ausgewechselt. Fünf Einsätze verteilt auf 124 Spielminuten sind sicher nicht das, was sich der 26-Jährige vorstellt. Özcan muss sich massiv steigern, um langfristig eine gute Perspektive als Bundesligaspieler eines ambitionierten Vereins zu haben.

Sébastien Haller, CD Leganes
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Sébastien Haller (per Leihe zu CD Leganes)

Der Stürmer wechselte noch später als Özcan, nämlich in den letzten Stunden des finalen Transfertags. Beim spanischen Aufsteiger läuft es sportlich erwartbar schwer, nach neun Spieltagen stehen erst ein Sieg und acht Punkte sowie Tabellenplatz 17 zu Buche.

Haller aber tut das, wofür er in den Madrider Vorort gewechselt ist: Er spielt regelmäßig. In vier seiner bislang fünf Partien stand der 30-Jährige in der Startelf. In dieser Zeit schoss Leganes nur zwei Treffer, Haller wartet weiter auf seine erste Torbeteiligung.

Einmal traf er zwar aus Abseitsposition, doch zusammen mit seinem neuen Team hat Haller noch einiges aufzuholen. Bislang wirkte er in den Partien wie abgeschnitten und kaum eingebunden, Hallers statistische Werte waren schwach. In 323 Einsatzminuten kam er erst auf einen Schuss aufs Tor und lediglich neun Ballaktionen im gegnerischen Strafraum.

Wie Özcan benötigt auch Haller eine schnelle Steigerung. Äußerst ungelegen daher, dass ihn nun eine im vergangenen Ligaspiel erlittene Hüftverletzung wertvolle Trainingszeit kostet.

Youssoufa Moukoko, OGC Nizza
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Youssoufa Moukoko (per Leihe zu OGC Nizza)

Moukoko polarisiert auch an der Cote d'Azur. Sechsmal schon durfte er für Nizza ran, die Hälfte der Spiele stand er in der Startelf - unter anderem in beiden Duellen in der Europa League. Vier Torbeteiligungen lesen sich auch stark.

Der 19-Jährige erlebte aber bereits das Wechselbad der Gefühle: Sein Doppelpack beim brachialen 8:0-Heimsieg gegen St.-Étienne wurde noch lautstark gefeiert, fünf Tage später bekam er aufgrund einiger guter, aber verpasster Torgelegenheiten gegen Real Sociedad sein Fett weg. In der französischen Sportzeitung L'Equipe kam er mit der Wertung 3/10 auf die schlechteste Note aller Nizza-Akteure.

Um sich weiter an das neue Umfeld zu gewöhnen und "seine Entwicklung zur Stammkraft" zu forcieren, wie U21-Trainer Antonio Di Salvo erklärte, blieb Moukoko in der Länderspielpause im Süden Frankreichs. Genau diesen Schritt muss der Angreifer nun baldmöglichst gehen, damit das Leihgeschäft auch seine volle Sinnhaftigkeit entfaltet.

Soumalia Coulibaly, Stade Brest
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Soumalia Coulibaly (per Leihe zu Stade Brest)

Der Franzose hat - wie schon im Vorjahr bei seiner Leihe zu Royal Antwerpen - beim aktuellen Tabellenzweiten der Champions League einen guten Start hingelegt. Auf fünf Partien kommt Coulibaly bisher. Dreimal davon stand er in der Startelf und spielte über die gesamten 90 Minuten, darunter auch in den beiden Duellen in der Königsklasse.

Direkt bei seinem 16-minütigen Debüt holte der bald 21-Jährige einen Elfmeter heraus. Ansonsten läuft es für den Überraschungsklub des Vorjahres in der Ligue 1 noch recht unrund: Von sieben Partien wurden vier verloren, mit neun Punkten steht Brest aktuell auf dem elften Platz.

Für Coulibaly, der auch schon zweimal die komplette Spieldauer über auf der Bank saß und auch im vergangenen Ligaspiel gegen Le Havre nur eingewechselt wurde, gilt es, dasselbe Schicksal wie in Antwerpen zu vermeiden. Dort begann er vor einem Jahr auch gut, landete dann aber zur Hälfte seiner Zeit auf dem Abstellgleis.

Marco Reus, Los Angeles Galaxy
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Marco Reus (ablösefrei zu Los Angeles Galaxy)

Wie schon zu Dortmunder Zeiten ist Reus auch in LA auf Anhieb zum Gesicht des Teams geworden. Das hat auch mit seinem grandiosen Debüt Ende August zu tun, als er als Einwechselspieler in 28 Minuten das 1:0 auflegte und den 2:0-Endstand selbst besorgte.

Drei Wochen später absolvierte der 35-Jährige im Derby gegen Los Angeles FC seine einzige Partie über 90 Minuten und legte das Tor zum finalen 4:2 auf. Seither fehlt Reus aber auf der Anzeigetafel, zudem hat er sich Ende September eine Oberschenkelverletzung zugezogen. Wie lange Reus noch ausfallen wird, ist ungewiss.

Dennoch könnte er bald den ersten Meistertitel seiner Karriere feiern, wenn Galaxy seine Form auch in den Playoffs behält. Aktuell ist das Team Tabellenführer der Western Conference in der MLS.

"Er ist ein sehr schlauer Spieler, bewegt sich gut", lobte Trainer Greg Vanney. "Es macht Spaß ihm zuzuschauen, weil er so clever agiert, ein feines Füßchen hat und gute Entscheidungen trifft."

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Mats Hummels (ablösefrei zur AS Rom)

Der Innenverteidiger ließ sich lange Zeit mit seiner Wechsel-Entscheidung - und aktuell lässt man sich in Rom lange Zeit, bevor man Hummels zum ersten Mal einsetzt. Immer schlecht nach einem Vereinswechsel: Mit Daniele de Rossi musste früh der Coach gehen.

Daher wartet Hummels auch nach nun fünf Spielen, bei denen er auf der Bank saß, auf seine erste Einwechslung. "Er ist spät zu uns gestoßen und muss sich erst in die richtige Verfassung bringen", sagte der neue Coach Ivan Juric und auch der 35-Jährige selbst hält es für "das Erwartbarste auf der Welt", dass ihm nach drei Monaten ohne Mannschaftstraining noch die Körner fehlen.

Juric stellte Hummels aber baldige Einsatzchancen in Aussicht, nach der Länderspielpause sollte daher sein Debüt nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Danach wird sich zeigen, ob die bislang biedere Roma (Tabellenplatz neun) es sich leisten kann, noch häufiger auf den besten Abwehrspieler der vergangenen CL-Saison zu verzichten.

Marius Wolf, FC Augsburg
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Marius Wolf (ablösefrei zum FC Augsburg)

Der 29-Jährige hat einen idealen Verein für den aktuellen Zeitpunkt seiner Karriere gefunden. Beim FCA ist Wolf Stammspieler und gehört als erfahrener Kicker zu den Profis, zu denen die Jüngeren aufschauen können.

Entsprechend dauerte es nicht lange, bis sich der flexibel einsetzbare Flügelspieler an das neue Umfeld anpasste. Wolf stand in den letzten vier seiner insgesamt sieben Spiele in der Startelf. Beim Heimsieg gegen St. Pauli gelang ihm kurz nach der Pause mit einem tollen Treffer der Dosenöffner.

Auch beim 1:0-Testspielsieg gegen Zweitligist Regensburg am Donnerstag tat sich Wolf als Torschütze hervor. Zudem zeigte er sich in Augsburg zuletzt bei Flanken stark verbessert. An seinem Arbeitsethos war ohnehin nie etwas auszusetzen.

Mateu Morey
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Mateu Morey (ablösefrei zu RCD Mallorca)

Den Spanier als Pechvogel zu bezeichnen, wäre untertrieben: Nach zahlreichen schweren Verletzungen beim BVB dauerte es auch bei seinem Heimatklub nicht lange, ehe Morey wieder außen vor war. Eine Meniskusreizung, die ihn letztlich rund einen Monat kostete, ließ die mallorquinischen Anhängern schon Schlimmstes befürchten.

Doch diesmal war die Blessur nicht größeren Ausmaßes. Der 24-Jährige ist längst zurück und saß als Teil des Kaders zuletzt viermal in Folge auf der Bank. Auf sein Debüt muss Morey allerdings weiter warten. Doch damit kennt er sich bedauerlicherweise ja gut aus ...

Ole Pohlmann, Rio Ave FC
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Ole Pohlmann (für 1,6 Millionen Euro zu Rio Ave FC)

Für einen der besten Spieler der vergangenen Saison in der 3. Liga, den der BVB mit einem Profivertrag ausgestattet hatte, begann es in Portugal sehr ordentlich. In vier der ersten fünf Spiele stand der 23-Jährige in der Startelf. Zuletzt jedoch saß er dreimal in Folge die kompletten 90 Minuten auf der Bank. Eine Torbeteiligung kann Pohlmann noch nicht aufweisen.

Bei seiner Vorstellung war ein kurioser Name auf dem Rücken seines Trikots zu sehen. Statt "Pohlmann" stand dort "Olinho". Offenbar ist dies ein Kniff, da die Portugiesen Probleme mit der korrekten Aussprache des deutschen Nachnamens haben. So wurde Pohlmann der Spitzname verpasst, mit dem er auch auf der offiziellen Homepage des Klubs gelistet ist.

Paris Brunner
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Paris Brunner (für vier Millionen Euro zur AS Monaco)

Ohne einen Einsatz für die Profis brach Brunner seine Zelte in Dortmund vorzeitig ab. Monatelange Verhandlungen fanden keinen gemeinsamen Nenner, der 18-Jährige pochte auf eine vorzeitige Integration in den Profikader beim BVB.

Dass es im Seniorenbereich nicht so leicht von der Hand geht wie im Nachwuchs, wo Brunner konstant glänzte, zeigt sich aktuell bei seiner Leihstation bei Cercle Brügge, wohin ihn die Monegassen direkt verliehen. Der U17-Weltmeister hat in Belgien bislang erst 117 Minuten verteilt auf vier Partien absolviert.

Einmal durfte der Offensivspieler von Beginn an ran, wurde aber bereits zur Pause des Conference-League-Spiels gegen Krakau wieder ausgewechselt. In der Liga ließ ihn Trainer Miron Muslic erst zweimal ran, gegen St. Truiden schaffte es Brunner nicht einmal in den Kader. In der U19 läuft es für ihn besser: Dort steuerte Brunner kürzlich beim 2:1-Sieg über Europameister Spanien einen Treffer sowie eine Vorlage bei.

Tom Rothe
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Tom Rothe (für fünf Millionen Euro zum 1. FC Union Berlin)

Obwohl es mit Ramy Bensebaini nur einen Linksverteidiger im Kader des BVB gab, wollte Rothe den Klub wechseln. Diese Entscheidung zahlte sich bislang aus, der 19-Jährige hat sich bei den Köpenickern einen Stammplatz erarbeitet - auch half der plötzliche Abgang von Robin Gosens.

Doch in erster Linie sind natürlich Rothes Leistungen dafür verantwortlich. Gerade im Stadion an der Alten Försterei legte er bislang blitzsaubere Auftritte hin, beim Heimsieg gegen Hoffenheim traf Rothe erstmals für seinen neuen Verein.

"Tom wird der zukünftige linke Außenverteidiger in der Nationalmannschaft sein. Er ist der beste 19-Jährige, den wir auf dieser Position haben", schwärmte bereits Unions Präsident Dirk Zingler. Tritt dessen Prognose ein, dürfte sich auch der BVB wieder mit ihm beschäftigen: Schließlich besitzen die Dortmunder dem Vernehmen nach eine Rückkaufoption.

Premier League, Seifenblasen, Niclas Füllkrug, West Ham United
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Niclas Füllkrug (für 27 Millionen Euro zu West Ham United)

Drei Seiten, drei Gewinner - so hieß es rund um den England-Wechsel des in der vergangenen Saison besten Dortmunder Torschützen (15 Pflichtspieltreffer). Aktuell darf sich jedoch nur noch eine Seite als Sieger fühlen: Nämlich der BVB, der für den 30-Jährigen eine horrende Ablösesumme erhielt.

Ansonsten ist Füllkrugs Zwischenbilanz fast nicht existent: Lediglich 137 Einsatzminuten verteilt auf vier Partien stehen derzeit zu Buche. Zudem fällt Füllkrug aktuell auf unbestimmte Zeit mit einer Achillessehnenreizung aus.

Nur beim Pokalspiel gegen Bournemouth stand er in der Startelf. Doch da fiel das erlösende 1:0 erst, als Füllkrug ausgewechselt wurde. Ausgerechnet der für ihn ins Spiel gekommene Mohammed Kudus bereitete den Siegtreffer vor ...

"Mir wurde ein klarer Plan aufgezeigt", sagte Füllkrug vor einem Monat: "Ich lasse mich jetzt überzeugen, dass das alles auch so kommen wird."

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