"Hummels nicht besser als Kimmich"

Adrian FinkBenedikt Treuer
22. April 201612:47
Zieht es Mats Hummels im Sommer zum FC Bayern zurück?getty
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Mats Hummels steht angeblich vor einer Rückkehr zum FC Bayern München. Doch macht ein Wechsel für den Klub und auch Hummels selbst überhaupt Sinn oder gibt es nicht auch ein großes Risiko? Zwei Redakteure diskutieren Pro und Contra im SPOX-Kopfballpendel.

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Von Adrian Fink

Die Bayern sollten Mats Hummels für den Sommer zum Transferziel Nummer eins ausgeben. Mit 27 Jahren befindet sich Hummels im besten Fußballeralter: Einerseits bringt der Verteidiger reichlich Erfahrung mit in den Süden der Republik und stellt so auf Anhieb eine Bereicherung dar, andererseits kann er noch viele Jahre auf höchstem Niveau spielen. Hummels wäre dementsprechend die Königslösung für die Gegenwart und Zukunft, er ist der beste Abwehrspieler, den es aktuell auf dem Markt gibt.

Die (durch Verletzungen) erzwungenen Experimente mit Joshua Kimmich (der seine Aufgabe zwar bravourös gemeistert hat, aber trotzdem nicht auf einem Level mit Hummels anzusiedeln ist) wären vorbei und die vakante Position neben Jerome Boateng endgültig besetzt. Bleiben Boateng und Hummels von Verletzungen verschont, gehört die spielstarke Innenverteidigung zur Creme de la Creme der europäischen Beletage.

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Positiver Nebeneffekt: Die Bayern wollen immer die größtmögliche Anzahl an deutschen Nationalspielern im Kader haben und würden mit Hummels einen weiteren Schützling von Löw für sich gewinnen. Auch finanziell gesehen, macht das FCB-Werben um den Weltmeister Sinn. Da der Vertrag von Hummels im Juni 2017 ausläuft, wäre der BVB-Profi verglichen mit den in Europa teilweise horrenden Ablösesummen absolut erschwinglich. Die kolportierten 30 Millionen Euro sind für seine Qualität ein angemessener Preis. Zumal Medhi Benatia, der immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde und die Erwartungen nicht erfüllen konnte, im Gegenzug zu Geld gemacht werden könnte.

Aber auch Hummels selbst sollte einen Wechsel in die bayerische Landeshauptstadt aus mehreren Gründen forcieren. Vor allem sportlich. Der Nationalspieler, der sich mit seiner starken Spieleröffnung wunderbar in das dominante Bayern-Spiel eingliedern kann, hat es stets zu einem Ziel auserkoren, internationale Titel einzuheimsen. Beim BVB blieb ihm dieses Glück bisher verwehrt und auch in Zukunft ist die Aussicht auf die Trophäe mit den großen Ohren in München ungemein größer als in Dortmund.

Zudem kennt Hummels das Umfeld des Vereins. Immerhin durchlief er die Jugendabteilungen der Bayern-Nachwuchsabteilung von 1995-2006 und war anschließend noch zwei Jahre unter Hermann Gerland für die Regionalliga-Mannschaft aktiv. Nicht nur, dass seine Mutter und sein Bruder Jonas (SpVgg Unterhaching) noch in München leben, auch seine Frau Cathy hat ihre Wurzeln in Bayern.

Von Benedikt Treuer

Auf den ersten Blick scheint Hummels für den FCB die Premium-Lösung zu sein: Nationalspieler, bestes Innenverteidiger-Alter, gestandener Weltklasse-Mann mit großer Erfahrung und einem WM-Titel im Gepäck. Die perfekte Ergänzung zu Jerome Boateng also, möge man meinen.

Dabei gibt es meiner Meinung nach unter den drei Parteien nur einen wirklichen Profiteur, sollte es im Sommer zu einem Wechsel kommen: Hummels selbst. Der kann sein Konto ordentlich aufbessern und seine Titelsammlung in den kommenden Jahren wohl rasant auffüllen. Vielmehr aber noch: Fehler werden ihm bei den Bayern - zumindest auf dem Platz - eher verziehen.

Denn in meinen Augen hat Hummels davon in den letzten Monaten zu viele gemacht. Zugegeben, es waren wenige spielentscheidende dabei, jedoch war die Häufigkeit der kleinen Aussetzer und durchaus haarsträubenden Stellungsfehler frappierend. Es gibt im Spiel immer einige wenige Momente, in den er gedanklich nicht voll auf der Höhe ist. Und das macht ihn, Stand jetzt, nicht zu einem besseren Innenverteidiger als Holger Badstuber, Javi Martinez oder selbst David Alaba und Joshua Kimmich, die ihre Aufgaben im ungelernten Zentrum mehr als zufriedenstellend lösten.

Ich will nicht falsch verstanden sein: Hummels wird nicht umsonst als einer der weltweit besten Abwehrspieler gehandelt. Seine Kopfballstärke ist beeindruckend, sein Spielaufbau gleicht dem von Boateng, zudem hat er Führungsqualitäten. Spieler mit diesen Eigenschaften hat der Rekordmeister aber schon. Von daher würde Hummels den FCB nicht besser machen.

Die spekulierten 30 Millionen Euro Ablöse würden zudem vermutlich nicht reichen. Und eine solche Summe hat sich Hummels in den letzten beiden Spielzeiten nicht erarbeitet - erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass der FCB ihn im nächsten Jahr ablösefrei haben könnte. Denn nach den starken Jahren 2010 bis 2014, einschließlich der WM, in denen der BVB-Verteidiger eine riesige Entwicklung machte, hat Hummels etwas schleifen lassen. Das sollten die Bayern nicht mit einem Transfer dieser Größenordnung "belohnen", zumal nicht gesagt ist, dass Hummels unter dem deutlich größeren Druck dort wieder Sprünge nach vorne macht.

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