Frage: Herr Ancelotti, Sie waren nun elf Tage unterwegs, Ihre Mannschaft hat drei Spiele in den USA absolviert. Was ist Ihr Fazit nach dieser Tour?
Carlo Ancelotti: Die Tour war sehr gut. Sie war gut organisiert, die Bedingungen waren gut. Wir hatten drei wichtige Testspiele. Mit den Leistungen der Mannschaft bin ich zufrieden. Wir haben zeitweise schon richtig stark gespielt, das ist in dieser Phase der Vorbereitung nicht selbstverständlich. Jetzt haben wir zehn Tage, um uns auf den Supercup vorzubereiten. Morgen kommt der Rest des Kaders aus dem Urlaub zurück und dann wollen wir die Zeit nutzen, um uns auf das nächste Spiel vorzubereiten.
Frage: Bei wie viel Prozent der Leistungsfähigkeit ist Ihr Team aktuell?
Ancelotti: Ich denke, die Spieler, die seit dem 11. Juli im Training sind, sind schon in einer guten Verfassung. Aber man muss bedenken, dass die meisten bis jetzt noch keine 90 Minuten durchgespielt haben. Gestern standen einige für 90 Minuten auf dem Platz. Wir brauchen noch einige Trainingseinheiten und haben noch viel Arbeit vor uns, aber die Kondition ist schon auf einem ordentlichen Stand. Derzeit haben wir auch ein paar Verletzungsprobleme. Manche Spieler sind ein wenig angeschlagen.
Frage: Wie sieht es mit der Taktik aus? Sind Sie zufrieden, wie die Spieler bislang Ihr System und Ihre Idee vom Fußball umsetzen?
Ancelotti: Ja, ich denke, die erste Halbzeit im Spiel gegen Real Madrid war sehr gut. Da haben wir alles gezeigt, was wir uns vorgenommen hatten. In der ersten Phase des Spiels waren wir richtig stark, damit war ich sehr zufrieden. Und mit den Spielern, die morgen ins Training einsteigen, müssen wir die Zeit nutzen, um unser Spiel noch weiter einzustudieren.
Frage: Karl-Heinz Rummenigge sagte, dass er bereits im März, April mit Ihnen über eine mögliche Verpflichtung von Mats Hummels gesprochen hat. Wieso wollten Sie Hummels verpflichten?
Ancelotti: Nun, er ist ein guter Spieler. (lacht) Er hat viel Erfahrung, er hat mit Dortmund und der deutschen Nationalmannschaft schon viele wichtige Spiele gemacht. Er harmoniert sehr gut mit Jerome Boateng, was auch ein Vorteil für uns ist. Deswegen war er für mich der richtige Spieler für Bayern München.
Frage: Ist es wichtig, dass Sie in der Defensivzentrale mit Neuer, Boateng und Hummels ein Dreieck aus der Nationalmannschaft haben, das sich gut kennt und gut aufeinander eingespielt ist?
Ancelotti: Sie kennen sich gegenseitig und natürlich ist das besser, um sich aufeinander abzustimmen.
Frage: Was erwarten Sie sich von Renato Sanches?
Ancelotti: Ich bin gespannt darauf, ihn kennenzulernen. Er ist ein fantastischer Spieler mit sehr großem Potential. Er ist sehr jung, das müssen wir immer bedenken und ihn entsprechend an die Erfahrung heranführen. Aber ich denke, dass er für uns eine sehr gute Verpflichtung ist.
Frage: Wie geht es Franck Ribery? Handelt es sich wirklich nur um eine kleine Blessur? Wird er in den nächsten Tagen wieder mit der Mannschaft trainieren können?
Ancelotti: Er wird auf jeden Fall schon bald wieder ins Training einsteigen. Er hatte ein paar Probleme mit seinen Adduktoren, da wollten wir kein Risiko eingehen. Morgen haben die Spieler, die bei der US-Tour dabei waren frei, aber er wird am Samstag wieder mit uns trainieren.
Frage: Und wie ist der Stand bei Arjen Robben?
Ancelotti: Das weiß ich nicht. Das müssen wir in den kommenden Tagen checken, wann er wieder zur Mannschaft stoßen kann.
Frage: Denken Sie, dass die kommenden neun Tage genug sind für die Spieler, die im Urlaub waren, um beim Spiel gegen Borussia Dortmund nahe der 100 Prozent zu sein?
Ancelotti: Es ist genug, um das Spiel zu spielen. Aber natürlich reichen die Tage nicht, um sich die Kondition für die ganze Saison zu erarbeiten, das ist klar. Für dieses Spiel reicht es und danach haben wir noch einmal zwölf Tage, um uns auf den Bundesligastart vorzubereiten.
Frage: Bayern München hat den Supercup schon ganz schön lange nicht mehr gewonnen...
Ancelotti: Ich weiß, glauben Sie mir, ich weiß!
Frage: Wie wichtig ist es Ihnen, diesen Pokal zu gewinnen?
Ancelotti: Sehr wichtig! Jeder Wettbewerb ist wichtig! Es ist ein Titel. Ich habe das Glück, das Finale erreicht zu haben, ohne dafür gearbeitet zu haben, weil es die Arbeit von Pep Guardiola war. Wir werden versuchen, das Spiel zu gewinnen. Natürlich wird es nicht einfach, in Dortmund gegen den BVB zu spielen, aber es wird ein aufregendes Spiel.
Frage: Wie sieht es mit ihren Deutschkenntnissen aus? Hatten Sie schon Zeit, sich ein wenig zu verbessern?
Ancelotti: Ich versuche, jeden Tag deutsch zu sprechen. Vor allem mit den Spielern. Und die Spieler helfen mir auch dabei, die wichtigsten Wörter zu verstehen. Langsam, langsam, aber ich versuche es. Ich habe schon einige Wörter über Taktik gelernt. Ich denke, in drei Monaten kann ich mit Ihnen schon deutsch sprechen.
Frage: Sehen Sie nach wie vor keinen Bedarf, neue Spieler zu holen?
Ancelotti: Kein Bedarf!
Carlo Ancelotti im Steckbrief