"Ancelotti lässt unsere Qualität freier walten"

Sven Ulreich wechselte 2015 vom VfB Stuttgart zum FC Bayern
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SPOX: Muss man als Vollprofi nicht aber irgendwann darüber nachdenken, mit diesen Erfahrungen wieder die Nummer eins zu werden? Sie sind jetzt im besten Torhüter-Alter. Wie lange kann man sich mit dem Platz als Nummer zwei überhaupt zufriedengeben?

Ulreich: Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es nicht manchmal kribbelt. Schließlich schaue ich auch jede Woche Bundesliga. Irgendwann will ich auch wieder regelmäßig spielen. Ich bin jetzt 28 und möchte nicht bis zum Karriereende zuschauen müssen. Im Fußball weiß man aber nie, was kommt. Ich habe hier drei Jahre Vertrag bei einem tollen Verein mit besten Voraussetzungen, danach sehen wir weiter. Ich möchte schließlich auf dem Platz das umsetzen, was ich hier gelernt habe.

SPOX: Wie müsste der nächste Schritt denn aussehen? Mit dem Abgang aus Stuttgart haben Sie ja einen gewissen persönlichen Anspruch untermauert.

Ulreich: Darüber mache ich mir momentan noch nicht so große Gedanken. Den Wunsch, irgendwo die unangefochtene Nummer eins zu sein, habe ich zwar im Hinterkopf, jedoch konzentriere ich mich voll und ganz auf meine Aufgabe beim FC Bayern. Eine Stammplatzgarantie bei einem Verein gibt es für einen Torwart wohl ohnehin nicht - außer für Manu vielleicht. (lacht)

SPOX: Wie sehen Ihre persönlichen Ziele für die neue Saison denn aus, gerade im Vergleich zum ersten Jahr beim FC Bayern?

Ulreich: In Sachen Spielzeit habe ich mir keine Ziele gesetzt. Natürlich will ich weiterhin viel abschauen, vor allem von Manu. Ich will aber nicht das ganze Torwartspiel kopieren, denn jeder Keeper ist anders. Mit unserem Torwarttrainer Toni Tapalovic habe ich jemanden an meiner Seite, der mir dabei hilft, auf die nächste Stufe zu kommen. Genau das ist auch mein Ziel für dieses Jahr.

SPOX: Gibt es mit Carlo Ancelotti eine Absprache, wann und wie oft Sie zum Einsatz kommen werden?

Ulreich: Nein, es gibt keine Absprache.

SPOX: In manchen anderen Vereinen gibt es Vereinbarungen, dass ein Torwart in der Liga, ein anderer in den Pokal-Wettbewerben spielt. Ist das keine Option beim FC Bayern?

Ulreich: Das war nie ein Thema. Als ich hierher kam, wusste ich, dass Manu möglichst alle Spiele machen möchte. Deswegen habe ich so eine mögliche Arbeitsteilung auch nie angesprochen.

SPOX: Philipp Lahm sprach davon, dass es beim FC Bayern in den nächsten Jahren einen Generationswechsel geben werde, da einige Spieler auch "nicht jünger" werden. Wie erleben Sie gerade die erfahreneren Spieler im Team, wie Franck Ribery oder Arjen Robben?

Ulreich: Man merkt ihnen immer noch einen riesigen Ehrgeiz und höchste Motivation an. Was Arjen im Training abspult, auch jetzt in der Reha, ist faszinierend. Er hat einen unbändigen Willen, wieder zurückzukommen, und gibt jedem in der Mannschaft das Gefühl, dass er unbedingt noch eine Zeit lang auf höchstem Niveau spielen will. Franck ist genauso ein Ausnahmekönner. Ein Spiel zu verlieren, kommt für ihn ebenso wenig in Frage. Sie haben noch so viel Energie und Kraft, um beim FC Bayern erfolgreich zu sein und ihren großen Anteil an weiteren Titeln zu haben.

SPOX: Steht die Champions League dabei erst einmal über allem?

Ulreich: Ich würde diesen einen Wettbewerb nicht so hoch hängen. Natürlich ist es beim FC Bayern immer das Ziel, alle Titel zu holen. Dazu gehört auch die Champions League, die jeder gerade nach den letzten Jahren endlich wieder gewinnen will. Wenn man sich aber einen zu großen Druck macht, wird das nichts. Unsere Hausaufgaben müssen wir erst einmal in der Bundesliga erledigen. Das ist für mich der ehrlichste Titel, weil er über 34 Spieltage vergeben wird. Mit Dortmund haben wir in diesem Jahr wieder einen starken Konkurrenten. Das ist unsere erste Herausforderung und gleichzeitig eine schwere.

Sven Ulreich im Steckbrief

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