Nach zuletzt drei sieglosen Spielen in Folge - darunter das 0:1 bei Atletico Madrid - steht der FC Bayern München am 3. Spieltag der Champions League gegen PSV Eindhoven (20.45 Uhr im LIVETICKER) unter Zugzwang. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Fußballmanagement analysiert SPOX, in welchen Bereichen der niederländische Meister eine Gefahr darstellt und wie Bayern zurück in die Erfolgsspur findet.
Defensive: Das muss Bayern beachten
Womit Bayern in den letzten Partien immer wieder Probleme hatte, war die defensive Ordnung. Gegen Frankfurt stimmten selten Raumaufteilung und Zuordnung im Mittelfeld und auf den Außenpositionen, sodass der Gegner immer wieder einfache Möglichkeiten fand, in die Tiefe zu spielen.
Das wird auch Eindhoven versuchen. PSV zielt in seiner Spielweise darauf ab, möglichst schnell zum Abschluss zu kommen, indem man umgehend und meistens mit hohen Bällen vertikal spielt. Die Flügelspieler suchen die freien Räume und starten immer wieder mit Tempo in die Tiefe.
"Dieses Tempo muss von Bayerns Defensivspielern sofort mit aufgenommen werden. Sollte Eindhoven zu Schüssen aus der zweiten Reihe kommen, gilt es vor allem, Davy Pröpper in der Mittelfeldzentrale im Fokus zu behalten. Er hat einen starken Abschluss aus der Distanz", erklärt Alexander Schmalhofer, Leiter des Fachbereichs Spiel- und Taktikanalyse des Instituts für Fußballmanagement.
Zielspieler in Eindhovens System ist Luuk de Jong. Besagte lange Bälle gelten meist dem körperlich extrem robusten, aber auch technisch sehr versierten Stürmer. "Er ist der gefährlichste Spieler für Bayern. Auf ihn ist das Spiel der Holländer ausgelegt, weil er eine starke Qualität als sogenannter Wandspieler hat", so Schmalhofer.
De Jong kann die Bälle auch unter Druck festmachen, in die Tiefe verlängern oder auf einen nachrückenden Spieler ablegen - wie beim 1:1 in Rostov. "Damit die Bälle von Eindhoven das Ziel nicht finden, kann der FCB schon mit einem hohen Mittelfeldpressing oder situativen Angriffspressing die kontrollierten, hohen Zuspiele zu unterbinden versuchen", sieht Schmalhofer schon in Bayerns vorderen Reihen ein probates Lösungsmittel gegen die Niederländer.
PSV: Weite Spieleröffnung auf de Jong
Institut für FußballmanagementFür dieses frühe Stören des Gegners spielt Robert Lewandowski eine zentrale Rolle. "Er läuft in der Regel den ballführenden Innenverteidiger, manchmal sogar den Torwart an", erklärt der Institutsleiter. Lewandowski lenkt den gegnerischen Keeper oft auf eine Seite, um das Aufbauspiel in eine bestimmte Spielfeldzone zu lenken: "Dort kann dann sofort gepresst werden und idealerweise wird so der Ball gewonnen."
Trotzdem werden sich hohe Bälle nicht immer verhindern lassen, wo die Bayern wieder bei der Ordnungs-Problematik wären: "Es ist wichtig, dass der Sechser und die Achter, also möglicherweise Alonso, Vidal und Thiago, den Kontakt zur eigenen Abwehrkette halten, um im Kampf um die zweiten Bälle im Vorteil zu sein." Schaffen sie es, dieses Übergewicht in den Zweikämpfen wieder herzustellen, wird es PSV deutlich schwerer als Köln und Frankfurt haben, zum Abschluss zu kommen. Dazu muss aber das Zentrum wieder aufwachen.
Offensive: So kommt Bayern wieder zum Erfolg
Eindhoven wird den Bayern nicht den Gefallen tun, offensiv zu verteidigen und somit viele defensive Räume freizugeben. "Im Gegenteil", sagt Schmalhofer, der sehr kompakte Gäste erwartet: "Sie haben nicht zuletzt durch ihre Fünfer-Abwehrkette ihren Fokus gegen den Ball deutlich auf das Verteidigen des eigenen Drittels gesetzt. PSV nimmt tendenziell eine abwartendere Haltung ein, um nach einem Fehler des Gegners schnell zu kontern. Eindhoven ist eine Mannschaft mit einer sehr guten defensiven Organisation."
Besonders im Zentrum stehen die Holländer sehr kompakt. In vielen Spielen beschränkt sich das nicht nur auf die Anfangsphase: PSV schafft es häufig, diese defensive Disziplin über die vollen 90 Minuten zu halten.
Weil die Niederländer dabei aber vorwiegend mannorientiert verteidigen, kann Bayern ihnen durch ein variables Positionsspiel Probleme bereiten. "Das heißt: Die Offensivspieler um Müller können ihre Gegenspieler durch clevere Laufwege mitziehen und so Räume zwischen den ansonsten engen Reihen öffnen", führt Schmalhofer weiter aus.
Konkret bedeutet das: Rückt Müller vom Flügel in den Halbraum, macht er die Außenbahn für seinen Hintermann, vermutlich Lahm, frei. "Dabei muss Müller aber beachten, auch im Halbraum mit dem Blick zum Tor agieren zu können, um bei sich bietenden Chancen schnell Tempo aufnehmen zu können", analysiert das Institut.
Ein weiteres taktisches Mittel, das sich für die Gastgeber als erfolgreich erweisen könnte, ist das häufige Doppeln auf den Flügeln. Schafft es der FCB durch ständiges Hinterlaufen, auf den Außen immer wieder hinter die PSV-Abwehr zu kommen, könnte die Flanke oder Ablage in den Rückraum von dort aus zum Tor führen.
Schmalhofer misst in diesen Bereichen aber auch der individuellen Klasse der Bayern wieder eine höhere Bedeutung zu: "Zudem wird es auch notwendig sein, dass ein schneller, dribbelstarker Flügelspieler wie Robben oder Coman auch immer mal wieder das Eins-gegen-eins - und somit den Tempowechsel - sucht."
Auf Lewandowski wird eher die Rolle des Zentrumsstürmers zukommen, der die Bälle auf engstem Raum halten oder prallen lassen muss und vor allem die Box besetzt: "Aufgrund der kompakten Defensive Eindhovens werden auch Abschlüsse aus der zweiten Reihe wichtig sein, um zu Großchancen zu kommen."
Davon gab es bei der Niederlage bei Atletico übrigens keine einzige.
FC Bayern - PSV Eindhoven: Die Statistik zum Spiel