Was die Deutungshoheit über seine Reise nach Asien angeht, will sich der FC Bayern München von niemandem etwas vorsagen lassen. Und so war es kaum verwunderlich, dass der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge vor dem vierten und letzten Spiel in Fernost, einem 0:2 in Singapur gegen Inter Mailand, gegen Ralph Hasenhüttl, den Trainer von RB Leipzig, austeilte. Als "zynisch und unsolidarisch" bezeichnete er dessen Einlassungen.
Hasenhüttl hatte sich zu Wochenbeginn eher allgemein über die Asienreisen von Bundesligisten wie Bayern München oder Borussia Dortmund geäußert. Aus Trainersicht durchaus verständlich sagte er, er finde es "schon krass, was den Spielern da zugemutet wird", er sei "sehr dankbar, dass wir von der Geschichte im Moment verschont bleiben". Er halte derartige Reisen mit Blick auf die Belastung für die Spieler auch durch den Klimawechsel für "problematisch".
Was an seiner Aussage "zynisch sein soll, verstehe ich nicht", entgegnete Hasenhüttl deshalb am Donnerstag in Sport Bild auf die Kritik von Rummenigge und ergänzte: "Ich wurde als Trainer zu den Belastungen einer Asienreise gefragt. Und ich habe als Trainer geantwortet, dass ich die Belastungen für die Spieler extrem finde. Und ich stehe zu meiner Aussage."
Asien-Reise: Hoeneß kritisch
Sein Trainer Carlo Ancelotti könnte Rummenigge wohl Ähnliches sagen. Und dass die Mannschaft innerhalb von zwölf Tagen gleich vier Spiele absolvieren musste, hatte sogar Präsident Uli Hoeneß als "grenzwertig" bezeichnet, danach allerdings erläutert: "Wenn wir das nochmal machen, und wir werden das nochmal machen, sollte man darüber nachdenken, in diesen zwölf Tagen vielleicht nur drei Spiele zu machen. Dann ist alles wunderbar."
Noch lieber wäre es Hoeneß sicher, wenn auch die Ergebnisse stimmen. Trotz einer guten Leistung verloren die Münchner zwei Tage nach dem 3:2 gegen den englischen Meister FC Chelsea auch das dritte Spiel der Reise, Franck Ribery musste dabei verletzt vom Platz. In den ersten beiden Spielen der Asien-Tour unterlagen die Münchner gegen den FC Arsenal (1:1/2:3 i.E.) sowie gegen den AC Mailand (0:4).
Rummenigge betonte noch einmal die übergeordnete Bedeutung derartiger Reisen. "Die Klubs, die hier in Asien waren und auch die, die in Amerika waren, haben etwas pro Bundesliga-TV-Vermarktung geleistet", sagte er - und stichelte: "Bei den Klubs, die nach wie vor den einfachen Weg wählen und sich in Österreich und der Schweiz vorbereiten, bin ich sehr skeptisch, ob die einen großen Beitrag zum Wohle der Bundesliga damit leisten." Leipzig etwa hatte Seefeld in Österreich für sein Trainingslager gewählt.
Rummenigge findet Reise fantastisch
Beim FC Bayern werteten sie ihre Tour darüber hinaus als einen großen Erfolg. "Diese Reise war fantastisch. Die ist auch dringend notwendig", sagte Hoeneß, Rummenigge ergänzte: "Das war wahrscheinlich die effektivste, beste und auch schönste Tour, die der FC Bayern in den letzten Jahren gemacht hat. Wir haben alle Ziele, die wir uns gesetzt haben, komplett erreicht." Das gelte auch für die "wirtschaftlichen und politischen Beziehungen".
Auch für das Binnenklima sei die Reise wichtig gewesen. "Die Mannschaft", sagte Rummenigge mit Blick auf die beiden Neuen, "ist unglaublich positiv mit Coco Tolisso und James umgegangen." Zudem habe sich gezeigt, dass ein mögliches Problem keines sei. "Es gab ja die Diskussion: Müller oder James? Diese Reise hat gezeigt: Müller und James!", betonte der Vorstandsvorsitzende.
Am Ende sagte Trainer Ancelotti sogar noch: "Wir haben an der körperlichen Verfassung der Spieler gearbeitet und diese hat sich gut verbessert." Ein geregelter Trainingsbetrieb wird allerdings erst ab Sonntag möglich sein. Dann werden die Confed-Cup-Teilnehmer inklusive der beiden Zugänge Niklas Süle und Sebastian Rudy in die Vorbereitung starten.