Jupp Heynckes wird Nachfolger von Carlo Ancelotti beim FC Bayern München. Der 72-Jährige übernimmt den Trainerposten bis zum Saisonende. Für den Triple-Triumphator von 2013 ist es bereits die vierte Liaison beim deutschen Rekordmeister.
"Es ist kein Comeback. Es ist ein Freundschaftsdienst - und ich habe es nur gemacht, weil ich dem FC Bayern unglaublich viel zu verdanken habe", sagte Heynckes dem kicker. "Ich habe ein sehr gutes Gefühl dabei, es kann sofort losgehen."
"Ich wäre zu keinem anderen Verein der Welt zurückgekehrt, aber der FC Bayern München ist eine Herzensangelegenheit für mich. Mein Trainerteam und ich werden nun alles daransetzen, dass die Mannschaft den Fans bald wieder erfolgreichen Fußball präsentieren wird. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe", sagte Heynckes nach der offiziellen Bestätigung.
FCB: Gerland und Hermann werden Co-Trainer
Hermann Gerland und Peter Hermann kehren als Assistenz-Trainer zurück zur Profi-Mannschaft. Der Tiger leitete bisher das Nachwuchsleistungszentrum des Klubs. Als Auslöse für Hermann, der bis dato als Co-Trainer bei Fortuna Düsseldorf engagiert war, soll der FC Bayern laut kicker ein Freundschaftsspiel absolvieren, von dem die Einnahmen an die Fortuna fließen.
Zuletzt hatte München am vergangenen Sonntag mit dem Franzosen Willy Sagnol als Interimstrainer beim 2:2 im Punktspiel bei Hertha BSC eine 2:0-Führung verspielt und damit den Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund auf schon fünf Zähler anwachsen lassen. Für den Franzosen ist wohl kein Platz mehr.
"Zwischen Jupp Heynckes und dem FC Bayern besteht ein großes Vertrauensverhältnis. Das haben auch die Gespräche, die Uli Hoeneß, Hasan Salihamidzic und ich nun geführt haben, wieder gezeigt. Wir sind Jupp sehr dankbar, dass er uns als Cheftrainer zugesagt hat. Er ist zum jetzigen Zeitpunkt der ideale Trainer für den FC Bayern", wird Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge auf der Klub-Homepage zitiert.
Thema Tuchel damit wohl vom Tisch
Sollten sich die Spekulationen über die insgesamt vierte Heynckes-Amtszeit an der Säbener Straße bewahrheiten, müsste die Entscheidung auch als endgültige Ablehnung einer Verpflichtung von Thomas Tuchel als Ancelotti-Nachfolger angesehen werden. Der frühere BVB-Coach ist momentan ohne Verein und hätte sofort einsteigen können, doch waren die Bayern-Bosse offenbar nach einiger Bedenkzeit nicht zu einer Zusammenarbeit mit dem als kompliziert geltenden Tuchel bereit.
Ein bis Saisonschluss befristetes Heynckes-Comeback bei den Bayern, mit denen der Weltmeister von 1974 schon vor 2013 zweimal den Meister-Titel (1989 und 1990) gewonnen hatte, würde den Münchnern allerdings weiterhin die Option einer späteren Einigung mit dem vermeintlichen Wunschkandidaten Julian Nagelsmann erhalten.
Der "Trainer des Jahres" steht zwar noch bis 2021 bei Europa-League-Teilnehmer 1899 Hoffenheim unter Vertrag, könnte aber womöglich zumindest im kommenden Sommer gegen eine entsprechend hohe Ablösesumme doch an die Isar wechseln.
Hoffenheims Sportdirektor Alexander Rosen hat aufgrund der Gerüchte die mediale Berichterstattung kritisiert. "Nur weil ganz viele Leute voneinander abschreiben, Nachrichten und Spekulationen kopieren, werden diese noch lange nicht zu Fakten", sagte Rosen gegenüber Sky und fügte an: "Insofern überrascht mich die Intensität des Themas doch sehr." Demnach sei noch kein Angebot bei der TSG eingegangen.
Heynckes: Rückkehr schien ausgeschlossen
Von dem 30 Jahre alten Aufsteiger in der deutschen Trainer-Gilde versprechen sich Hoeneß und Rummenigge offenbar den größten Input beim anstehenden Umbruch der alternden Bayern-Mannschaft. Nagelsmann selbst hatte erst vor wenigen Wochen für die Zukunft vergleichsweise offensiv mit einem Engagement beim deutschen Branchenführer kokettiert.
Die Überredung von Heynckes zu einem Comeback ist eine der größten Bundesliga-Sensationen der vergangenen Jahre. Seit seinem Abschied aus München hatte der frühere Bundesliga-Torschützenkönig zurückgezogen im niederrheinischen Nettetal unweit seines Ex-Klubs Borussia Mönchengladbach gelebt und weitgehend das grelle Rampenlicht des Fußball-Business gemieden.
Bayerns Not lässt Heynckes umdenken
Münchens Not bei der Suche nach einem passenden Coach nach Ancelottis Entlassung in der vergangenen Woche bewegte Heynckes offenbar zu einem Sinneswandel und abermaligen Freundschaftsdienst für seinen jahrzehntelangen Wegbegleiter Hoeneß.
Sogar Münchens spanischer Ex-Trainer Pep Guardiola, dessen Verpflichtung ab 2013 für Heynckes trotz des späteren Triple-Triumphes der Auslöser für die Beendigung seiner erfolgreichen Trainer-Laufbahn gewesen war, soll laut Hoeneß die kurzfristigen Pläne des Klubs gekannt und am Rande des Münchner Oktoberfestes für gut befunden haben.
Heynckes wird am 14. Oktober (Samstag/15.30 Uhr) im Punktspiel gegen den SC Freiburg seine Rückkehr auf die Bayern-Bank feiern. Für Heynckes, der schon 1998 mit Real Madrid zum ersten Mal Champions-League-Sieger geworden war, wäre die Begegnung sein 313. Einsatz als Bayern-Trainer.
Die Titelgewinne von Jupp Heynckes:
Titel | |
National | Deutscher Meister (1989*, 1990*, 2013*), DFB-Pokal (2013*), Deutscher Supercup (1987*, 1990*, 2012*), Supercopa de Espana (1997) |
International | UEFA Champions League (1998, 2013*), UEFA-Pokal (1979/Co-Trainer), UEFA Intertoto Cup (2003, 2004) |
*Titel mit dem FC Bayern München