Solche Worte waren in der jüngeren Vergangenheit selten aus dem Munde eines Bayern-Trainers zu hören. "Er ist ein ganz, ganz großer Spieler", sagte Jupp Heynckes am Mittwoch bei einem PR-Termin über Thomas Müller. Es wäre daher nicht verwunderlich, würde der Nationalspieler für den Rückkehrer eine der Schlüsselfiguren in den kommenden Monaten werden. "Thomas kann sich vom Intellekt her und von dem, was er bisher geleistet hat, als Führungsspieler hervortun", fügte Heynckes an.
Für die große Identifikationsfigur bei Bayern München deutet sich eine wesentlich komfortablere Ausgangssituation an als etwa während der recht kurzen Ära Carlo Ancelotti. Der Weg ist frei. Müller könnte zurückkehren in eine ganz zentrale Rolle, so wie er sie sich wünscht.
"Im Training lief's gut. Aber über mich selbst spreche ich nicht so gerne, das sollen andere beurteilen", sagte Müller gleichwohl zurückhaltend - und versprach lediglich: "Ich bin motiviert und werde weiterhin fleißig an mir arbeiten."
Dass der 28-Jährige seinen offenkundig neuen Status nicht kommentieren möchte, dürfte auch taktische Gründe haben. Müller weiß, dass er so oder so zunächst mit Leistung überzeugen bzw. den Vertrauensvorschuss rechtfertigen muss. Das erwartet freilich auch Heynckes vom Ur-Bayern, der den verletzten Manuel Neuer derzeit als Kapitän ersetzt. "Es ist notwendig, dass er sehr konzentriert arbeitet, dass er sehr gewissenhaft ist. Über den Willen, sich richtig zu quälen, kann man kompensieren, was zuletzt nicht so gut war", sagte der hochdekorierte Triple-Coach.
Müller warnt vor überzogenen Erwartungen
Auf der Suche nach der Bestform ist Müller seit langer Zeit. In den 15 Monaten unter Ancelotti kam er nie richtig auf Touren, er fand sich besonders in wichtigen Spielen häufig auf der Bank wieder. Müller äußerte seinen Frust dann im Sommer nach dem Bundesligaspiel in Bremen erstmals öffentlich. Dafür fing er sich einen Rüffel von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ein. Im Zuge der Ancelotti-Entlassung wurde Müller schließlich zu den fünf Spielern gezählt, die der Italiener laut Präsident Uli Hoeneß gegen sich aufgebracht hätte.
Das ist nun aber Geschichte, der Neustart eine große Chance für Müller wie für die gesamte Mannschaft. Allerdings warnt der Offensivstar vor der neuerlichen Heynckes-Premiere am Samstag gegen den SC Freiburg vor allzu überzogenen Erwartungen. "Es wird nicht so sein, dass der Trainer gewechselt wird, und dann spielen wir Fußball von einem anderen Stern", sagte Müller.
Für die bisher so unbefriedigende Saison des Rekordmeisters will Müller keineswegs Ancelotti zum "Sündenbock" machen. Vielmehr sei spätestens jetzt die Mannschaft in der Bringschuld, betonte er aufs Neue. "Wir müssen uns erst mal peu a peu aus der Situation herausarbeiten. Es liegt auch am Team, das nicht die Leistung bringt, die von uns erwartet wird", sagte Müller. Es scheint, als könne er künftig als Hauptakteur etwas daran ändern.