Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß vom FC Bayern München haben die Vorwürfe von Eintracht Frankfurt wegen des Wechsels von Niko Kovac zum Rekordmeister zurückgewiesen.
Nach dem 5:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach sprachen die Führungspersonen der Bayern im Doppel-Interview in der Mixed Zone über den Ablauf der Kovac-Verpflichtung und ein Treffen beim Geburtstag von Hoeneß' Fahrer. Zudem nannten die beiden die Ziele für den Rest der Saison und erklärten die Wahrheit der Abläufe mit Thomas Tuchel.
Frage: Herr Hoeneß, Herr Rummenigge, Niko Kovac wird ab der kommenden Saison Bayern-Trainer. Es gab Irritationen diesbezüglich. Möchten Sie dazu Stellung beziehen?
Karl-Heinz Rummenigge: Erst einmal muss ich sagen, dass es aus unserer Sicht keine Irritationen gibt. Das Ganze sieht vielleicht nach außen so aus, aber wir haben uns überhaupt keinen Vorwurf zu machen. Wir waren fair, seriös und sauber. Die ganze Geschichte ist am Donnerstag an einem Tag abgelaufen. Hasan Salihamidzic hat zu Niko Kovac gesagt, dass er am Abend Fredi Bobic anrufen wird, um ihn zu informieren. Aber Niko hat dann zu ihm gesagt, er trifft ihn am Abend. Er hatte so ein freundschaftliches Verhältnis mit ihm, dass er das direkt selbst mit ihm regeln wollte und fertig. Ich weiß nicht, wo es da Irritationen gab. Ich kann nachvollziehen, dass Fredi nicht glücklich ist, wenn ein Trainer den Klub verlässt, mit dem sie jetzt zwei Jahre erfolgreich zusammengearbeitet haben. Aber wir sind nicht respektlos aufgetreten. Wir haben uns völlig fair verhalten. Und wir haben auch nicht - darauf lege ich besonderen Wert - die Öffentlichkeit informiert oder etwas hintenrum in Umlauf gebracht.
Frage: Hat es in der Zwischenzeit ein Treffen oder eine Aussprache mit Eintracht Frankfurt gegeben?
Rummenigge: Wir hatten jetzt ein Spiel, die Eintracht hat heute Nachmittag gespielt. Bis jetzt hat es noch keinen Kontakt gegeben. Ich denke, irgendwann wird Hasan mit Fredi Kontakt aufnehmen. Vielleicht hat er in der Zwischenzeit die richtigen Informationen erhalten.
Uli Hoeneß versteht den Unmut von Eintracht Frankfurt nicht
Frage: Herr Hoeneß, gleichzeitig wirft Fredi Bobic dem FC Bayern respektloses Verhalten vor. Was sagen Sie zu den Vorwürfen?
Uli Hoeneß: Wir sind etwas irritiert. Wir haben uns darüber unterhalten, wie man die Frankfurter am besten informiert - jetzt gleich oder am Ende der Saison, was ja auch möglich gewesen wäre. Dann haben wir gesagt: Wenn wir in ihrer Situation wären, wären wir auch daran interessiert, das so schnell wie möglich zu erfahren, dass unser Trainer abhanden kommen wird. Dann haben sie vier Wochen mehr Zeit, als wenn wir es ihnen erst am Ende der Saison gesagt hätten. Wir haben uns deswegen dafür entschieden, das so schnell wie möglich zu tun. Hasan hat das mit Niko so besprochen. Dass aus dieser großzügigen Geste jetzt ein Bumerang gemacht wird, verstehen wir überhaupt nicht.
Frage: Warum ist Niko Kovac der Richtige für den FC Bayern?
Hoeneß: Wir brauchen jetzt keine Arbeitsplatzbeschreibung machen. Wir haben uns dafür entschieden, Basta.
Rummenigge: Hasan hat eine Analyse gemacht. Auf dieser Basis haben wir am Ende alle drei gemeinsam einstimmig entschieden, dass Niko unser Trainer wird. Dementsprechend haben wir uns jetzt mit ihm darauf verständigt, dass er ab dem 1.7. hier Trainer wird. Wir sind sehr glücklich darüber, weil wir vollstes Vertrauen in seine Arbeit haben.
Frage: Die letzten Wochen der Saison gehören Jupp Heynckes. Sie haben jetzt drei wichtige K.o.-Spiele vor sich ...
Hoeneß: Endlich kommen wir zu den wichtigen Dingen des Lebens.
FC Bayern bietet gegen Gladbach "Unterhaltung vom Allerfeinsten"
Frage: Wie sehen Sie der entscheidenden Saisonphase entgegen? Was sagt so ein 5:1?
Hoeneß: Wir beide haben dem Trainer und der Mannschaft zu ihrem großartigen Auftritt gratuliert. Bis auf die ersten zehn Minuten war das Unterhaltung vom Allerfeinsten, wie man sie eigentlich nur genießen kann. Für uns ist es natürlich besonders schön, dass wir in der Bundesliga noch ein paar Spiele ohne nervliche Belastung haben, denn die Nervenbelastung kommt ab Dienstag.
Frage: Wie schätzen Sie die Partie am Dienstag gegen Bayer Leverkusen ein?
Rummenigge: Leverkusen scheint gut drauf zu sein. Sie haben letzten Montag 4:1 in Leipzig gewonnen und heute gegen Eintracht Frankfurt wieder 4:1 gewonnen. Das wird ein interessantes Spiel. Klar, das ist kein einfacher Gegner. Wir werden gut und konzentriert spielen müssen, um das zu erreichen, was wir erreichen wollen, nämlich nach Berlin zu fahren.
Frage: Und Real?
Rummenigge: ... kommt danach. (lacht)
Hoeneß: Wir haben gesagt, wenn man ins Finale will, muss man sich mit den Besten messen und Real ist das Beste, was es in Europa gibt. Sie haben in den letzten beiden Jahren die Champions League gewonnen. Das wird eine schwierige Aufgabe, aber ...
Rummenigge: ... wir sind auch nicht so schlecht drauf.
Frage: Jupp Heynckes hat gesagt, bei Ronaldo müsse man hoffen, dass er mal nicht so einen guten Tag hat.
Hoeneß: Klar, sie haben Ronaldo, aber sie haben 15 klasse Spieler und da muss man auf jeden aufpassen.
Rummenigge wünscht Jupp Heynckes Wiederholung des Triples
Frage: Die Mannschaft scheint für die entscheidende Phase gewappnet zu sein.
Rummenigge: Das stimmt, das hat man heute Abend wieder gesehen. Das ist seit Wochen und Monaten so. Wir haben einen tollen Kader in diesem Jahr und wir haben mit Jupp Heynckes einen Mann, der das ganze Mosaik perfekt zusammengeführt hat. Und jetzt gibt es diese tollen Spiele. Ich freue mich darauf. Jetzt geht es um die Wurst in den letzten Wochen, die wir noch gemeinsam mit Jupp Heynckes haben. Ich wünsche ihm idealerweise, dass er wiederholt, was ihm 2013 schon einmal gelungen ist. Denn es ist vor ihm noch gar niemandem gelungen, das Triple zu wiederholen. Das wäre natürlich eine ganz tolle Angelegenheit. Aber das wird schwierig, da machen wir uns nichts vor. Wir wissen, dass mit Leverkusen und Real Madrid zwei Mannschaften auf uns warten, die uns alles abverlangen.
Frage: Jupp Heynckes hat gesagt, dass ein Traumfinale für ihn wäre, wenn es wie 2013 gegen Jürgen Klopp ginge. Wäre das auch etwas, was Sie sich wünschen würden?
Rummenigge: Wenn wir ins Finale kommen, ist uns relativ egal, gegen wen. Hauptsache, wir sind drin.
Hoeneß: Ich sehe das auch so. Wir haben da keine Sonderwünsche. Es ist der Traum eines jeden Profis, in ein Champions-League-Finale zu kommen und dann ist es einem völlig wurscht, gegen wen es geht.
Frage: Haben Arjen Robben und Franck Ribery das Vertragsangebot schon angenommen?
Rummenigge: Nein, wir haben am Donnerstag - das war ein arbeitsreicher Tag - mit den beiden gesprochen. Wir haben ihnen ein Angebot gemacht. Sie werden das jetzt mit ihren Beratern besprechen und dann werden sie uns Bescheid geben. Wir haben da keinen Stress.
Hoeneß erklärt das Treffen mit Niko Kovac bei Fahrer-Geburtstag
Frage: Haben Sie selbst mit Niko Kovac gesprochen oder hat das Hasan Salihamidzic erledigt?
Hoeneß: Alle Vertragsgespräche hat Hasan alleine geführt. Aber wie es der Zufall so will: Vor drei Wochen hatte mein Fahrer, Bruno Kovacevic, seinen 60. Geburtstag. Das war bei einem Italiener im Umkreis der Stadt München. Er ist Kroate, die beiden Frankfurter sind Kroaten und an dem Abend waren Robert und Niko Kovac auch eingeladen. Karl-Heinz mit seiner Frau, ich mit meiner Frau. Wir kommen da hin und dann saßen sie an unserem Tisch. Aber vor 60 Leuten hat der FC Bayern noch selten Vertragsgespräche geführt. Außerdem war Herr Sammer mit dabei, Herr Pesic war mit dabei - also ich bitte Sie, das ist nicht die Atmosphäre, in der wir so etwas klarmachen.
Frage: Stand da schon fest, dass Kovac Trainer wird?
Rummenigge: Natürlich nicht.
Frage: Sind Sie denn jetzt mit der Trainerentscheidung vollends zufrieden, nachdem Sie versucht hatten, Heynckes zu überreden und auch andere Namen im Gespräch waren?
Hoeneß: In dem Zusammenhang möchte ich noch etwas klarstellen. Es wurde falsch dargestellt: Wir hatten nie eine verzweifelte Trainersuche. Das war nicht der Fall. Wir beide und Hasan haben sehr, sehr lange versucht, Jupp zu überreden. Als wir in einem endgültigen, finalen Gespräch festgestellt haben, dass er es partout nicht macht, haben wir in der Woche darauf gesagt, dass wir jetzt mit dem Trainer sprechen, der ganz frei ist, nämlich Thomas Tuchel. Und dabei hat er uns mitgeteilt, dass er sich schon entschieden hat. Das war schade, aber das war für uns kein Schock. Er hatte auch kein Vertragsangebot, sondern es war das Angebot eines gemeinsamen Gesprächs mit uns beiden, mit Hasan hatte er sich ja schon einmal getroffen. Dann haben wir uns ein paar Tage darauf intern noch einmal getroffen und darauf festgelegt, dass unser Wunschkandidat jetzt Niko Kovac ist. Und so ist es auch gekommen.
Hoeneß: Auch Champions-League-Sieger können scheitern
Frage: Und das war für Kovac kein Problem?
Hoeneß: Wir haben Herrn Tuchel ja nicht gefragt. Wir haben gefragt, ob wir mal ein Gespräch führen können. Da braucht man nicht so sensibel sein.
Frage: Ist die Entscheidung für Kovac ein gewisses Risiko? Die Trainer, die Sie in den letzten Jahren verpflichtet haben, waren alle Champions-League-Sieger. Jetzt kommt jemand, der noch keinerlei internationale Erfahrung im Vereinsfußball hat.
Hoeneß: Sie haben ja erlebt, dass auch Champions-League-Sieger scheitern können und deswegen haben wir es jetzt einmal anders gemacht. Wir haben einen genommen, der nichts gewonnen hat. Vielleicht macht er genau das Gegenteil.
Die Stationen der Trainer-Karriere von Niko Kovac
Amtsantritt | Amtsaustritt | Verein | Funktion |
01.07.2018 | 30.06.2021 | FC Bayern München | Trainer |
08.03.2016 | 30.06.2018 | Eintracht Frankfurt | Trainer |
16.10.2013 | 09.09.2015 | Kroatien | Trainer |
21.01.2013 | 16.10.2013 | Kroatien (U21) | Trainer |
08.04.2011 | 24.06.2012 | RB Salzburg | Co-Trainer |
17.06.2009 | 08.04.2011 | RB Juniors | Trainer |