FC Bayern München: Schiedsrichter-Betreuer Adi Weber im Interview über 51 Jahre beim FCB

Jochen TittmarJochen Rabe
27. August 201812:32
Adi Weber arbeitet seit 51 Jahren als Schiedsrichterbetreuer beim FC Bayern.imago
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Adi Weber ist ein Urgestein beim FC Bayern München, doch der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Weber arbeitet seit stolzen 55 Jahren als Schiedsrichter-Betreuer, 51 davon beim FCB. Der 81-Jährige spricht im Interview über seinen Wechsel vom TSV 1860 München zu den Roten und einstige Trinkgewohnheiten.

Zudem erzählt Weber, wie seine Arbeit als Schiedsrichter-Betreuer genau aussieht, warum er einmal das Stadion mit einer Polizei-Eskorte verlassen musste und wie es beim Weißbier-Frühstück mit dem legendären Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder zuging.

SPOX: Herr Weber, Sie sind seit 1963 sogenannter Schiedsrichter-Betreuer. Angefangen haben Sie beim TSV 1860 München, 1967 ging es zum FC Bayern. Was haben Sie zu dieser Zeit hauptberuflich gemacht?

Adi Weber: Zuallererst muss ich sagen, dass wir früher in einer ganz anderen Zeit gelebt haben, die man sich heutzutage schlichtweg nicht mehr vorstellen kann. Ich habe Kaufmann gelernt und ging in die Getränkebranche. Anfangs war ich bei den alkoholfreien Getränken und habe zum Beispiel für Coca-Cola gearbeitet. Ich kann stolz behaupten, dass ich es war, der den Almdudler aus Wien nach München gebracht hat.

SPOX: Und das ebnete Ihnen den Weg zu 1860?

Weber: Letztlich schon. Der Anstoß kam vom damaligen Geschäftsführer Maierbeck. Er wusste, dass ich durch meinen Beruf in vielen Restaurants tätig war und kam auf mich zu. Ich musste erst etwas überlegen, denn mir war ja gleich klar, dass diese Aufgabe viel Zeit verschlingen würde. Es war ja nie damit getan, nur mal schnell einen Abend mit den Schiedsrichtern zu verbringen. Es geht mit der Abholung los und von Freitag bis Sonntag hat man dann volles Programm. Ich habe aber dennoch zugesagt.

SPOX: Wie sah dann Ihre Woche genau aus?

Weber: Ich war als Verkaufsleiter für fünf Kollegen verantwortlich, mit denen ich die Restaurants in München betreut habe. Ich war von Montag bis Freitag immer auf Terminen, manchmal bis tief in die Nacht. Wenn samstags das Heimspiel stattfand, habe ich freitags die Schiedsrichter abgeholt. Ich war also auch das ganze Wochenende unterwegs.

Die SPOX-Redakteure Jochen Tittmar und Jochen Rabe trafen sich mit Adi Weber an der Säbener Straße in München.spox

SPOX: Wie sind Sie vier Jahre später zum FC Bayern gekommen?

Weber: Durch Bayerns Geschäftsführer Walter Fembeck. Ihn kannte ich schon, als ich noch bei 1860 war. Vor einem Heimspiel der Bayern rief er mich an und sagte: 'Adi, kannst du am Samstag nach dem Spiel noch ein bisschen mit uns und dem Schiedsrichter weggehen?' Mein Vorgänger beim FCB wurde etwas später dann wegen unreiner Gangart fristlos beurlaubt. Fembeck rief mich wieder an und meinte, ich müsse unbedingt kommen, er brauche mich dringend. Als ich fragte, worum es geht, sagte er, er wolle darüber nicht am Telefon sprechen.

SPOX: Das klingt konspirativ.

Weber: War es auch ein bisschen. (lacht) Wir haben uns also an der Säbener Straße getroffen und saßen beim Kaffee zusammen. Er hat mir einen Wechsel schmackhaft gemacht. Ich habe aber gezögert und gesagt, dass das schon eher schwierig ist. Ich hatte eben viele Freunde, die Sechziger waren und deswegen Bedenken. Er meinte nur: 'Die können ja deine Freunde bleiben.' Ich habe dann unter Vorbehalt zugesagt, mir aber etwas Bedenkzeit erbeten.

SPOX: Davon soll der damalige Bayern-Manager Robert Schwan nicht gerade begeistert gewesen sein.

Weber: Schwan war eine richtige Erscheinung. Er ist regelrecht aufbrausend geworden: Bedenkzeit beim FC Bayern? Das konnte und wollte er nicht verstehen. Er meinte: 'Das ist ganz einfach: Am Wochenende spielen wir beim HSV, in zwei Wochen ist das nächste Heimspiel und dann übernimmt Adi Weber die Schiedsrichter. Machen Sie es gut.' Und dann zog er von dannen.

SPOX: Und Sie konnten nicht mehr Nein sagen?

Weber: Ich habe meinen damals besten Freund Fritz Schuster angerufen, der der langjährigste Stadtrat der SPD war. Er sagte, es gebe nur einen Weg: 'Geh zu den Roten. Du weißt, ich bin ein echter Blauer, aber du wirst es nie bereuen, wenn du zu den Roten gehst.'

SPOX: Sie haben zu dieser Zeit dann auch bei Löwenbräu gearbeitet. Die Brauerei pflegte über 40 Jahre eine enge Partnerschaft mit dem FC Bayern. Wie kam das?

Weber: Irgendwann konnte man in der alkoholfreien Getränkebranche nicht mehr wachsen. Deswegen bin ich sozusagen zu den alkoholischen Produkten gewechselt. Ich hatte über einen Freund zunächst ein Angebot von Cinzano, aber dann hat es mit meiner Bewerbung bei Löwenbräu geklappt. Ich war Verkaufsleiter und die ganze Woche unterwegs. Für Löwenbräu mache ich auch heute noch die Wiesn-Betreuung in der Vorstandsbox, dieses Jahr wird es mein 50. Oktoberfest.

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SPOX: Wie haben Sie denn den Beruf und die Arbeit als Schiedsrichter-Betreuer zeitlich unter einen Hut bekommen?

Weber: Meine Woche war natürlich sehr zeitintensiv. Als später die Europapokal-Reisen dazukamen, hatte ich glücklicherweise einen fachlich wie menschlich tollen Vorstand. Er sagte immer: 'Herr Weber, machen Sie sich keinen Kopf. Sie fliegen mit den Bayern weg und sind in drei Tagen wieder da. Da brauchen Sie keinen Urlaub nehmen.'

SPOX: Das schien ein Bayern-Fan gewesen zu sein.

Weber: Genau, sonst wäre das sicher nicht so unkompliziert gewesen.

SPOX: War Ihr Wechsel von blau zu rot eigentlich ein Thema in der Presse?

Weber: Ja. Der Chef der tz hatte damals große Macht und mich richtig auf dem Kieker. Es gab eine Meldung in der Zeitung, dass der Schiedsrichter-Betreuer der Blauen zu den Roten gegangen ist. Selbst noch nach 30 Jahren gab es Leute, die gesagt haben: 'Da kommt der Rote, der Abtrünnige.'

SPOX: Wie groß ist der Unterschied zwischen der Betreuung der Schiedsrichter heutzutage und vor 40 Jahren?

Weber: Heute reisen die Schiedsrichter an, man geht etwas essen, am nächsten Tag ist das Spiel und dann geht es wieder nach Hause. Da ist für eine längere Freizeitgestaltung kaum Zeit. Früher waren die Schiedsrichter viel freier. Ich habe mit ihnen Stadtrundfahrten gemacht, wir sind gemeinsam durch den Englischen Garten marschiert, waren im Schloss Nymphenburg, sind in der Nähe des Schliersee auf die Berge gefahren und haben auf einer Hütte einen Schweinebraten gegessen und ein Bier getrunken. Es war sehr abwechslungsreich.

SPOX: Was hat denn ein Schiedsrichter damals bei einem Einsatz verdient?

Weber: 17 Mark pro Tag, also 51 Mark pro Wochenende. Das ging ganz lange so, bis sich der damalige Obmann Manfred Amerell gemeinsam mit DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder sehr für die Schiedsrichter eingesetzt hat. Unter Amerell ist später noch viel Unschönes passiert, aber die Schiedsrichter haben ihm viel zu verdanken. Mittlerweile ist die Bezahlung sehr gut. Viele arbeiten nebenher gar nicht mehr, denn gerade wenn man FIFA-Schiedsrichter ist, muss man viel reisen und ständig auf Lehrgänge gehen.

SPOX: Was haben Sie damals für Ihre Tätigkeit bekommen?

Weber: Gar nichts, das war immer ehrenamtlich. Ich habe meine Abrechnungen gemacht und eingereicht. Wenn wir essen gingen und danach noch einen Absacker nahmen, dann habe ich das ganz normal über den Verein abgerechnet. Es gab da auch nie Probleme, das lief immer sauber. Das ist einfach besonders. Ich arbeite jetzt seit 51 Jahren bei Bayern und auch die Schiedsrichter sagen immer zu mir: 'Adi, so etwas gibt es nur bei den Bayern.'

SPOX: Wie lief denn bei Länderspielen oder Champions-League-Partien die Kommunikation ab, wenn Sie sich um internationale Schiedsrichterteams kümmern mussten?

Weber: Ich hatte immer Dolmetscher. Die hat später der ehemalige Geschäftsführer und Finanzvorstand Karl Hopfner organisiert, aber ich habe auch eigene Kontakte spielen lassen. Wir hatten bei Löwenbräu eine große Exportabteilung, so dass ich häufiger mal zum Abteilungsleiter gegangen bin und er mir einen Mitarbeiter empfohlen hat, der beispielsweise gut italienisch konnte. Heutzutage läuft alles auf Englisch. Ein Schiedsrichter, der kein Englisch kann, würde international gar keinen Einsatz mehr bekommen.

SPOX: Und wie funktionierte es dann mit den Übersetzern, hat das immer gut geklappt?

Weber: Fantastisch, es gab wunderbare Situationen. Einmal waren wir im Bogenhauser Hof mit zehn Personen. Das Schiedsrichterteam kam aus Russland, der Schiedsrichterbeobachter aus Italien. Die Übersetzerin hat simultan Russisch, Italienisch und Deutsch am Fließband übersetzt. Das lief hervorragend, wir haben viel gelacht. Diese Übersetzerin kam damals mit dem Zug aus Florenz und hat die gesamte Fahrt über Fußballvokabeln gepaukt, weil sie zuvor noch nie mit Sportlern zu tun gehabt hatte.

SPOX: Traf man zu dieser Zeit auch auf Schiedsrichter, die aus ärmeren Ländern kamen und denen das ganze Prozedere unbekannt war?

Weber: Natürlich. Manche hatten Löcher in der Kleidung und lange Listen an Medikamenten dabei, die sie in der internationalen Apotheke in München besorgen wollten, weil sie die in der Heimat nicht bekamen. Manchmal ist man gerade mit diesen Kollegen am Tag vor einem internationalen Spiel auch noch auf die Wiesn gegangen.

SPOX: Erzählen Sie doch einmal von den legendären Nächten, da müssen sich ja einige zugetragen haben.

Weber: Auf jeden Fall. Der Wiesn-Besuch war gang und gäbe, auch in der Bundesliga. Ich hatte dort dank Löwenbräu eine wunderbare Vorstandsbox, sehr gepflegt und mit eigener Toilette. Früher war es einfach normal, dass die Schiedsrichter am Freitagabend noch zwei, drei Maß getrunken haben. Wie erwähnt, es war einfach eine ganz andere Zeit. Wenn man heute zu viert eine Flasche Wein zum Abendessen trinkt, ist das viel.

SPOX: Sprich auch die Lokale und Restaurants, in die Sie mit den Schiedsrichtern gehen, haben sich im Laufe der Jahre verändert?

Weber: Klar. Früher sind wir fast nur bayrisch essen gegangen: eine Schweinshaxe, Knödel dazu, ein schönes Bier, noch ein Bier und dann braucht man noch ein paar Kurze für die Verdauung. So lief das damals ab. Als die Mauer fiel und Schiedsrichter aus der ehemaligen DDR nach München kamen, gab es auch welche, die mittags vor dem Spiel noch einen Schweinsbraten gegessen und ein Bier dazu getrunken haben. Heute sind das richtig austrainierte Sportler, die viel Wert auf die Ernährung legen. Kein Vergleich mehr zu früher.

SPOX: Wann erfahren Sie denn, mit wem Sie es beim nächsten Spiel zu tun haben?

Weber: Die offizielle Mitteilung über die Ansetzungen wird donnerstags um 17 Uhr veröffentlicht. Ich weiß es meist etwas früher. Es gibt auch Schiedsrichter, die mich am Wochenanfang schon anrufen und sagen, ich solle schon mal einen Tisch reservieren. Markus Merk ist beispielsweise immer gerne bayrisch Essen gegangen und hat das Franziskaner geliebt. Er sagte dann immer: 'Adi, wir brauchen gar nicht zu diskutieren, wir gehen ins Franziskaner.' Die meisten kommen spätestens am Freitag gegen 19 Uhr an, damit es sich noch lohnt, gemeinsam etwas essen zu gehen. Ich hole sie dann vom Hauptbahnhof oder Flughafen ab, wir fahren zum Hotel und checken ein. Danach geht's zum Essen.

SPOX: Und wann enden die Abende in der Regel?

Weber: Meist zwischen 22 und 23 Uhr. Dann bringe ich die Schiedsrichter zurück ins Hotel und hole sie am nächsten Tag um 13 Uhr wieder ab. Zwei Stunden vor dem Spiel müssen sie im Stadion sein. Sobald wir angekommen sind, kümmere ich mich in der Kabine um alles, was für die Schiedsrichter dazugehört: von der Auswechseltafel über Handtücher bis zu Getränken, Obst und kleinen Brötchen. Die schmiert allerdings der Caterer. Sollte es dann noch offene Fragen gebe, stehe ich natürlich jederzeit zur Verfügung.

SPOX: Müssen Sie vor dem Spiel die Kabine zu einem bestimmten Zeitpunkt verlassen haben?

Weber: Ich bin anfangs noch dabei und stehe zur Verfügung. Wenn die Schiedsrichter auf den Platz gehen und sich warmlaufen, warte ich in der Kabine und schaue im TV meist noch die 2. Liga an. Erst in der unmittelbaren Phase vor dem Spiel, wenn sie sich voll konzentrieren müssen, lasse ich die Schiedsrichter alleine. Es gibt Schiedsrichter, die sind da im Tunnel und überhaupt nicht mehr ansprechbar. Es gibt aber auch welche, die sehr ruhig sind und in sich gehen, andere sind locker und machen Witze. Da kommt es auf die Persönlichkeit und Erfahrung an.

SPOX: Inwiefern leiden Sie denn auch mit, wenn es zu klaren Fehlentscheidungen kam?

Weber: Ich schmiere das den Schiedsrichtern nicht aufs Brot. Es gab schon immer Fehlentscheidungen und es wird sie auch immer geben, Videobeweis hin oder her. Wenn mich ein Schiedsrichter nach meiner Meinung fragt, sage ich ihm, wie ich es gesehen habe. Meine Sicht ist aber auch viel schlechter. Ich sitze auf Höhe der Mittellinie neben Stadionsprecher Stephan Lehmann und das ist mit der Übersicht der Schiedsrichter nicht zu vergleichen. Ich gebe aber zu, dass ich tendenziell eher auf der Seite der Schiedsrichter bin und sie verteidige.

SPOX: Gab es auch Fälle, in denen sich Schiedsrichter und Beobachter nach dem Spiel in die Haare bekommen haben?

Weber: Natürlich, viele sogar. Da sagt der Beobachter, dass ein Mist gepfiffen wurde und der Schiedsrichter antwortet, er würde jederzeit wieder so pfeifen. Da entstanden teilweise schon auch unerfreuliche Diskussionen. Einmal hat ein Schiedsrichter sogar den Präsidenten des Gastvereins aus der Kabine geschmissen. Und er hatte im Grunde Recht, denn wenn ein Verantwortlicher eines Gastvereins ohne anzuklopfen einfach in die Kabine platzt, dann ist es das gute Recht des Schiedsrichters, ihm die Türe zu zeigen. So etwas kommt heute aber längst nicht mehr vor.

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SPOX: Gibt es nach Spielen auch Situationen, an denen ein geplantes Samstagabendprogramm wegen einer schwachen Leistung abgesagt wird?

Weber: Das passiert gerade in den Zeiten, in denen wir jetzt leben, leider häufiger. Früher waren die Schiedsrichter deutlich unbekannter als heute. Wenn es Differenzen gab oder die Leistung schlecht war, wollen sie manchmal schon lieber im Hotel bleiben.

SPOX: Gab es auch Schiedsrichter, mit denen Sie nicht wirklich konnten?

Weber: Eigentlich nie, auch wenn es spezielle Fälle gab. Walter Eschweiler war zum Beispiel eine besondere Marke. Ich brauchte zweimal Polizei für die Abreise nach dem Spiel, als er gepfiffen hatte. Da standen dann 300, 400 Fans vor dem Stadion und haben auf ihn gewartet. Die Situation war nicht mehr sicher, so dass ich die Polizei rufen musste und wir aus dem Stadion geleitet wurden. Mit 1860 kam es im Grünwalder Stadion aber einmal zu einer noch schlimmeren Situation: Es gab große Probleme mit dem Schiedsrichter und dann haben sie uns einfach das Licht ausgemacht. Wir saßen dann im Dunkeln in der Kabine.

SPOX: Und dann?

Weber: Ich sprach den Platzwart an, doch der meinte nur, dass es jetzt eben kein Licht mehr geben würde. Anschließend kam heraus, dass das vom Verein gesteuert worden war. Da hieß es, der Schiedsrichter habe so einen Mist gepfiffen, dann braucht er jetzt auch kein Licht mehr. Letztlich mussten wir gemeinsam über den stockdunklen Platz marschieren.

SPOX: Welche Erfahrungen haben Sie denn mit dem legendären Wolf-Dieter Ahlenfelder gemacht, der 1975 im angetrunkenen Zustand beim Spiel zwischen Bremen und Hannover bereits nach 32 Minuten zur Halbzeit pfiff?

Weber: Er war ein schwieriger Typ, der einen fantastischen Assistenten hatte. Der musste ihn immer ein bisschen zügeln. Wolf-Dieter hatte ein kleines Bäuchlein - aber nicht nur vom Essen. Wir waren einmal vor einem Spiel gemeinsam frühstücken. Da sagte er: 'Adi, hör mir auf mit dem Essen. Ich brauche kein Frühstück, bring mir ein Weißbier.' Wir saßen also am Vormittag bei fast 30 Grad da, er hat nichts gegessen und danach noch ein zweites Weißbier getrunken. Er ist dann natürlich etwas angeschlagen ins Stadion gegangen. Trotz dieser Anekdoten war er damals ein sehr guter Schiedsrichter.

SPOX: Herr Weber, wenn Sie auf Ihre 51 Jahre lange Tätigkeit beim FC Bayern zurückblicken, welches war die schlimmste Niederlage, die Sie erlebt haben?

Weber: Das verlorene Champions-League-Finale 1999 in Barcelona gegen Manchester United. Wir waren schon am Aufstehen und plötzlich fallen diese beiden Tore. Das werde ich leider nie vergessen.

SPOX: Wie fällt grundsätzlich Ihr Fazit zur Leidenschaft Schiedsrichter-Betreuer aus?

Weber: Ich bin bald 60 Jahre verheiratet und vor allem sehr dankbar, dass ich eine Frau habe, die all dies mitgemacht hat. Es gab nie Diskussionen darüber, dass ich aufhören solle. Meine zwei Söhne und meine Frau wussten immer, dass ich das einfach zu gerne mache.

SPOX: Sie werden nun kürzertreten, zumindest in der Bundesliga. Wieso gab es vergangene Saison am letzten Spieltag gegen den VfB Stuttgart keine offizielle Verabschiedung von Ihnen?

Weber: Weil ich ja eben noch nicht ganz weg bin, sondern weiterhin die Champions-League-Spiele betreue. Ich habe mit Karl-Heinz Rummenigge abgesprochen, dass ich auch in der Bundesliga immer gerne zur Verfügung stehe, wenn mein Nachfolger einmal krank sein oder aus anderen Gründen ausfallen sollte.

SPOX: Sie würden sich doch aber nicht gegen eine Verabschiedung wehren?

Weber: Nein, das nicht, aber was soll das auch? Dann bekomme ich halt einen Blumenstrauß, Stadionsprecher Stephan Lehmann sagt fünf Sätze und das war's. (lacht)