Kommentar zur FC-Bayern-Pressekonferenz: Die Doppelmoral von Hoeneß und Rummenigge

Von Dennis Melzer
Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Uli Hoeneß haben ausgeteilt.
© getty

Das FCB-Führungsdreigestirn aus Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Hasan Salihamidzic hatte am Freitagmittag überraschend zu einer außerplanmäßigen Pressekonferenz an der Säbener Straße geladen. Was folgte, war eine skurrile Abrechnung. Insbesondere die Medien inklusive einiger namentlich genannter Journalisten wurden scharf attackiert.

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"Unverschämt" und "widerlich" sei der Umgang der Presse mit verdienten Spielern der Münchner. Rummenigge bemühte sogar Artikel 1 des Grundgesetzes - die Würde des Menschen ist unantastbar -, um seinen Wunsch nach mehr Respekt für seine Schützlinge zu unterstreichen.

Blöd nur, dass ausgerechnet Hoeneß zunächst Rummenigge bei dessen Rundumschlag "zu hundert Prozent" beipflichtete, um dann genau dasselbe mit Juan Bernat zu tun. "Als wir in Sevilla gespielt haben, war er alleine dafür verantwortlich, dass wir fast ausgeschieden sind. An diesem Tag haben wir beschlossen, dass wir ihn abgeben, weil er uns fast die ganze Champions League gekostet hätte", lautete die vernichtende Kritik des Präsidenten in Richtung des an PSG verkauften Linksverteidigers.

Hoeneß' verbale Entgleisungen

Abgesehen von diesen Worten hat Hoeneß allein in den vergangenen drei Monaten zweimal mit verbalen Entgleisungen für Aufregung gesorgt. Zum einen unterstellte er Mesut Özil, "seit Jahren einen Dreck" zu spielen, zum anderen bezeichnete er das Foul von Karim Bellarabi an Rafinha als "geisteskrank".

Auch wenn Hoeneß nun das Wort "Dreck" durch "Mist" ersetzte und gestand, er hätte das Wort "geisteskrank" in diesem Zusammenhang nicht sagen sollen, ändert es wenig an dem verstörenden Eindruck dieses denkwürdigen Auftritts.

Über Stilfragen kann man sicherlich ebenso streiten wie über manche überspitzte Kritik am deutschen Rekordmeister. Die Pauschalverurteilung aller Medien ist jedoch weder gerechtfertigt noch zutreffend.

Und die Dünnhäutigkeit im Umgang mit der ebenfalls im Grundgesetz geschützten Meinungsfreiheit (Artikel 5) ist mindestens unsouverän.

Einerseits mehr Respekt für Trainer und Spieler einzufordern und andererseits selbst zum wiederholten Male Einzelpersonen öffentlich derart scharf zu kritisieren, ist aber vor allem ein eklatantes Beispiel von Doppelmoral bei den Bayern-Bossen.

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