"Danke Trainer ... Wir sehen uns im Oktober!" Das schrieb Thomas Müller im Mai auf die Dankeskarte an Meistercoach Jupp Heynckes.
Nun ist es immerhin November geworden, aber was Müller damals scherzhaft meinte, nämlich dass der FCB im Spätjahr schon wieder einen neuen Trainer benötigt, dürfte bald Realität werden: Sehr viel spricht nach dem letzten Wochenende dafür.
Und wenn es nach Uli Hoeneß ginge, dann wäre Heynckes sicher die erste Wahl - nur wird sich der 73-Jährige diesmal nicht wieder von seinem heimischen Bauernhof zurück nach München locken lassen.
Die Tatsache, dass man sich beim Rekordmeister nur wenige Monate nach dem endgültigen Abschied schon wieder nach Heynckes sehnt, spricht Bände über die Rat- und Planlosigkeit in der Führungsetage.
Bayern-Kommentar: Wenig spricht für Stimmungswechsel
Niko Kovac ist nach den Aussagen von Hoeneß nach dem blamablen 3:3 gegen Aufsteiger Düsseldorf nur noch ein Trainer auf Abruf. Und das, obwohl derzeit keine wirklich überzeugenden Nachfolgekandidaten auf dem Markt sind.
Dem Kroaten kann wohl nur eine Siegesserie bis zur Winterpause aus der Patsche helfen, doch für einen echten Stimmungswechsel spricht wenig bis nichts. Weil die Mannschaft Kovac in den letzten Wochen auf dem Platz im Stich gelassen und sich in der Kabine laut übereinstimmenden Medienberichten deutlich gegen ihren Übungsleiter ausgesprochen hat.
Dabei ist die fast ausschließlich mit hochbezahlten Topstars besetzte Mannschaft hauptverantwortlich für die Negativserie. Hoeneß bezeichnete die aktuellen Auftritte unter anderem als hanebüchen, dilettantisch uninspiriert, inakzeptabel und verunsichert - dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Bayern: Trainerwechsel löst bei Weitem nicht alle Probleme
Außer die Frage, wer am Ende des Tages dafür verantwortlich ist. Kovac liefert mit seiner fehlenden Spielphilosophie, den stetig wiederkehrenden taktischen und individuellen Fehlern und den dadurch bedingten fehlenden Resultaten sowie der offensichtlichen Distanz zum Team reichlich Argumente für eine Trennung.
Aber mit einem reflexhaften Trainerwechsel ist ansonsten keins der Probleme gelöst: Eine in die die Jahre gekommene Mannschaft ohne echte Führung, ein nach außen überfordert wirkender Sportdirektor und eine überalterte Führung, die auch in der Vereinsspitze den dringend benötigten Umbruch verpasst hat.
Dem deutschen Fußball und speziell der Bundesliga tut die ungewohnte Schwäche des großen Dominators der vergangenen Jahre gut. Selbst dem FC Bayern könnte ein Jahr ohne Titel gut tun, wenn er diese Phase für die nötige Neuaufstellung nutzen würde.
(Fast) alles steht beim FC Bayern auf dem Prüfstand
Da man sich diese Zeit aber nicht gibt, weil alles andere als Platz eins in der eigenen Wahrnehmung einer mittleren Katastrophe gleichkommt, lassen sich die Probleme wohl nur mit radikalen Maßnahmen beheben - und zwar in allen Bereichen, von der Mannschaft über die sportliche Leitung bis hin zu den Bossen.
So lange aber die Meinung vorherrscht, der Bayern-Aufsichtsrat sei "mit das Beste, was es im Fußball oder möglicherweise in der gesamten Welt gibt" (Karl-Heinz Rummenigge) und der Vorstandsvorsitzende könne "auch ein Dax-Unternehmen führen" (Edmund Stoiber über Rummenigge), so lange wird allein ein Wechsel auf der Trainerposition (zu) wenig bewirken.