"Diese Kombination - soziales Verhalten, Menschen zu mögen, Hochleistungssport betrieben zu haben und wirtschaftliche Zusammenhänge zusammenfügen zu können - ist das Anforderungsprofil für so einen Job."
In der vergangenen Woche wurde von der Sport Bild vor allem Ex-Bayern-Torwart Oliver Kahn als möglicher Hoeneß-Nachfolger ins Spiel gebracht. Geht es nach Hoeneß, ist vor allem eines wichtig: "Ich glaube - und da sind wir uns auch im Aufsichtsrat ziemlich einig, wir haben gerade am Montag lange darüber diskutiert - der erste Mann oder die ersten Leute müssten schon möglichst aus dem Fußball kommen."
Grund sei die Erwartungshaltung der Spieler und Trainer, "auf Augenhöhe" mit den Verantwortlichen über den Sport diskutieren zu können. "Wenn ich dann zu Franck Ribery sage: 'Heute hast du wieder einen schönen Mist gespielt', und ich habe früher beim TSV Aurich gespielt, dann würde er sagen: 'Also, können wir uns bitte über das Machen von Erdbeer-Marmelade unterhalten, aber bitteschön nicht über Fußball.' Das ist ein wichtiger Faktor."
Bayern-Präsident Hoeneß nennt Rücktrittszeitplan
Wie lange er noch in seiner Funktion als Vereinspräsident beim FC Bayern weitermachen will, könne "man nicht so ganz genau sagen", erklärte Hoeneß: "Ich meine, ich bin jetzt 66, bin noch ein Jahr gewählt." Fakt sei es, dass beim FC Bayern eine spezielle Situation vorherrsche. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und er selber seien "natürlich schon sehr wichtig für den Verein". Es sei die Aufgabe, "die nächsten ein, zwei, drei Jahre eine Nachfolge-Regelung zu finden, die den Verein in ein ruhiges Fahrwasser in die Zukunft bringt."
Die Suche und Installation geeigneter Nachfolger für seinen und den Posten von Rummenigge halte er für "die wichtigste Aufgabe" der nächsten Jahre. "Ewig am Stuhl zu kleben", sei für den 66-Jährigen keine Option: "Irgendwann ist Ende. Je eher, desto besser."
Hoeneß über die "Abteilung Attacke"
Dass Hoeneß auch verbal manchmal über die Stränge schlägt, ist dem Präsidenten selbst klar. Es komme schon vor, gibt er zu, aber eben deutlich seltener als früher: "Es ist auch heute sehr viel schwieriger geworden. Weil früher, da war das eine Geschichte, da hat man einen rausgehauen. Dann ist das zwei Tage diskutiert worden. Und dann war es das auch."
Durch das Internet verbreiteten sich Nachrichten heute viel schneller. "Heute, wenn du mittags um zwei was erzählst, dann ist es in zehn Sekunden in Alaska. Und diese Resonanz und all das führt natürlich dazu, dass es so gewaltig wird. Wie so ein Vulkan. Und das ist für meine Art, den Job zu machen, schwieriger geworden." Durch die Verbreitung von Informationen in "affenartiger Geschwindigkeit" bekämen Dinge so "eine Wertigkeit, die sie eigentlich gar nicht haben dürften."
Grundsätzlich will sich Hoeneß aber nicht von seiner Art und Weise abbringen lassen. Das beinhalte auch, ab und an mal einen deutlicheren Ton anzuschlagen: "Wenn der Gaul mit mir durchgeht, wenn ich dann sage, 'Mensch, der hat einen Scheißdreck gespielt', dann finde ich das nicht so schlimm. Aber wenn man das dann liest, 'der ist ja Präsident. Der darf ja so etwas nicht sagen', dann kommen die Moralapostel und heben den Arm. Ich persönlich bin der Meinung, normalerweise sollte man schon so, wie wenn man beim Stammtisch einen raushaut, auch sein. Aber das kannst du dir eigentlich fast nicht mehr erlauben."