FC Bayern München: Die acht Erkenntnisse der Hinrunde 2018/19

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Vize-Herbstmeister, sechs Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund: Der FC Bayern hat statistisch betrachtet die schwächste Bundesliga-Hinrunde seit der Saison 2010/11 hinter sich. Trotzdem gehen die Münchner nach fünf Siegen in Serie mit dem 3:0 bei Eintracht Frankfurt als Höhepunkt gestärkt in die Winterpause. SPOX nennt die wichtigsten sportlichen Erkenntnisse der ersten Halbserie.

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1. Die Mannschaft hält zu Kovac

Im Spätherbst wackelte Niko Kovac noch bedenklich. Nicht nur die blutleeren Vorträge auf dem Rasen, sondern auch ständig nach Außen dringende Interna warfen Zweifel an dem Verhältnis zwischen der Mannschaft und dem Trainer auf. Das 3:3 im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf am 22. November bildete den negativen Höhepunkt der Bayern-Krise. Nicht einmal Präsident Uli Hoeneß verteidigte Kovac in dieser Phase. Man werde "alles und jeden" hinterfragen, drohte der 66-Jährige in der Hoffnung, eine positive Reaktion zu provozieren.

Diese Reaktion kam. Das Team rückte nach mehreren klärenden Gesprächen zusammen, stellte sich öffentlich vor Kovac und legte auch auf dem Platz eine Schippe drauf. Das Resultat: sechs Siege und ein Unentschieden aus sieben Spielen.

Trotz einiger dankbarer Gegner wie Benfica, Nürnberg oder Hannover haben die Bayern sich selbst, vor allem aber ihrem Vorgesetzten Stabilität verliehen. Einzelschicksale werden mittlerweile hintenangestellt, es zählt das große Ganze. "Niko und die Mannschaft sind wieder eine Einheit", urteilte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem Sieg in Frankfurt.

2. Spielsystem ja, Spielidee naja

So überzeugend die Resultate seit einem Monat sind: Spielerisch hinken die Bayern ihren eigenen Sprüchen noch immer hinterher. Dass Variantenreichtum und Überraschungsmomente anders als beim BVB in München oft ausbleiben, liegt zum einen an Verletzungen kreativer Akteure wie aktuell James Rodriguez oder im November Thiago, zum anderen aber auch am taktischen Credo von Kovac.

Für den 47-Jährigen hat eine geordnete Defensive oberste Priorität. Dafür stellte er zuletzt sogar sein Wunschsystem, das 4-3-3 mit einem Sechser und zwei Box-to-Box-Achtern, um und installierte eine Art 4-2-3-1 mit zwei Sechsern, um seine Viererkette zu stärken. Ein kluger Schachzug, schließlich steht seit vier Spielen die Null.

In großen Spielen, gerade in der Champions League gegen den FC Liverpool am 19. Februar und 13. März, wird aber mehr Fantasie in der Offensive gefragt sein. Im letzten Gruppenspiel bei Ajax Amsterdam (3:3) hatte der Rekordmeister nur 40 Prozent Ballbesitz. "Wir haben es kaum geschafft, über die Mittellinie zu kommen, und das darf uns natürlich nicht passieren. Wir können besser spielen", mahnte Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

3. Bayerns Außenbahnen genügen nicht den höchsten Ansprüchen

Die große Stärke der goldenen Bayern-Generation, die 2013 das Triple holte, war das temporeiche Spiel über die Flügel. Hier, und das hat die Hinrunde in aller Deutlichkeit gezeigt, herrscht mittlerweile dringender Handlungsbedarf. Franck Ribery und Arjen Robben sind, obwohl sie hin und wieder aufblühen, über ihrem Zenit.

Während Robben am Saisonende definitiv in München aufhört, bewirbt sich Ribery aktuell noch mit starken Leistungen für eine Vertragsverlängerung. Der 35-Jährige müsste sich mit einer Rolle als Backup begnügen. Die Bayern-Bosse suchen bereits intensiv nach Verstärkungen, auch weil die potentiellen Nachfolger von "Robbery", Kingsley Coman und Serge Gnabry, zu verletzungsanfällig sind.

Im Winter wird aber wohl kaum ein neuer Außenstürmer zu bekommen sein. Dafür möglicherweise ein neuer Außenverteidiger. Die Chancen stehen gut, dass Lucas Hernandez für 80 Millionen Euro von Atletico Madrid an die Isar wechselt. "Wenn wir etwas zu verkünden haben, werden wir das tun. Alles andere sind Spekulationen, die ich nicht kommentieren möchte", sagte Salihamidzic am Samstag auf Nachfrage von SPOX und Goal zu den Hernandez-Gerüchten.

Mit dem französischen Nationalspieler würden die Bayern gleich zwei Baustellen schließen: Hernandez käme auf der linken Abwehrseite, wo nach Juan Bernats Verkauf an Paris Saint-Germain eine Alternative zu David Alaba fehlt, sowie in der zuletzt nicht immer sattelfesten Innenverteidigung zum Einsatz.

4. Süle ist der neue Abwehrchef

Stichwort Innenverteidigung. Niklas Süle ist unter Kovac vom dritten Glied im Abwehrzentrum hinter Jerome Boateng und Mats Hummels zum neuen Chef der Bayern-Defensive avanciert. Süle bestritt nicht nur deutlich mehr Spielminuten (1824) als Boateng (1530) und Hummels (1199), er hielt die vor allem bei Kontern anfällige Hintermannschaft des FCB mit starkem Stellungsspiel und gut getimten Tacklings zusammen.

Schaut er sich in Sachen Spielaufbau noch etwas von seinen beiden Kollegen ab, spricht nichts dagegen, dass das 23 Jahre alte Kraftpaket in einen paar Jahren zu den besten Innenverteidigern der Welt zählt. Gut möglich, dass er in Zukunft Seite an Seite mit Hernandez spielt. Die mit vielen Verletzungen, aber auch Leistungsschwankungen kämpfenden Boateng und Hummels müssen in der Rückrunde zulegen, wenn sie mehr spielen wollen. Eine der beiden Innenverteidiger-Positionen ist Stand heute definitiv besetzt.

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