FC Bayern München, Schalke 04 und Alexander Nübel: Der Transfer-Wirbel aus drei Perspektiven

Kerry Hau
23. Dezember 201916:41
Alexander Nübel wird ab der kommenden Saison wahrscheinlich das Tor des FC Bayern hüten.imago images
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Alexander Nübel verlässt den FC Schalke 04 zum Saisonende, um übereinstimmenden Medienberichten zufolge beim FC Bayern zu unterschreiben. Für welche der beteiligten Parteien würde der Deal ein Risiko bieten? Und für welche nicht? Eine Analyse aus drei Perspektiven.

Nübel zum FCB? Die Perspektive des FC Bayern

Mit U21-Nationalspieler Nübel würde der FC Bayern eine wichtige Planstelle für die Zeit nach Manuel Neuer besetzen und müsste dafür nicht einmal eine Ablösesumme aufbringen, da Nübels Vertrag auf Schalke im kommenden Sommer ausläuft und nach Angaben der Knappen nicht verlängert wird.

Es wäre in der aktuellen Situation also fast schon töricht, auf Nübel zu verzichten, da auch die Preise für gute Keeper immer weiter ansteigen. Der aktuelle Welttorhüter, Alisson Becker, kostete den FC Liverpool 62,5 Millionen Euro.

Nun ist Nübel zwar noch lange nicht auf dem Niveau von Alisson, hat aber fraglos das Potenzial, das Tor eines Topklubs zu hüten. In Deutschland gibt es aktuell kein verheißungsvolleres Torwarttalent - auch nicht der bereits in München spielende Christian Früchtl.

Nübel bringt neben seiner Größe und Reflexstärke auch eine außergewöhnlich gute Technik mit, weil er als Jugendspieler noch im Feld aktiv war. Eigenschaften, die durchaus an Neuer erinnern. Die Münchner müssten sich im Falle eines Transfers allerdings fragen, wie sie mit dieser neuen Torwart-Konstellation planen.

Bislang ist die Rangfolge klar: An Neuer führt kein Weg vorbei. Sven Ulreich (0 Pflichtspieleinsätze in dieser Saison) findet sich ohne zu murren mit seiner Rolle als Nummer zwei ab, während die jungen Früchtl (19) und Ron-Thorben Hoffmann (20) zwischen Säbener Straße und Campus pendeln.

Der 23 Jahre alte Nübel hingegen käme mit dem Anspruch an die Säbener Straße, Neuer Konkurrenz zu machen und ihn schrittweise abzulösen. Wie der kicker schreibt, habe Hasan Salihamidzic dem Noch-Schalker einen klaren Plan vorgelegt, um ihm genügend Einsätze zu ermöglichen. Möglich wäre etwa eine Arbeitsteilung nach Wettbewerben, wie sie vor ein paar Jahren Iker Casillas und Keylor Navas in Madrid oder Claudio Bravo und Marc-Andre ter Stegen in Barcelona praktizierten.

Nübel zum FCB? Die Perspektive von Schalke 04

Nach Neuer und Leon Goretzka wäre Nübel schon das dritte "Premium-Produkt" in diesem Jahrzehnt, das Gelsenkirchen gegen München eintauscht. Der Groll, den die Königsblauen mittlerweile gegen die Roten hegen, ist daher keineswegs unbegründet, zumal von den genannten Spielern einzig Neuer den Schalkern eine Ablösesumme (30 Millionen Euro) bescherte.

Aus Sicht des S04 ist es aber gut, dass endlich Klarheit in der Personalie Nübel herrscht und der Schlussmann im Sommer so oder so vondannen zieht. Die Spekulationen um ihn hielten monatelang an und waren der Atmosphäre im Umfeld des Vereins nicht zuträglich.

Insgeheim haben sich die Knappen ja auch schon auf einen Abgang eingestellt, anderenfalls hätten sie im Sommer in Alexander Schubert wohl kaum ein junges Torwart-Talent unter Vertrag genommen.

Der 21-Jährige steht aktuell auch zwischen den Pfosten, da Nübel nach seinem Kung-Fu-Tritt gegen Frankfurts Mijat Gacinovic vier Spiele gesperrt wurde. Schubert zeigte in seinen zwei Einsätzen überzeugende Leistungen, was den Schalkern durchaus Hoffnung auf die Zeit ohne Nübel machen darf.

Außerdem besteht im Sommer die Möglichkeit, Ralf Fährmann nach dessen Leihe bei Norwich City zurückzuholen und Schubert zur Seite zu stellen. Allzu düster dürfte es für Königsblau also nicht aussehen, wenn sie ihre derzeitige Nummer eins an den Ligakonkurrenten aus München verlieren.

Denkbar ist auch, dass Schubert Nübel bereits in der Rückrunde schrittweise ablöst und Trainer David Wagner einen neuen Kapitän bestimmt.

Nübel zum FCB? Die Perspektive von Alexander Nübel

Für Nübel würde ein Transfer nach München eine große Chance, aber auch ein großes Risiko darstellen. Er hätte immer noch Neuer, den fünfmaligen Welttorhüter, vor sich.

Der Ex-Schalker mag mit seinen 33 Jahren zwar nicht mehr der Jüngste sein, satt oder bereit zur Ablösung ist er aber gewiss nicht. Gerade in dieser Saison präsentiert sich Neuer wieder auf Spitzenniveau - auch, weil er verletzungsfrei ist. Acht mal spielte der Kapitän in der Hinrunde zu Null, parierte sogar einen Elfmeter.

Dafür möchte der Klub ihn in Form einer Vertragsverlängerung zu besseren Konditionen belohnen. Das neue Arbeitspapier von Neuer soll bis 2023 laufen.

Nübel dürfte es also schwer haben, sich auf Anhieb an der Isar zu behaupten. Ausgerechnet Oliver Kahn, der künftige Vorstandschef der Münchner, warnte ihn vergangenen April noch im Gespräch mit SPOX und DAZN, dass ein Wechsel zu FCB auch einen ganz anderen Druck mit sich bringe. "Ich will nicht von einem Kulturschock sprechen", sagte Kahn, Bayern sei verglichen mit Schalke jedoch "eine ganz andere Welt".

Damit muss Nübel ebenso zurechtkommen wie mit Kritik von den Fans seines Noch-Arbeitgebers. Pfiffe in der Rückrunde dürften nach all dem Hin und Her der vergangenen Monate jedenfalls vorprogrammiert sein.

Alexander Nübel im Steckbrief

geboren30. September 1996
Größe1,93 m
Gewicht86 kg
PositionTorwart
starker Fußrechts
StationenTSV Tudorf Jugend, SC Paderborn, FC Schalke 04
Profispiele/davon ohne Gegentor40/13