Kurz bevor der Flieger des FC Bayern in Richtung Doha abhob, deutete Sportdirektor Hasan Salihamidzic in kleiner Runde bereits an, dass die Verkündung des Transfers von Alexander Nübel kurz bevorsteht - nur kurze Zeit später herrschte Klarheit: Der Schalker Schlussmann wird ab kommender Saison für den deutschen Rekordmeister spielen.
Eine Neuigkeit, die eigentlich keine große mehr war, aber dennoch in Fußball-Deutschland einen mittelschweren Flächenbrand auslöste und Nübel bei seinem Noch-Arbeitgeber die Kapitänsbinde und vielleicht sogar den Status der Nummer eins kostete.
Während auf Schalke bereits Tatsachen im Zuge der Meldung geschaffen wurden, ließ Bayerns aktueller und stets zuverlässiger Ersatzkeeper Sven Ulreich am Sonntagmorgen seine Zukunft offen und machte damit deutlich, dass es auch bei den Bayern intern etwas rumort.
Neuer und Nübel: Droht ein Machtkampf?
Manuel Neuer, unangefochtener Stammtorhüter und bekanntlich enorm ehrgeizig, soll sich mit dem angeblichen Spielzeit-Versprechen an Nübel gar nicht anfreunden können und keinerlei Bereitschaft zeigen, seinen Platz räumen zu wollen - nicht einmal in Testspielen. Von einem drohenden Machtkampf ist medial mittlerweile die Rede. Es besteht sogar die Gefahr, dass Neuer bezüglich seiner Zukunft noch einmal ins Grübeln kommt.
Eigentlich schien der Weg für eine Vertragsverlängerung bis 2023 bereitet, auch Trainer Hansi Flick geht davon aus, dass "Bayern alles dransetzen wird, ihn zu halten", wie er im Rahmen einer Presserunde in Katar verlauten ließ. Immerhin handele es sich bei Neuer um den aktuell "weltbesten Torhüter". Diesen möchte man natürlich ungern verlieren, zumal Neuer sich seit rund einem Jahr wieder in absoluter Top-Form präsentiert und sicherlich imstande ist, noch drei, vier Jahre auf Weltklasse-Niveau mitzumischen.
Vorzeitige Nübel-Verpflichtung risikobehaftet
Dementsprechend risikobehaftet erscheint die vorzeitige Nübel-Verpflichtung. Die Entweder-Oder-Frage, die sich stellen dürfte, ist nun: Setzt man einen verheißungsvollen Neuzugang, der eines Tages die Nachfolge Neuers antreten soll, mindestens drei Jahre lang durchweg auf die Bank und nimmt in Kauf, dass ohne Spielpraxis auch keine Weiterentwicklung stattfindet? Oder verscherzt man es sich womöglich mit einem langjährigen Führungsspieler, indem man ihn seinen Willen, immer spielen zu wollen, beraubt?
Eine nicht zu unterschätzende Zwickmühle, die in letzter Konsequenz sogar dazu führen könnte, dass Neuer, der zuletzt zwar im kicker beteuerte, sich in München und der Region wohlzufühlen und keine Abwanderungsgedanken zu hegen, doch noch einmal einen Tapetenwechsel anstrebt. Einen Wechsel ins Ausland hatte er nämlich im Gespräch mit dem Fachmagazin nicht ausgeschlossen. "Vielleicht packt es mich noch" - vielleicht sogar vor 2023.