Der Nationalspieler hadert vor allem mit der Chancenverwertung und spricht über die taktische Umstellung auf Dreierkette.
Außerdem lobt er die mutigen Ostwestfalen und gibt einen Ausblick auf die anstehende Champions-League-Partie beim FC Chelsea am kommenden Dienstag.
Joshua, sind Sie mit einem blauen Auge davongekommen?
Joshua Kimmich: Ja, am Ende schon. Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit das Spiel gut kontrolliert haben. Wir wussten, dass wir durch Konter immer gefährlich sein können. Wir haben unsere Möglichkeiten nicht super ausgespielt, es war nicht so, dass wir mehrere 100-prozentige Torchancen hatten, aber wir hatten gute Gelegenheiten. In den vergangenen Wochen hat uns ausgezeichnet, dass wir vor dem Tor sehr konsequent waren. Das war heute nicht der Fall. Dadurch haben wir Paderborn im Spiel gehalten. Unterm Strich würde ich aber sagen, dass es verdient war.
Wie kam es zu der taktischen Idee, mit Dreierkette zu agieren?
Kimmich: Paderborn verteidigt im 4-4-2-System. Mit einer Dreierkette gegen zwei Stürmer anzugreifen, ist dann etwas einfacher. Ich glaube, dass Paderborn etwas überrascht war. Wir hatten sehr viel Raum, gerade über unsere Außenbahnen. Allerdings haben wir nicht immer die perfekte Lösung gefunden.
Kimmich: Anspruch muss sein, auf verschiedenen Positionen zu spielen
Wie hat es sich für Sie angefühlt, wieder in der Innenverteidigung zu spielen?
Kimmich: Das ist schon eine Weile her, trotzdem muss es mein Anspruch sein, dass ich auf verschiedenen Positionen spielen kann. Letzten Endes war es okay.
Läuft es insgesamt mit einer Viererkette besser?
Kimmich: Eine Top-Mannschaft muss auch verschiedene Systeme draufhaben und muss auf den Gegner reagieren können. Auch, wenn in erster Linie der Plan ist, dass die Gegner sich an uns orientieren müssen. Angesichts unserer Personalsituation mit einigen verletzten und gesperrten Spielern, haben wir mal etwas anderes ausprobiert.
Waren es dennoch zu viele Experimente, so kurz vor einem wichtigen Champions-League-Spiel?
Kimmich: Das kann man locker abschütteln. Mit solchen Veränderungen bleiben wir variabel, was dazu führt, dass es für den Gegner schwieriger ist, sich auf uns einzustellen. Ich begrüße sowas.
Paderborn kommt als Aufsteiger spielfreudig daher. Macht es Spaß, gegen solch eine Mannschaft zu spielen, die sich nicht nur hinten reinstellt?
Kimmich: Normalerweise igeln sich Aufsteiger hinten ein und wollen über Standards oder Konter zum Torerfolg kommen. Paderborn spielt auch sehr gefährliche Konter, will aber dennoch von hinten herausspielen. Ich habe schon viele Spiele gesehen, in denen sie phasenweise belohnt wurden, aber das gute Ergebnis nicht über die Zeit bekommen haben. Trotzdem macht es Spaß, ihnen zuzuschauen. Auch im Hinspiel war es für unsere Verhältnisse zu ausgeglichen. Man erwartet von uns, dass wir gegen den Tabellenletzten deutlicher und souveräner gewinnen, aber als neutraler Beobachter kann man nur lobende Worte für Paderborn finden. Ich drücke ihnen die Daumen, dass sie es schaffen, dass ihre Spielweise am Ende belohnt wird.
Joshua Kimmich: Fehler in der Bundesliga werden knallhart bestraft
Welche Lehren ziehen Sie aus diesem Spiel für die anstehende Partie am Dienstag gegen Chelsea?
Kimmich: Man kann immer Lehren ziehen. Man sieht, dass Fehler in der Bundesliga knallhart bestraft werden und dass wir gegen jeden Gegner Probleme bekommen können, wenn wir nicht am Limit spielen - selbst, wenn es sich um den Tabellenletzten handelt. Wir müssen vorne unsere Möglichkeiten besser nutzen, dann haben wir auch einen ruhigeren Abend. So war es in den letzten Wochen, heute ist es uns nicht gelungen.
Wie schätzen Sie Chelsea ein?
Kimmich: Sie haben einen guten Mix zwischen jungen und gestandenen Spielern. Sie waren in den vergangenen Wochen vielleicht nicht sonderlich konstant, aber ein Champions-League-Spiel ist natürlich immer etwas anderes - es startet von null. Natürlich wollen wir dort gewinnen.