Es lief die 14. Minute dieses Bundesligaspiels des FC Bayern bei der TSG Hoffenheim, das nicht wegen des Spiels in Erinnerung bleiben wird, sondern wegen des noch nie dagewesenen Nichtangriffspakts der beiden Mannschaften in der Schlussphase. Die Spieler zeigten Solidarität mit Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp, der von Fans des FC Bayern zuvor beleidigt worden war.
Es lief also die 14. Minute und da fragte man sich schon, wen Joshua Zirkzee im Sturmzentrum des FC Bayern eigentlich zu ersetzen gedachte. Wie er die Hereingabe von der rechten Seite annahm, wie er sich einmal um die eigene Achse (und seinen Gegenspieler Sebastian Rudy) drehte und den Ball dann zum 3:0 ins Tor schoss, erinnerte schon bedenklich an ihn. Genau, an den besten Stürmer der Vereinsgeschichte. An Gerd Müller, der für seinen FC Bayern einst 515 Tore in 575 Spielen schoss.
Ihn musste Zirkzee natürlich nicht ersetzen, Müllers Abschied vom FC Bayern liegt bekanntlich schon 41 Jahre zurück. Ersetzen musste Zirkzee Robert Lewandowski, den mit 230 Toren in 275 Spielen nach Müller zweitbesten Torschützen der Vereinsgeschichte. Er hatte sich beim 3:0-Sieg im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Chelsea einen Anbruch der Schienbeinkante am linken Kniegelenk zugezogen und muss deshalb rund vier Wochen pausieren.
Hansi Flick lobte Joshua Zirkzee schon vor dem Spiel
Die Optionen von Trainer Hansi Flick lauteten: Einen der ungelernten Mittelstürmer Thomas Müller oder Serge Gnabry in die Mitte beordern? Oder dem 18-jährigen Zirkzee vertrauen? Flick entschied sich für letztere Option.
"Er hat sich gut entwickelt. Er ist einer, der den Ball halten kann, aber auch gut im Abschluss ist", sagte Flick vor dem Spiel. "Wir hoffen, dass er unbekümmert spielt und Selbstbewusstsein zeigt." Und wie er diese Hoffnungen erfüllte! Zirkzee stand also erstmals in seiner Karriere in der Startaufstellung des FC Bayern und spielte so, als wäre er schon zu Zeiten Müllers mit dabei gewesen - Gerds, nicht Thomas'.
Bei den Treffern von Serge Gnabry (2.) und Joshua Kimmich (7.) hatte er bereits seine Füße im Spiel, den dritten schoss er in Müller-Manier schließlich selbst. Nach seinen zwei Jokertoren zum Ende der Hinrunde beim SC Freiburg und gegen den VfL Wolfsburg war es sein dritter Treffer innerhalb von nur 26 Bundesligaminuten. Schneller erreichte die Drei-Tore-Marke lediglich Erling Haaland (24 Minuten).
Benötigt hat Zirkzee für diese drei Treffer lediglich drei Schüsse. Eine Statistik, die er sich während seiner verbliebenen Einsatzzeit in Hoffenheim aber kaputtschoss. Vier Mal probierte er sich noch, einmal mit der Hacke und einmal per Lupfer, aber ein weiterer Treffer gelang ihm nicht. Immerhin war er noch an der Entstehung von Philippe Coutinhos 4:0 beteiligt. "Es war nicht top, aber gut", analysierte Flick.
Reservetrainer Sebastian Hoeneß: "Ein besonderer Stürmertyp"
Es waren aber nicht nur seine Beiträge zu den Toren, die ihn für das Spiel des FC Bayern in Hoffenheim so wichtig machten. Es war auch sein starkes Ballfixieren mit dem Rücken zum Tor. Zirkzee weiß es perfekt, seine 1,93 Meter Körpergröße einzusetzen.
"Er ist definitiv ein besonderer Stürmertyp, den es nicht mehr so häufig zu finden gibt. Er ist groß und athletisch, verfügt aber dennoch über einen weichen Bewegungsablauf und eine starke Technik. Zudem ist er beidfüßig", sagte Sebastian Hoeneß neulich im Interview mit SPOX und Goal. Er ist sein Trainer beim FC Bayern II, wobei man aktuell sagen muss: sein Ex-Trainer.
Lief Zirkzee in der Hinrunde noch größtenteils für die Reservemannschaft auf, steht er seit der Winterpause eigentlich permanent im Profikader. Für die Spiele gegen den KFC Uerdingen (3:0) und den Halleschen FC (6:1) machte er zwei Ausnahmen und traf jeweils prompt. Weitere Einsätze werden in näherer Zukunft nicht dazukommen, zu wichtig ist Zirkzee wegen Lewandowskis Verletzung auf einmal für Flicks Profimannschaft.
Erweist sich die Lewandowski-Verletzung als Glücksfall?
Womöglich erweist sich dessen rational gesehen so bitterer Ausfall im Saisonendspurt gar als Glücksfall für den FC Bayern. Fünf weitere Spiele wird Lewandowski aller Voraussicht nach noch verpassen. Vertraut Flick Zirkzee weiterhin, sind das fünf Chancen für ihn, sich noch mehr in den Vordergrund zu spielen.
Nach seiner Rückkehr wird Lewandowski den Posten im Sturmzentrum natürlich wieder einnehmen. Womöglich gibt es bis dahin mit Zirkzee aber einen deutlich etablierteren Ersatzmann als bisher. Einen, den Flick bei möglichen Rückständen in den entscheidenden Saisonspielen mit bestem Gewissen einwechseln kann und der mit seiner körperlichen Wucht und Abschlussstärke für Gefahr sorgt. Eine echte Alternative.
Als Müller und Lewandowski so alt waren wie Zirkzee heute, waren sie von diesem Status übrigens noch weit entfernt: Der eine spielte beim TSV 1861 Nördlingen in der Bezirksliga Schwaben, der andere bei Znicz Pruszkow in der 2. polnischen Liga.
DFB-Pokal: Das Viertelfinale im Überblick
Datum | Uhrzeit | Heim | Gast |
Dienstag, 3.3 | 18:30 | 1. FC Saarbrücken | Fortuna Düsseldorf |
Dienstag, 3.3 | 20:45 | FC Schalke 04 | FC Bayern München |
Mittwoch, 4.3 | 18:30 | Bayer 04 Leverkusen | 1. FC Union Berlin |
Mittwoch, 4.3 | 20:45 | Eintracht Frankfurt | Werder Bremen |