Lasse Günther vom FC Bayern München im Porträt: "Robben-Parallelen lassen sich schwer vermeiden"

Von Dennis Melzer
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Lasse Günther ist gerade 17 Jahre alt geworden, wirbelt aber schon in der U19 des FC Bayern München. SPOX stellt das Juwel vor, das mit Arjen Robben verglichen wird.

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Mindestens vier Arme schnellen wie auf Kommando in die Höhe. Böse Blicke in Richtung Schiedsrichter-Assistent, der sich vom Reklamieren der Tottenham-Hintermannschaft jedoch nicht aus der Ruhe bringen lässt. Nein, der schlaksige Blondschopf namens Lasse Günther, der seine Kontrahenten soeben im Londoner Regen stehengelassen hatte, war nicht aus dem Abseits gestartet, sondern schlicht zu schnell für alle Verfolger.

Ein Szenario, das sich an diesem Oktobertag vergangenen Jahres noch diverse Male wiederholen sollte. Günther, zu jenem Zeitpunkt 16 Jahre alt und zweitjüngster Spieler auf dem Feld, narrte die Defensivreihe der Jung-Spurs mehrfach und steuerte zwei Treffer zum 4:1 der Bayern U19 im Youth-League-Gruppenspiel bei. Auffällig: Der Rechtsaußen zog seine Dribblings häufig nach einem Muster auf, das unweigerlich an Klub-Legende Arjen Robben erinnerte - Ballannahme, Mitnahme nach innen, Abschluss mit links.

"Meine Vorbilder sind eher Kylian Mbappe und Kingsley Coman", sagte Günther jüngst zwar, als er von der Sport Bild mit dem Robben-Vergleich konfrontiert wurde. Dennoch hätten die gezogenen Parallelen zum Niederländer ihm "ein Lachen ins Gesicht gebracht". Verständlich, gibt es doch vermutlich kaum etwas Schöneres für einen jungen Spieler, als in einem Atemzug mit einer der prägendsten Vereins-Figuren des vergangenen Jahrzehnts genannt zu werden.

Lasse Günther: Robben-Parallelen schwer zu vermeiden

Bayern-Nachwuchschef Jochen Sauer drückt diesbezüglich etwas auf die Bremse. "Ich glaube, es hilft keinem Talent erstmal weiter, wenn es schon in frühen Jahren mit einem Weltklassespieler verglichen wird", sagt er im Gespräch mit SPOX und Goal. Sauer räumt jedoch ein: "Dass man bei Lasse Parallelen zu Arjen zieht, lässt sich aufgrund seiner Spielweise allerdings schwer vermeiden." Sauer spielt damit auf die augenscheinlichen Stärken des Offensivmannes an, der als 13-Jähriger vom FC Augsburg in die Jugend des deutschen Rekordmeisters wechselte.

"Lasse besticht vor allem durch seine Schnelligkeit und Dynamik, er ist wirklich außergewöhnlich schnell für sein Alter", erklärt Sauer. "Ich spiele auf dem linken und auf dem rechten Flügel, meine Stärken sind meine Schnelligkeit und mein Abschluss", sagt der Rohdiamant mit Blick auf seine Qualitäten und die Ausbeute von acht Treffern in 21 Pflichtspielen. Er führt stolz aus: "Meine Höchstgeschwindigkeit ist 35km/h. Das ist eine gute Schnelligkeit."

Verbesserungsbedarf sieht Campus-Boss Sauer - trotz aller Vorzüge - hingegen im technischen Bereich. "Da hat er noch Entwicklungspotenzial." Entwicklungspotenzial, das in der A-Jugend schneller und besser entfaltet werden soll als in der U17, für die Günther aufgrund seines Alters theoretisch noch spielen dürfte.

Campus soll FCB-Talenten zum Sprung zu den Profis verhelfen

"Er kann sich athletisch schon gut gegen die U19-Verteidiger durchsetzen. Er hat einen sehr guten Abschluss. Sowohl mit links als auch mit rechts schießt er hart und präzise", lobt Sauer und hebt eine Eigenschaft heraus, über die Robben nicht verfügte: Beidfüßigkeit. Sauer schränkt aber gleichzeitig ein: "Um bei seinem Tempo fußballerisch sauber zu spielen, muss er noch präziser und konzentrierter werden. Das lernt er in der U19 besser, weil er da stärkere Gegenspieler hat. Da kann er sich nicht den Ball einfach vorlegen und seinem Gegenspieler weglaufen."

Dass die verheißungsvollen Spieler beim FC Bayern möglichst früh bereits in den älteren Jahrgängen zum Einsatz kommen sollen, gehört spätestens seit Eröffnung des Campus im Jahr 2017 zum Konzept der Münchner. Der FCB lechzt nach eigenen Nachwuchskickern, die den Sprung zu den Profis packen. David Alaba gilt nach wie vor als letztes Talent, das dies bewerkstelligte, sofern man Alphonso Davies nicht in die Wertung einbezieht.

Zuletzt drängten immer wieder Youngster in den Mittelpunkt. Joshua Zirkzee erzielte in 170 Einsatzminuten beispielsweise drei Bundesligatore, Bright Arrey-Mbi durfte als 16-Jähriger mit ins Wintertrainingslager nach Katar. "Es gibt ein gemeinsames Ziel, das im Vordergrund steht. Das heißt: Spieler entwickeln, die in naher Zukunft für den Profi-Kader infrage kommen könnten", sagte Ex-U19-Trainer Sebastian Hoeneß, der mittlerweile für die Bayern-Zweitvertretung in der 3. Liga verantwortlich zeichnet, vor einigen Monaten im Interview mit SPOX und Goal. Dank des modernen Nachwuchsleistungszentrums im Norden der Isar-Metropole seien die "richtigen Weichen gestellt", um diesem Auftrag gerecht zu werden.

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Lasse Günther: "Klar guckt man auf die Wechselgerüchte"

Zur Erfüllung besagten Auftrags könnte künftig auch Günther einen Teil beitragen, der die Situation bei den Profis schon ganz genau beobachtet. "Klar guckt man schon mal, was es für Wechselgerüchte gibt bei den Bayern", verrät er in der Sport Bild, ergänzt jedoch in aller Bescheidenheit: "Aber es ist sicher noch zu früh, zu denken: Der nimmt mir jetzt den Platz weg, der ist ein Konkurrent. Es ist noch ein sehr weiter Weg."

Auf diesem steht für den Flügelflitzer auch neben dem Platz noch die eine oder andere Hürde, die es zu überspringen gilt. Allen voran der Schulabschluss genießt aktuell Priorität.

"Lasse ist ein guter Junge aus einem bodenständigen Elternhaus", sagt Sauer. "Er ist sehr ehrgeizig und zielstrebig, was sich auch daran zeigt, dass er sein Abitur machen möchte." Bodenständigkeit, Ehrgeiz und Zielstrebigkeit, drei Eigenschaften, über die auch ein gewisser Arjen Robben bekanntermaßen verfügte.

Lasse Günther vom FC Bayern im Steckbrief

Geburtsdatum (Alter)21.3.2003 (17)
Größe1,83 Meter
PositionRechtsaußen
U17-Länderspiele/Tore2/2
Bisherige VereineJugend FC Augsburg, Jugend FC Bayern
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