"Hansi Flick hat der Mannschaft wieder Leben eingehaucht. Davor hatte man den Eindruck, manche Spieler wollten gar nicht mehr so richtig. Es ist sein größtes Verdienst, dass alle wieder in Schwung sind und einfach Freude vermitteln", sagte Beckenbauer, der am kommenden Freitag seinen 75. Geburtstag feiert, im FCB-Mitgliedermagazins 51.
Flick habe "eine sehr menschliche Seite, er weiß genau, wie man all die Weltmeister und Seriensieger erreicht, wie man mit ihnen sprechen muss. Das Triple kam jetzt nicht von ungefähr". Auch nach acht Meisterschaften in Folge glaube er nicht, dass die Gier auf Titel nachlassen wird: "Das ist die ganz hohe Kunst, ein Zeichen von herausragender Mentalität und herausragendem Willen. Ich habe nicht den Eindruck, dass diese Burschen schon satt sind."
Die Weichen für diese Erfolge seien in den 60er-Jahren bereits gelegt worden, der FC Bayern bleibe "in seiner Stabilität unübertroffen" und "insgesamt eine einzige Erfolgsstory". Beckenbauers räumte ein: "Es gab mal Rückschläge, etwa dass man mal nicht Meister wurde, und die eine oder andere schmerzhafte Niederlage - aber was ist das schon?"
Beckenbauer, der das Fußballspielen beim SC 1906 München in unmittelbarer Nähe zu seinem Elternhaus lernte, plante eigentlich 1958 einen Wechsel zu 1860 München. Der einfache Grund: "Ich bin in Giesing aufgewachsen, und das ist 60er-Gebiet. Der FC Bayern kam aus Schwabing - das war für uns weit, weit weg. Ludwig Zausinger, Kurt Mondschein, später kam Petar "Radi" Radenkovic dazu - das waren unsere Helden", sagte er über die ehemaligen Spieler der Löwen.
Beckenbauer verzichtet nach "Watschn" auf Wechsel zu 1860
Alles änderte sich jedoch bei einem Spiel der SC-Schülermannschaft gegen die Löwen: "Deren Mittelläufer war nicht sehr freundlich zu mir, und im Spielverlauf kam irgendwann mein Jähzorn durch. Er gab mir dann eine Watschn, und da stand für mich fest: Ich geh nicht zu 1860! Es war keine schlechte Entscheidung im Nachhinein, denke ich."
Nach 13 Jahren für die Bayern-Profis zog es den Kaiser 1977 für drei Jahre nach New York zu Cosmos, bis heute ist der Big Apple für Beckenbauer eine "Traumstadt. Ich konnte zu Fuß zur Met spazieren, der Tänzer Rudolf Nurejev wohnte Tür an Tür mit mir, ich traf Andy Warhol, Barbra Streisand, Placido Domingo. Mit meinem Mitspieler Carlos Alberto ging ich oft in den Central Park. New York in den 70ern - es gab keine schönere Zeit".