Außerdem: Bayerns Ambitionen bei der Klub-WM, sein Umgang mit Corona und was Thomas Müller so besonders macht.
Serge, Sie haben zuletzt gegen Hoffenheim nach langer Zeit mal wieder ein Bundesliga-Tor erzielt. Was ist in diesem Moment von Ihnen abgefallen?
Serge Gnabry: Ganz viel Last. Viel Freude kam in mir auf, weil ich eine wirklich lange Zeit kein Tor erzielt hatte. Es waren auch viele Spiele dabei mit vielen Chancen, nach denen ich mich extrem geärgert habe, weil der Ball einfach nicht mehr reingehen wollte, auch wenn ich es mit aller Gewalt versucht habe. Daher war es ein schönes Gefühl, wieder zu treffen. Am wichtigsten ist aber, dass wir als Mannschaft gut gespielt und gewonnen haben.
Kann man solche Phasen erklären, in denen der Ball einfach nicht ins Tor will?
Gnabry: Ich kann es mir eigentlich nicht erklären, weil ich echt viele Chancen hatte. Speziell eine fällt mir ein aus dem Spiel gegen Wolfsburg, bei der ich vom Fünfmeterraum schieße und einer noch auf der Linie klärt. Der Ball wollte einfach nicht rein, das kommt mal vor. Über die letzten Jahre ist er eigentlich immer ganz gut ins Netz gegangen und ich hoffe, dass das jetzt auch wieder los geht.
Gnabry: Wagner "macht beides mittelgut bis sehr gut"
DAZN-Experte Sandro Wagner hat Sie beschrieben als "geradliniger Explosions-Außenspieler" und vor allem betont, dass Sie immer schnell den Torabschluss suchen und gar nicht viele Finten schlagen. Geben Sie ihm da Recht?
Gnabry: Da würde ich ihm schon einigermaßen Recht geben. Ich versuche immer, eine Aktion zu kreieren, die zum Torerfolg führt oder einen Mitspieler in eine gute Position bringt. Manchmal wäre eine Finte vielleicht hilfreicher, um vorbei zu kommen, aber der Sinn des ganzen Spiels ist es ja, Tore zu machen. Deshalb bin ich immer sehr fokussiert aufs Tor.
Was haben Sie sich von Sandro Wagner abgeschaut?
Gnabry: Er hält die Bälle sehr gut. Wenn ich in der Nationalmannschaft ganz vorne spiele, versuche ich, es ähnlich zu machen wie er und die Bälle festzumachen. Aber natürlich besteht zwischen uns ein kleiner Unterschied, was die Körpergröße angeht (lacht). Und sein Ehrgeiz hat mich sehr beeindruckt. Sandro flachst zwar viel, das weiß jeder - aber wenn es um Training oder Spiele ging, hat er immer Vollgas gegeben. Das rechne ich ihm hoch an.
Was macht er besser: Über Fußball reden oder Fußball spielen?
Gnabry: Er macht beides mittelgut bis sehr gut. (lacht) Nein, ich habe ihn schon ein paar Mal bei DAZN gehört und das gefällt mir sehr gut. Sandro ist ja ein redegewandter Mensch. Ich finde es ein bisschen schade, dass er uns damals verlassen hat, weil er sehr gut zur Mannschaft gepasst hat. Ich hätte ihn gerne noch länger hier gehabt.
Sandro hat bezüglich Bayerns Spielstils zuletzt angemerkt, dass man aktuell weniger konstant über das ganze Spiel hinweg presst und die Rückwärtsbewegung dafür häufiger im Vollsprint absolviert. Würden Sie das so unterschreiben?
Gnabry: Der Stil verändert sich ja eigentlich je nach Gegner immer ein bisschen. Letztes Jahr waren wir wirklich in einem Flow drin, den wir uns erarbeitet haben und in dem alles lief. Dann hast du nach einer so erfolgreichen Spielzeit eine neue Saison, in der alles wieder von Null los geht. Ich denke schon, dass wir noch guten Fußball spielen und wir haben in jedem Spiel viele Chancen. Wir sind im Moment vielleicht nicht so konsequent, wie wir es letzte Saison waren. Und wenn der Gegner dann mal ein Tor macht, kippt das Momentum und das macht uns gerade das Leben ein bisschen schwerer.
Serge Gnabry über die Defensivprobleme des FC Bayern
Haben Sie als Mannschaft zuletzt an der Problematik der vielen Gegentore gearbeitet? Ich denke da vor allem an die Tore gegen Gladbach, wo man sehr hoch stand und die Borussia mit einem Pass hinter die Abwehrkette frei auf das Tor zulaufen konnte.
Gnabry: Wenn man so viel Ballbesitz hat in der gegnerischen Hälfte, das Spiel kontrolliert und so hoch steht, besteht immer ein gewisses Risiko, dass gerade Mannschaften wie Gladbach mit schnellen Spielern im Umschaltspiel genau das ausnutzen. Das wird immer vorkommen, wenn wir diesen Spielstil durchziehen. Natürlich müssen wir zusehen, solche Situationen zu verhindern, indem wir die Bälle nicht zu einfach verlieren. Und hinten müssen wir vielleicht ein bisschen eher antizipieren, wann ein solcher langer Ball vom Gegner kommen kann, um uns besser abzusichern.
Das Thema Corona ist leider nach wie vor sehr präsent. Was macht die aktuelle Situation mit Ihnen persönlich und wie gehen Sie damit um?
Gnabry: Irgendwie muss man sich eben daran gewöhnen, auch wenn es einem viel Lebensqualität nimmt. Man kann seine Kontakte nicht mehr in dem Maße pflegen, wie man das gerne tun würde. Man kann sich nicht mehr unbeschwert bewegen, bestimmte Dinge nicht mehr einfach mal erledigen. Ich denke, da geht es uns ähnlich wie allen anderen. Wir haben aber noch das Glück, dass wir jeden Tag zur Arbeit fahren können, unser Training und unsere Spiele fortsetzen können. Daher geht es uns vielleicht einen Tick besser. Wenn ich nur noch zuhause im Home Office wäre und da unser Fahrrad-Programm durchziehen müsste, wäre ich wahrscheinlich ein bisschen schlechter drauf. Aber zum Glück sind meine Familie und ich gesund. Wir müssen einfach darauf hoffen, dass so wenige Corona-Fälle wie möglich hinzukommen und so bald wie möglich wieder Normalität zurückkehrt.