FC-Bayern-Transferziel Jahkeele Marshall-Rutty: Schon jetzt der nächste Alphonso Davies

Von Daniel Buse
Einer wie "Phonzie"? Jahkeele Marshall-Rutty ist Landsmann von Bayern-Linksverteidiger Alphonso Davies - und offenbar auch auf der Transferliste des FCB.
© imago images/Sports Press Photo / getty images

Die Entwicklung von Jahkeele Marshall-Rutty verläuft ähnlich schnell wie die seines Landsmannes Alphonso Davies. Europas Top-Klubs sind alarmiert - darunter auch der FC Bayern.

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2004 stand Shaquille O'Neal in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA noch voll im Saft. Mit seinen 2,16 Meter und den entsprechenden Kilos auf den Rippen war der Center im Trikot der Los Angeles Lakers eine echte Urgewalt, die kaum zu stoppen war und sich in jenem Jahr den MVP-Titel im All-Star-Game sicherte.

Der Riese beeindruckte nicht nur die Lakers-Fans, Mitspieler und Gegner, sondern allem Anschein nach auch die Eltern eines kleinen Jungen, der im Juni 2004 in Brampton, einer kanadischen Großstadt vor den Toren Torontos, das Licht der Welt erblickte. Herr und Frau Marshall-Rutty gaben ihrem Sohn den Namen 'Jahkeele', was sich anders als das Original schreibt, aber sehr ähnlich ausspricht.

Der Wunsch, dass der Nachwuchs ebenfalls eine erfolgreiche Sportler-Laufbahn einschlägt, dürfte bei der Namenswahl eine große Rolle gespielt haben - und Nomen ist in diesem Fall wirklich Omen: Jahkeele Marshall-Rutty steht vor dem internationalen Durchbruch, allerdings nicht als Basketballer, sondern als Fußballer.

Vom Äußerlichen her ist er dabei jedoch eher das komplette Gegenteil von "Shaq Attack": Mit seinen 1,65 Meter ist Marshall-Rutty mehr als einen halben Meter kleiner als das Original - und er dürfte auch deutlich weniger als die Hälfte der Kilos O'Neals auf den Platz bringen.

Auch der FC Bayern interessiert sich für Marshall-Rutty

An der Größe und dem Gewicht könnte sich allerdings noch etwas ändern, denn Marshall-Rutty, der für den MLS-Klub Toronto FC spielt, ist erst 16 Jahre alt und damit noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen. Das gilt auch für seine fußballerischen Fähigkeiten. Doch was die interessierten Scouts bislang gesehen haben, hat ihnen gereicht, um den Flügelspieler als heißestes Talent Nordamerikas in seiner Altersklasse einzuordnen.

Nach Informationen von SPOX und Goal haben zahlreiche europäische Schwergewichte Marshall-Rutty bereits aus der Nähe beobachtet und sind interessiert - darunter Manchester United, Manchester City, Juventus, Porto und der FC Bayern München.

Dass ausgerechnet die Bayern einen genauen Blick auf Marshall-Rutty geworfen haben, ist fast schon logisch. Denn der FCB hat mit einem anderen Talent aus Kanada beste Erfahrungen gemacht: Alphonso Davies kam Anfang 2019 als gerade 18-Jähriger für zehn Millionen Euro Ablöse von den Vancouver Whitecaps - und startete nach einer Eingewöhnungsphase sensationell durch. Der als Offensivspieler geholte 'Phonzie' wurde zum Linksverteidiger umfunktioniert und glänzt seitdem auf dieser Position. "Er hat den Weg für junge Spieler wie mich bereitet", sagt Marshall-Rutty zu SPOX und Goal.

Davies selbst ist erst 20 Jahre alt, aber Marshall-Rutty muss nun damit leben, als "der nächste Alphonso Davies" bezeichnet zu werden. Mit seinem steilen Aufstieg in der letzten Zeit hat er zu diesen Vergleichen aber auch reichlich Anlass gegeben: Schon mit 14 Jahren unterschrieb er einen Profi-Vertrag bei der Zweiten von Toronto, mit 15 ging es für ihn in den Kader der Ersten und mit 16 feierte er sein Debüt in der MLS. Im vergangenen Monat wurde er zu einem Trainingscamp von Kanadas Nationaltrainer John Herdman eingeladen und damit zum jüngsten Nominierten aller Zeiten - denn er war zu diesem Zeitpunkt fünf Tage jünger als Alphonso Davies.

Alphonso Davies hat bei Bayern den Durchbruch geschafft.
© getty
Alphonso Davies hat bei Bayern den Durchbruch geschafft.

Marshall-Rutty: "Dieser Rekordkram ist nicht entscheidend"

"Dass ich mit ihm immer verglichen werde, ist natürlich eine Ehre. Aber mich interessiert das nicht wirklich, dass ich als jüngster Spieler Geschichte geschrieben habe", gesteht Marshall-Rutty. "Das Wichtigste ist, dass ich mich auf den Fußball konzentriere. Dieser ganze Rekordkram ist am Ende ja doch nicht entscheidend", fügt er hinzu. Marshall-Rutty lässt ganz einfach seine Füße sprechen - und beeindruckt dabei die Leute, so wie es früher sein Fast-Vornamensvetter O'Neal unter dem Korb getan hat.

"Viele Fußballer haben technisch ähnlich viel drauf. Aber die Fähigkeit, das auch unter Druck in den wichtigen Momenten zu zeigen, ist das, was ich von ihm im Trainingscamp gesehen habe", schwärmt Nationaltrainer Herdman im Gespräch mit SPOX und Goal. Marshall-Rutty ist am Ball hochbegabt, kann die Kugel auch im Vollsprint ohne größere Probleme mitnehmen und kontrollieren.

An den einen besonderen Moment im Trainingslager erinnert sich Nationalcoach Herdman noch ganz genau: "Er hat ein Tor wie Marco van Basten gemacht", berichtete er von einem Volleytreffer nach der Machart des berühmten Tores des Niederländers im EM-Finale 1988. "Das ist ein 16-Jähriger, dem gestandene Spieler zuschauen. Viele Jungs hätten den Ball angenommen und wären dieses Risiko gar nicht eingegangen", sagt Herdman anerkennend.

WM 2026 als ganz großes Ziel

Der nächste Schritt für Marshall-Rutty soll der logische sein: Für ihn gilt es nun, in der MLS für Toronto zu regelmäßigen Einsätzen zu kommen und sich mit der gewonnenen Erfahrung auf einen Wechsel nach Europa bestmöglich vorzubereiten. Denn über den Atlantik wechseln darf Marshall-Rutty - genau wie Davies - erst, nachdem er 18 geworden ist.

Im übernächsten Sommer ist es so weit - und nur vier Jahre später steht das große Ziel an, auf das jedes kanadische Talent hinarbeitet: Die WM 2026 findet in den USA, Mexiko und Kanada statt. "Das Tollste für mich ist, dass ich die perfekte Zeit erwischt habe, um der Welt zu zeigen, was ich kann", blickt Marshall-Rutty schon einmal weit voraus.

Gemeinsam mit Alphonso Davies will er dann auf der größtmöglichen Fußball-Bühne für Furore sorgen - und wenn das klappt, werden im Frühling 2027 vielleicht kleine Jahkeeles das Licht der Welt erblicken, denen von ihren Eltern eine ähnlich erfolgreiche Sportkarriere gewünscht wird wie einem kleinen Flügelflitzer aus Kanada.

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