Seit 2013 haben die Bayern jede Saison die deutsche Meisterschaft feiern können, nach dem Remis von RB Leipzig gegen Eintracht Frankfurt am Sonntag sieht es auch in diesem Jahr wieder gut aus: Derzeit hat der Rekordmeister vier Punkte Vorsprung auf den ärgsten Verfolger.
Im kicker konnte sich Kahn, der mit den Bayern als Spieler insgesamt acht Meistertitel feierte, auch drastische Änderungen vorstellen, um den nationalen Wettbewerb spannender zu machen. Darunter auch Playoffs im Kampf um die Meisterschaft und eine "Anpassung der 50+1-Regelung", um mittels Investoren die finanziellen Möglichkeiten der Konkurrenz zu erhöhen. Kahn: "Da sollte es auch in der Bundesliga keine Denkverbote geben."
Kahn: Auch Bayern "nicht im Fußball-Schlaraffenland"
Die finanziellen Möglichkeiten der Bayern hätten unter der Corona-Pandemie ebenfalls enorm gelitten, sagte der dreimalige Welttorhüter: In dieser Saison hält es sich noch in Grenzen", erklärte er, "in der kommenden Saison werden wir die Schleifspuren der Corona-Krise zu spüren bekommen."
Einen Verlust von 100 Millionen Euro hatte Präsident Herbert Hainer schon im vergangenen Herbst befürchtet, und die Rückkehr der Zuschauer in die Stadien ist weiterhin nicht in Sicht.
Dementsprechend müssten auch die Bayern "in Zukunft genau kalkulieren", betonte Kahn: Sein Klub lebe "nicht mehr in einem Fußball-Schlaraffenland, wo Milch und Honig unbegrenzt fließen."
International pochte Kahn darauf, "dass die Financial-Fairplay-Regelungen strikt angewendet und sogar noch stringenter gemacht werden". Nur so könne der Fußball gesunden. Besonders die Spielergehälter dürften nicht noch weiter steigen.
Kahn begrüßt Reform der Champions League
Kahn begrüßt die vielfach kritisierte Reform der Champions League. "Der aktuelle Vorschlag der UEFA ist ein sehr ausgewogener Kompromiss. (...) Es ist ein sportlich attraktiver Modus", sagte Kahn. Das "Schweizer Modell" sieht ab 2024 eine Art Liga mit 36 statt wie bisher 32 Mannschaften vor. Die Kritik vor allem von Fan-Seite hatte sich an dieser "Aufblähung" aber auch daran entzündet, dass Top-Klubs nach dem Verpassen der Königsklasse in ihrer jeweiligen Liga eine Art Wildcard bekommen könnten.
Die Sorge einiger Fußball-Experten, dass sich die Fans wegen der Pandemie und derartiger Diskussionen dauerhaft vom Fußball abwenden könnten, teilt Kahn nicht. Die Menschen würden "sehr schnell wieder zum Gewohnten zurückkehren", und dazu gehörten auch Stadionbesuche. "Dass es zu einer nachhaltigen Um- oder Neuorientierung kommt, bezweifle ich", sagte er.
Dennoch sieht auch Kahn Reformbedarf. "Mehr weibliche Führungskräfte würden dem Fußball guttun", sagte er etwa. Eine Gehaltsobergrenze sei wohl nicht möglich, stattdessen hält er aber "softere Beschränkungen für Gehälter innerhalb von Financial Fairplay" für denkbar. Außerdem betonte der designierte Münchner Vorstandschef (51), in der Diskussion über Anpassungen der 50+1-Regelung und die Neuverteilung von TV-Geldern dürfe es "keine Denkverbote geben".
Aussagen von Oliver Kahn über die Zukunft von Lewandowski, Neuer und Müller gibt es hier.
Aussagen von Oliver Kahn über Pini Zahvi und Hansi Flick gibt es hier.