"Ich habe keine Erwartungen, dann werde ich auch ncht enttäuscht", antwortete Julian Nagelsmann in den vergangenen Wochen immer wieder schmunzelnd auf die Frage, ob sich der FC Bayern nach den Verpflichtungen von Dayot Upamecano, Omar Richards und Sven Ulreich denn nicht noch einmal verstärken müsse.
Lange hatte es den Anschein, als könnte der neue FCB-Coach am Ende der Transferperiode durchaus Grund zur Enttäuschung haben. Die Verantwortlichen um den umtriebigen Sportvorstand Hasan Salihamidzic führten zwar einige Sondierungsgespräche mit verschiedenen Beratern, gingen aber nie in konkrete Verhandlungen - einerseits aus Respekt vor der coronabedingt erschwerten finanziellen Situation, verbunden mit zu geringen Einnahmen durch Spielerverkäufe; andererseits, weil sie keine weiteren Panikkäufe der Kategorie Bouna Sarr tätigen wollten.
So wechselte zum Beispiel der in der französischen Medienlandschaft als Münchner Transferziel auserkorene Amine Adli, Flügelspieler des FC Toulouse, letzten Endes zum Ligarivalen Bayer Leverkusen, während sich Salihamidzic und Co. gar nicht erst um Transferkandidaten fürs zentrale Mittelfeld wie Borussia Mönchengladbachs Florian Neuhaus oder den nun von Stade Rennes zu Real Madrid transferierten Eduardo Camavinga bemühten.
Der Sabitzer-Transfer ergibt für den FC Bayern Sinn
Ein Tag vor der Schließung des Transferfensters kam der Rekordmeister schließlich doch aus seiner Deckung hervor, um die explizit von Nagelsmann gewünschte Verpflichtung von Marcel Sabitzer einzutüten. Ein aus sportlicher Sicht sinnvoller und wichtiger Transfer, gerade für Nagelsmann, der Sabitzer nach zweijähriger Zusammenarbeit bei RB Leipzig bestens kennt. Der 34-Jährige dürfte nun rundum mit seinem Kader zufrieden sein.
Sabitzer schließt rein positionstechnisch nämlich zwei, durch die Abgänge von David Alaba, Javi Martinez und Douglas Costa eröffnete Baustellen auf einen Schlag: Der 27-jährige Österreicher kann sowohl im zentralen Mittelfeld als Ergänzung zu Joshua Kimmich und Leon Goretzka agieren und ist darüber hinaus auch eine Option für die offensiven Außenbahnen, um Serge Gnabry, Kingsley Coman, Leroy Sane und Jamal Musiala zu entlasten.
FC Bayern: Klares Signal an Tolisso, Cuisance und Roca
Der Transfer darf zugleich als klare Botschaft an Corentin Tolisso, Michael Cuisance und Marc Roca verstanden werden. Das Trio dürfte unter Nagelsmann nun noch weniger Aussichten auf Einsätze haben.
Roca, zuletzt am Sprunggelenk verletzt, soll nach einer verkorksten Debüt-Saison unter Hansi Flick nun eine faire Chance unter Nagelsmann bekommen, könnte im Winter aber schon zu einem Kandidaten für eine Leihe oder einem Verkauf werden. Er muss sich sputen.
Die beiden Franzosen Tolisso und Cuisance stehen hingegen schon länger auf dem Abstellgleis, haben bislang aber keine passenden Abnehmer gefunden. Tolisso, der nun in sein letztes Vertragsjahr geht, kann sportlich immer noch eine passable Rolle im zentralen Mittelfeld einnehmen, gerade wenn er fit ist. Cuisance jedoch droht nun mindestens vier Monate lang die Bank, die Tribüne - oder Regionalliga-Fußball unter der Regie von Martin Demichelis.